Autor Thema: Das Mühlviertel  (Gelesen 723 mal)

Erich Kykal

Das Mühlviertel
« am: Juli 15, 2019, 22:39:07 »
Tiefes Land, granitdurchgliedert,
rauer Stein aus alten Zeiten,
rundgeschnitzt von Ewigkeiten,
grasbehaart und baumbefiedert.

Urnatur fasst aus den Schatten
dunkler Wälder in die Matten
weit verstreuter Menschensitze,
die sich in die Szene mischen,
Ausgelieferte, wie zwischen
Winterfrost und Sommerhitze.

Hartes Land, aus tiefen Quellen
speist sich herbes Überdauern,
alter Wesen Zauber lauern
um der Ahnen Feierstellen.

Wildes Land, warst niemals ganz
Menschen untertan im Tanz
ungezählter Jahreszeiten,
wo der alten Geister Träume
rauschend durch die Zwischenräume
deiner grünen Hügel schreiten.
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Sufnus

Re: Das Mühlviertel
« Antwort #1 am: Juli 23, 2019, 13:53:34 »
Spannendes Formspiel, lieber eKy!
Hätte sich nicht S2 dazwischengemogelt, wäre es ein Sonett und noch dazu sehr schön durch die dreimalige Anrufung des Mühlviertes (Tiefes Land, Hartes Land, Wildes Land) gegliedert. S2 wirkt für mich durch den etwas anderen Klang und die fehlende Anrede des Landes wie ein dicker Findling, der als eine Art Solitär inmitten der Landschaft ruht. Gibt es dort solche eiszeitlichen Relilkte?
Sehr gerne gelesen!
S.
« Letzte Änderung: Juli 23, 2019, 17:29:59 von Sufnus »

Erich Kykal

Re: Das Mühlviertel
« Antwort #2 am: Juli 23, 2019, 23:47:10 »
Hi Suf!

Das ist mir tatsächlich noch nie aufgefallen, aber du hast recht! Das sind alles Sonettbausteine, bloß dass die Terzette zusammengenommen sind zu Sechszeilern!

Das Werk ist von irgendwann um 2005 herum, eins meiner frühen "Neuen", als ich von Sonetten noch keinen Schimmer hatte und beim Schreiben auch gar nicht daran dachte! Wahrlich ein seltsamer Zufall, aber ungelogen! Damals ließ ich mich noch ganz vom Sprachrhythmus leiten, und Reimschemata ergaben sich intuitiv beim Dichten der ersten Strophe, bloß dass ich sie dann für den Rest des Textes beibehielt oder in alternierendem Regelmaß variierte.

Eine frappierende Koinzidenz!  :D - Danke für diesen interessanten Augenöffner!

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: Das Mühlviertel
« Antwort #3 am: August 03, 2019, 16:15:49 »
Sehr schön, lieber Erich, bringt das Gedicht zum Ausdrück,

wie hier die Verwitterung und der Widerstand dagegen die Landschaft geformt und diese seine Bewohner und ihren Zauberglauben geprägt hat. Fast glaubt man nach dem Lesen, bei euch noch auf Zyklopen zu treffen.

Sehr gern gelesen.
LG g


Erich Kykal

Re: Das Mühlviertel
« Antwort #4 am: August 03, 2019, 16:53:12 »
Ja, Gum, das sind die, die ein Auge zudrücken!  ;) ;D
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Sufnus

Re: Das Mühlviertel
« Antwort #5 am: August 03, 2019, 17:16:19 »
*über das zugedrückte Auge kicher*  ;D