Autor Thema: Finale  (Gelesen 900 mal)

Sufnus

Finale
« am: November 20, 2018, 15:20:37 »
Finale

Das Mal, das ich jetzt auf der Stirne trag,
schlug einst Dein Herz in einer Gottsekunde
als Sterbezeichen und als Fleischeswunde.

Und leitet mich das Auge aus dem Tag
ins nachtumschlossne Ungeschehenmachen,
werd ich recht gern vom langen Schlaf erwachen,

wend mich im Gehn nochmal zur Welt und sag
das Glück mit Tränen auf, den Gram mit Lachen,
portables Du, Scheiß auf die Siebensachen!

So komme endlich, was da immer mag:
Ich steh beim fünften Akt noch fest zum Bunde
im Lebenslang bis in die letzte Stunde.
« Letzte Änderung: November 20, 2018, 17:53:38 von Sufnus »

Agneta

  • Gast
Re: Finale
« Antwort #1 am: November 22, 2018, 20:29:23 »
das Leben als Bühnenstück in 5 Akten...
Wortwahl und Resumee gefallen mir sehr gut, lieber Sufnus, vor allen auch das "portables Du. Scheiß auf die Siebensachen!".
Ein Ausklinker aus dem Pathetischen.
Ich mag sowas.
LG von Agneta

Erich Kykal

Re: Finale
« Antwort #2 am: November 23, 2018, 14:55:10 »
Hi Suf!

Das Leben als langer Schlaf, der Tod als Erwachen - gefällt mir, auch wenn ich nicht an ein Nachleben glaube, zumindest nicht hirnseitig. Aber das Hirn hat in solchen Momenten ja ohnehin eher Pause ...

Sehr gern gelesen!  :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Sufnus

Re: Finale
« Antwort #3 am: November 26, 2018, 12:30:09 »
Ihr Lieben!
Dein herzliches Dankeschön für Eure Anmerkungen! :)
Freut mich, Agneta, dass Dir der kurze Abschweif ins Deftige auch zusagt - i. d. T. ein probates Mittel, um einen zu hochgetönten hohen Ton etwas zu erden. :)
Und ähnlich wie eKy glaube auch ich persönlich nicht an ein transzendenten Nachleben im Jenseits, das Erwachen vom Lebensschlaf mag sich also ganz im Sinne des Autors für alle Materialisten unter uns auf den Prozess des Sterbens beziehen und nicht auf den Zustand des Gestorbenseins. Wer dies allerdings anders liest, hat - ohne darauf angewiesen zu sein - genauso meinen... Segen... möge da jeder nach seiner Facon sein Seelenheil finden. :)

Curd Belesos

Re: Finale
« Antwort #4 am: Januar 29, 2019, 21:48:24 »
Moin Sufnus,

meine Gedanken gingen beim Lesen in eine andere Richtung:

Der Liebhaber wird aus Eifersucht von seinem Revolver Herzliebchen in einer Gottsekunde der Unbeherrschtheit  erschossen, punktgenau zwischen die Augen.

Das "nachtumschlossenen Ungeschehenmachen" ist für mich die Dunkelheit des Todes, dem er sich bewusst wird, so dass erauf die Siebensachen des Lebens scheißen kann.

Trotzig jedoch die Betrachtungsweise "so komme endlich, was da immer mag“  Der fünfte Akt ist längst vorbei, "Ich steh noch fest im Bunde“ ist der letzte Aufschrei, das letzte Wollen.

Die erste Strophe hat eine faszinierende Anziehung für mich, sie ist auch der Schlüssel für mich zur weiteren Betrachtung.

LG
CB
Nur wenn du frei bist " IF " ....dann bist du ein Mensch

Sufnus

Re: Finale
« Antwort #5 am: Januar 30, 2019, 13:44:24 »
Moin Curd! :)
Gewalttätig aber stimmig, dieser interpretatorische Angang... zwar nicht meine Lesart... gefällt mir aber!  ;D
Danke!
S.

Moin Sufnus,

meine Gedanken gingen beim Lesen in eine andere Richtung:

Der Liebhaber wird aus Eifersucht von seinem Revolver Herzliebchen in einer Gottsekunde der Unbeherrschtheit  erschossen, punktgenau zwischen die Augen.