Autor Thema: Menschenbenützer  (Gelesen 628 mal)

Erich Kykal

Menschenbenützer
« am: Oktober 24, 2019, 19:22:30 »
Ich muss immer Abschied nehmen
von den Menschen, die mich lieben,
bin bei keinem noch geblieben,
lebe zu sehr in Extremen.

Weiß zu gut um meine Schwächen,
all die Makel, die mich mindern,
kann mein Fallen nicht verhindern,
bis sich alle Fehler rächen.

Ich muss immer Abschied nehmen
von den Freunden, den Genossen,
wie aus taubem Erz gegossen
bleibe ich im Unbequemen.

Träge überfliegt mein Kreisen
reife Felder, bunte Wiesen,
doch ich lande nie auf diesen,
muss die Fülle von mir weisen.

Ich muss immer Abschied nehmen,
weil ich alle, die mich grüßen,
leiden lasse oder büßen,
ohne mich dafür zu schämen.

Lebenslang bei guter Führung:
Lautlos liegen meine Sinne
wie die Fäden einer Spinne
auf der Lauer nach Berührung.
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Copper

Re: Menschenbenützer
« Antwort #1 am: Oktober 26, 2019, 09:05:05 »
Hallo Erich,

Menschenbenützer.

 Schöner Titel und ein sehr interessantes Gedicht. Wir sind alle Menschenbenützer, Selbstverwirklicher. Menschen kosten einander viel Energie. Dann gibt es noch diese Seelenvampire die dir die letzte kraft nehmen.

Danke für dein Werk.

mfG. Copper.

Erich Kykal

Re: Menschenbenützer
« Antwort #2 am: Oktober 26, 2019, 10:45:43 »
Hi Copper!

Vielen Dank für das positive Feedback!

Als junger Mensch vor allem war ich so: Ständig auf der Lauer nach geeigneten Sexualpartnern, die ich dann benützte, natürlich in beiderseitigem Einverständnis, aber meinerseits immer ohne Liebe, ohne emotionale Beteiligung. Begehren war mir genug. Dass viele Menschen allerdings tiefere persönliche Beziehungen anstreben, ging völlig an mir vorbei. Ich war ein Menschenbenützer (okay, ich ließ mich auch gern mal benutzen, wenn's befriedigend war) und dachte mir nichts weiter dabei. Ich war damals völlig hermetisch, emotional autark - und nahm irgendwie scheinbar an, alle anderen müssten genauso sein.
Ich war so sicher ich wüsste, wie es zugeht auf der Welt ...
Dass ich viele, die sich mir nähern wollten, verletzte, indem ich sie "zurückstieß" (so empfanden sie mein Desinteresse an Bindung), wurde mir lang nicht bewusst.

Das Abschiednehmen war von mir gewollt, aus mehreren Gründen, aber ein gewisser Teil von mir hat wohl auch darunter gelitten, auch wenn mir das im damaligen jugendlichen Überschwang, im Kokon meiner Egozentrik und dem natürlichen Misstrauen des jahrelanges Mobbingopfers nicht so sehr naheging. Im Nachhinein betrachtet ist mir das Verlieren von Freunden oder möglichen Beziehungen zur Gewohnheit geworden, bis ich mich endlich ganz aus dem "Menschenspiel" zurückzog.


LG, eKy
« Letzte Änderung: Februar 23, 2021, 23:34:54 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.