Autor Thema: Tide  (Gelesen 856 mal)

Agneta

  • Gast
Tide
« am: Februar 03, 2019, 11:10:30 »
Tide

Hat sich gedrängt im vagen Überfluss
Als kleiner Teil des großen Überhanges,
als Trittbrettfahrer eines Neuanfanges,
sich eingeleibt im wohlig warmen Regenguss.

Was sich verspülte zwischen Nacht und Tag,
sie niemals drängte an des Felsens Wände,
und fein gecremte Hände sprechen Bände
von dem, was nie in ihren eignen Händen lag.

Hat sich gedrängt und über, über fließt,
was ihr trotz Überhang doch nie gelang:
Das echte Neu im ewig alten Zwang,
das ihr die Flut nun vor die müden Füße gießt.

Für B.


Erich Kykal

Re: Tide
« Antwort #1 am: Februar 03, 2019, 11:32:09 »
Hi Agneta!

Inspiriert von Sufnus? Ein schönes Werk mit wohlklingender Sprachhabung!

Ja - der ewige Trott, der uns blind und taub macht, für die Chancen, wenn sie denn mal kommen! Die Gewöhnung an den Alltag im Überfluss, die uns zu träge macht, das Leben wertzuschätzen uns darin zu bewegen!

Sehr schön verdichtet!

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Curd Belesos

Re: Tide
« Antwort #2 am: Februar 03, 2019, 13:11:43 »
Liebe Agneta,
die Tide des Lebens zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt, zwischen Überfluss, Barmherzigkeit und Not.
Trefflich beschrieben.

LG
CB
Nur wenn du frei bist " IF " ....dann bist du ein Mensch

Sufnus

Re: Tide
« Antwort #3 am: Februar 03, 2019, 16:45:16 »
Interessant, dass eKy eine Inspiration bei mir verortet... das kann ich nun nicht aus diesen schönen Zeilen herauslesen... aber sie berühren mich und sprechen mich an - fühle mich eher selbst inspiriert denn als Inspirationsquelle. :)

Agneta

  • Gast
Re: Tide
« Antwort #4 am: Februar 04, 2019, 21:27:54 »
ihr Lieben, Erich Curd und Sufnus,

lieben Dank für eure Einlassungen zu diesem Gedicht, das von niemanden inspiriert ist. Ich schrieb es Anfang 2017 für eine Freundin, die mit dem Resumee ihres Lebens offenbar nicht klar kam und sich so veränderte, dass die Freundschaft daran zerbrach. Lange habe ich Gründe dafür gesucht und kam zu dem Schluß, dass sie wohl zu den Menschen zählte, die in ihrem "Meer des Lebens" nichts persönlich Erwähneswertes für sich fanden, nichts erreicht zu scheinen haben , auf das sie zurückblicken und an dem sie sich selbst festmachen können. Dies könnte  nicht wenigen so gehen und darum hielt ich es für ein interessantes philsophische Thema für ein Gedicht.
Dies war die Intention des Werkes, die aber möglicherweise  nicht klar genug rüberkommt. Nur eine langjährige Musenfeundin in einem gtoßen Forum hat es punktgenau entschlüsselt.
Vielleicht müsste ich die letzte Strophe ändern, zulasten der gleichmäßigen Struktur:

hat sich gedrängt und über, über fließt,
was ihr trotz Überhang doch nie gelang
und ihr die Flut nun vor die müden Füße gießt:
Das echte Neu im ewig alten Zwang.

Was meint ihr? LG von Agneta


« Letzte Änderung: Februar 04, 2019, 21:32:09 von Agneta »

Erich Kykal

Re: Tide
« Antwort #5 am: Februar 04, 2019, 22:21:40 »
Hi Agneta!

Die ursrüngliche Version mit umfassendem Reim gefällt mir besser.

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

wolfmozart

Re: Tide
« Antwort #6 am: Februar 09, 2019, 11:49:02 »
Hallo Agneta,

ein absolut hochkarätiges Werk.
Die Technik ist sowieso in Ordnung, aber die Sprache beeindruckt mich sehr.

Lieben Gruß wolfmozart