Autor Thema: Ein neuer Tag  (Gelesen 999 mal)

Erich Kykal

Ein neuer Tag
« am: Juli 18, 2019, 20:46:13 »
So bleiern dräut der Morgen,
ein neuer Tag bricht auf,
webt still die alten Sorgen
in seinen jungen Lauf.

Hab mir ein Lieb gefunden
von Jugend und Gesicht,
versüßt die alten Wunden,
doch macht sie heiler nicht.

So sickern meine Stunden
durch jeden neuen Tag,
weil meine alten Wunden
kein Lieb mir heilen mag.
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: Ein neuer Tag
« Antwort #1 am: Juli 19, 2019, 06:05:52 »
Das ist schön! So ganz im Stil der Romantik, lieber Erich.

Mit Freude gelesen.
LG g

Martin Römer

  • Gast
Re: Ein neuer Tag
« Antwort #2 am: Juli 19, 2019, 08:52:15 »
Guten Morgen, gutes Adlerlein......

Ich inhaliere alles ein: den Ausflug in die Romantik, dann die Nüchternheit (die Fischlein), jetzt Jugendwerke gewissermaßen. Was ist nur mit dir los?

Mich umschwirrte ein Laut von "genuines Talent..." und voilà..... Du siehst, dass ich auch schon seit einiger Zeit dabei bin!
Wie die Verse über das Mühlviertel mir bereits vertraut.
Aber jedenfalls: halt ein, halt ein! möchte man ganz sachlich zurufen, denn wer sollte dieser Fülle Herr werden?

Aber sehr anmutig, dass der Geist nicht immer auf Hochtouren fahren soll. 
Ich versuche ja, Halb-Halb-Sachen grundsätzlich auszuschließen und da kann eine blondgelockte Charis ohne Gleichklang seelischen Durstes nicht überzeugen.
Wahrscheinlich war das Ladyannelieselein der Gipfel des Gelückes.

Ja, unschuldig elegisch-romantisch...... fast fliegt einem ein arkadischer Caspar-David-Friedrich zu.....
Ein letzter Punkt: ob die Diktion der Anfangszeit irgendwie ehrlicher und poetisch gesehen rechtschaffener war?
Erhabenheit und auch diese Spirale von These und Antithese ("sei wie das Kind, doch sei auch der Erfahrung....") sind hier noch in grauem Nebel verborgen.
Aber das würde wohl einer umfangreichen Überlegung bedürfen, für die ich momentan nicht in der Stimmung bin.
So schließe ich: schön, diese schwungvolle kleine Perle gelesen haben zu dürfen.

Am Rande seis noch gesagt: wie ergeht es mir säuerlich! Das Schicksal gibt mir Flügelchen wie Grabesbrodem immerzu. Ich werde mich der "anderen Sachen" noch annehmen, sei gewiss.


Bis dahin - viele Grüße
M.

Erich Kykal

Re: Ein neuer Tag
« Antwort #3 am: Juli 19, 2019, 10:50:02 »
Hi Gum, Martin!

Dies ist eins meiner ganz Alten - ich publizierte es zwar erstmals um 2005, aber im Kopf gedichtet (und später daheim aufgeschrieben) habe ich es irgendwann in den Neunzigern, am Morgen auf der Zeltwiese auf einem Rockertreffen in Niederösterreich, nach durchzechter Nacht.

Es liegt also irgendwo in der Mitte zwischen dem arroganten Geschreibsel meiner Jugendjahre und meinem 2. dichterischen Frühling nach der Jahrtausendwende, als ich über 20 Jahre so gut wie nichts schrieb.

Warum ich das "alte Zeux" jetzt einstelle? Als ich in die Foren ging, gingen mit der Abschaltung von Foren oder meinem Weggang irgendwo meine "frühen" Werke sozusagen verloren. In den aktuellen Foren fehlen also so ca. die ersten 2 Jahre meiner erneuten poetischen Aktivität. Die aus meiner Sicht schönsten Gedichte reichte ich damals zwar sozusagen nach, aber bei weitem nicht alle.
Jetzt dachte ich mir, da ich in letzter Zeit ohnehin weniger schreibe (abgesehen von tageweisen "Ausbrüchen" von Kreativität), könnte ich die "oiden Hadern" doch so peu á peu nachreichen, auch um sie meinem aktuellen Stil sozusagen gegenüberzustellen.

Vielen Dank für euer Interesse!  :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Martin Römer

  • Gast
Re: Ein neuer Tag
« Antwort #4 am: Juli 19, 2019, 11:43:39 »
Ja, halli hallo nochmals..... heut bin ich schnell mit dem Wort!

Dies ist eins meiner ganz Alten - ich publizierte es zwar erstmals um 2005, aber im Kopf gedichtet (und später daheim aufgeschrieben) habe ich es irgendwann in den Neunzigern, am Morgen auf der Zeltwiese auf einem Rockertreffen in Niederösterreich, nach durchzechter Nacht.


Jap!
Du wiederholst dich auch von Zeit zu Zeit..... aber das ist ja nur logisch.

Auch sind mir die Bildlein davon - in einem dieser untergegangenen Foren veröffentlicht - noch gut im Auge. Herrlich unmajestätisch, ohne Eitelkeit, oder von sonstigen Wolken umschlichen - wenn ich das so sagen darf.

Dabei sticht eigentlich sofort ins Auge, dass auch das ein nettes Thema für Plausch und Strophen wäre.
Rockmusik ist die von mir quasi verabscheuteste Musikrichtung.
Auch hörte ich beizeiten was von "ich lebte Jahre unter Bildungsfernen" und so weiter.

Machen wir da jetzt kein großes Ding draus - das andere Thema mit den menschlichen Eskapaden und Genuß wie Verzweiflung am Dasein glitzert auch noch in meinem Auge.
Aber jener Kontrast scheint doch auch interessant zu sein.
Wie sagte Lady Anneliese: und wenn du mir die Pistole auf die Stirn gesetzt hättest, erkannt hätte ich dich niemalen.......

Was die jetzige Zivilisation und Zivilen anbelangt, werde ich natürlich wieder daran erinnert, dass wir uns möglicherweise in einer Endzeit befinden.
Aber auch ansonsten - ich könnte nicht sozusagen auf verschiedenen Hochzeiten tanzen.

Es geht nicht um "Gosse, Gosse!"..... dennoch liefe es auf den altbekannten "Chemieunterricht" hinaus, wenn ich mich mit Leuten umgeben müsste, wo Verlangen und Kultur nicht wirklich untereinander harmonisch wären.

Die zarte Dichterseele inmitten der harten Biertrinkenden - ich harre des philosophischen Sonetts samt schönen Details.  ;)

Erich Kykal

Re: Ein neuer Tag
« Antwort #5 am: Juli 19, 2019, 17:56:36 »
Hi Martin!

Um dies klarzustellen: Ich habe Bildungsferne bestenfalls "besucht" - 15 Jahre Bikerszene mit Treffen oder Clubbesuchen übers Wochenende sind zu wenig, um behaupten zu können, unter ihnen gelebt zu haben.

Abgesehen davon sage ich, auch wenn es arrogant klingen mag, derlei als nackten Fakt, ohne jede Hybris. Diese Menschen sind mir nicht weniger wertvoll und achtbar, nur weil sie nie studiert haben, und die durchschnittliche Häufigkeit von Heiligen und Arschlöchern ist in etwa dieselbe wie in allen anderen sozialen Konglomeraten.

Ich habe das - vielleicht seltene - Talent, alle Menschen, die sich mit mir einlassen, so nehmen zu können, wie sie sind (von ein oder zwei Ausnahmen abgesehen, ich bin auch nur ein Mensch ...  ::)), ohne ihnen im Geiste ein Etikett umzuhängen und dementsprechend zu behandeln. Vielleicht bin gerade deshalb als Lehrer beliebt: meine Kids fühlen sich von mir, obwohl ich sie zuweilen auch augenzwinkernd disse und verkohle, immer als Menschen ernst genommen und spüren, dass sie mir vertrauen können.

Für mich waran also Lehrberuf und Rockerfeste, Ehrenkodex der Biker und bürgerliche Existenz nie ein Widerspruch - sie existieren für mich einfach parallel, auch in mir selbst. Seltsam vielleicht - aber sind wir das nicht alle?  ;)

LG, eKy
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Martin Römer

  • Gast
Re: Ein neuer Tag
« Antwort #6 am: Juli 20, 2019, 06:07:50 »
Wo frisches Treiben sich mit hehrem Mildesein
verkettet, kann es einem wahrlich nur behagen.
Ich hörte auch mein teures Annelieselein
von deiner Seele stets das Gütiglichste sagen.

Suspektheit ist zum Allerweltsgefühl zerronnen,
ich habe meinen Leib durch Schnee und Sturm getragen
und suche nun nach Häfen, nimmermehr nach Sonnen.
So siehst du mich noch oft – erkoren wie erschlagen.


Gutenmorgengruß
vom
Adm. in spe  :)

Erich Kykal

Re: Ein neuer Tag
« Antwort #7 am: Juli 20, 2019, 18:21:03 »
Hi Martin!

Vielen Dank für die freundlichen Zeilen!  :)

LG, eKy
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Sufnus

Re: Ein neuer Tag
« Antwort #8 am: August 26, 2019, 11:46:12 »
Hi eKy!
Hier möchte ich mich doch auch nochmal mit einer Rühmpreisung anhängen! Das sind wunderbare Verse in ihrem einfachen, aber gar nicht simplen, Ton. Interessant ist der übergreifende Reim in Strophe 2 und 3.
Mit Genuss gelesen! :)
S.

Erich Kykal

Re: Ein neuer Tag
« Antwort #9 am: August 26, 2019, 13:59:30 »
Hi Suf!

Dies ist eins der wenigen Werke aus meiner über 20-jährigen "stummen" Phase zwischen den Achtzigern und dem neuen Millennium, entstanden irgendwann in den Neunzigern auf dem Zeltplatz eines Bikertreffens, am restalkigen "Morgen danach" ...  ;) ::) (UUps - hab ich ja oben schon erwähnt ...

Vielen Dank für deinen freundlichen Beitrag"!  :)

LG, eKy
« Letzte Änderung: August 26, 2019, 14:01:07 von Erich Kykal »
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