HI Agneta!
Du hast es getroffen!
Die beiden letzten Strophen sind eigentlich obsolet, denn das Forum ist mittlerweile wieder online. Hab mich zunächst gefreut, auch weil ich endlich ein paar Kommis zu meinen Gedichten bekommen hatte (dort kommentierte mich kaum noch jemand), bis ich merkte, dass man mein Archiv ohne mein Wissen oder Einverständnis zensiert hatte - mehrere Gedichte mit dort unwillkommenem politischen Inhalt (gegen AfD, Nazis und Islamophobie) waren während der Sperre entfernt worden - um "den Frieden zu wahren", wie man mir sagte, und ich solle von nun an solche Themen nicht mehr berühren, da es in einem Gedichteforum um Lyrik gehe und nicht um Politik. (Meine Gedichte GEGEN den Islam oder die Fehler der aktuellen Regierungen Europas wurden interessanterweise nicht entfernt ...)
Argument war, ich hätte mich eh nur mit bestimmten anderen Autoren "gefetzt", und man wolle keinen Streit mehr. Aufrichtigerweise muss man zugestehen, dass deren Werke auch zensiert wurden, aber das macht für mich die Tat an sich nicht erträglicher.
Mag sein, dass ein Forenbetreiber das in die Regeln eingeschriebene Recht dazu hat - das moralische Recht hat er in meinen Augen nicht. Ich fühlte mich wie jemand, der heimkommt und feststellen muss, dass Einbrecher da waren. Witztig die Benachrichtigung, man würde mir die entfernten Werke gern per Email zuschicken, wenn ich dessen bedürfte - etwa so, als riefe mich der Einbrecher hinterher an, um mir mitzuteilen, er hätte nur "aufgeräumt", das Diebesgut aus meinem Haus für wertlos befunden und würde es mir auf Anfrage gern jederzeit per Paketdienst retournieren, solang ich es im Keller verstaue, wo es keiner mehr sehen kann ...
Mein Schreiben wider Herzenskälte, Grausamkeit und Intoleranz wurde mir als "fanatische Verstiegenheit jenseits aller politischen Korrektheit" ausgelegt, und ich solle froh sein, dass mich niemand verklagt hätte von denen, die ich mit meinen Versen beleidigt hätte. Man schien ernsthaft meinem Ansinnen gegenüber völlig verständnislos, so als wäre meine Sicht der Dinge gar nicht vorstellbar ...
Dazu kam zuletzt: In über 10 Jahren hatte ich mich dort selten beschwert, aber wenn, dann mit aus meiner Sicht guter Begründung. Nun wurde ich hingestellt, als wäre ich wie ein greinendes Kleinkind ständig gelaufen gekommen, um mir vom Oberonkel helfen zu lassen, wenn irgendwer "böse" zu mir war. Oder hätte mit meinen (seltenen) Beschwerden nur versucht, manipulativ jene loszuwerden, die mir opponierten. Nebenbei: Fast alle, über die ich mich je beschwerte, sind später geflogen, nicht meinetwegen, sondern weil sie wirklich unzurechnungsfähig oder boshaft waren, trollig oder ätzend.
10 Jahre Engagement ...
Da denkt man, man wäre jemanden nach so langer Zeit freundschaflich verbunden, könnte mit moralischer Unterstützung rechnen für aufrichtige Meinung - nur um irgendwann feststellen zu müssen, dass man sich da was vorgemacht hat. So lang ich brav funktioniert habe und mit guter, aber politisch unverfänglicher Lyrik Leser ins Forum brachte, war ich der "gute Junge vom Dienst", aber sobald ich mich gegen die neue harte Rechte wandte, zerbröselten schlagartig alle Sympathien. Man sollte meinen, dass gebildete und sensible Dichter grundsätzlich ein Gefühl für Menschwürdigkeit, Menschenwerte und moralische Intergität hätten, aber ich musste erkennen, dass manche wohl selbst rechte Agenten oder Mitläufer sind - oder zu naiv, verbohrt oder dumm, um zu erkennen, wem sie nachlaufen und das Wort reden.
Und das sage ich nicht, weil ich ein "linksliberaler Spinner" wäre, wie mir unter vielem anderem unterstellt wurde, sondern ausschließlich aus allgemeinen ethischen und sozialen Erwägungen - weil ich erkenne, wie herzkalt, brutal und widerlich entmenschlichend diese patridiotischen Holzköpfe reden und agieren! Zieh dir mal ein paar Bierzeltreden von Bernd Höcke rein, dann weißt du, was ich meine ...
Und von den noch rechteren Strömungen wie NPD und noch extremeren Nazigruppierungen reden wir gar nicht erst - die wünschen sich längst neue KZs, weil sie, wie sie stolz behaupten, bis 45 nicht alle erwischt hätten, die ausgerottet werden sollten!
Na gut - man will dort ein flurbereinigtes, apolitisches Forum, eine geistes- und meinungskastrierte Wohlfühlzone für Schweizimitanten und Blümchendichter (das Etikett musste ich selbst lange Jahre mit mir rumschleppen!). Das könnte ich vielleicht noch ertragen - aber der Überfall auf mein Archiv war für mich unerträglich, sozusagen der letzte Sargnagel, und keine noch so "logischen" Erklärungen ändern da was daran. Das war ein Akt der Verstümmelung, der Zensur, eine entwürdigende Breitseite willkürlicher Machtausübung.
Ich werde jenen Hallen jetzt erst mal sehr lange fernbleiben. Nicht, weil ich jemanden bestrafen will, aus Revanche oder anderen niederen Gründen. Einfach, weil ich mich unverstanden, verletzt und zu Unrecht beschuldigt fühle, weil ich die defaitistische Stimmung dort nicht verstehe, das Verstecken hinter unerträglich überzogener "political correctness", und weil ich mich nicht zum Schweigen bringen lasse, wenn man auf meinem Recht der Meinungs- und Redefreiheit herumtrampelt.
Ich werde versuchen, mich abzuregen, um objektiv sein zu können, falls ich es in dieser Sache jemals nicht war. Aber letztendlich wird es wohl vorbei sein. Ich schreibe ohnehin kaum noch - ein letztes Buch heuer, und das soll es dann gewesen sein. Ich werde mich im Laufe des heurigen Jahres langsam aus dem Internet verabschieden.
Weiß ohnehin, wie's laufen wird: Wenn irgendeiner von "drüben" liest, dass ich mich hier zu "Foreninterna" geäußert habe, wird man mich dort als "Verräter" brandmarken - sie erweitern ihre geistige Kleinstaaterei auch noch auf die Poesie! Das Forum ist wichtiger als das, was darin zu lesen sein sollte ...
LG, eKy