Hi Friedhelm,
damit erklärt sich natürlich die besondere metrische Form, da die diversen Alexandriner-Derivate heutzutage nicht besonders in Mode sind, dürfte der ungeübte Leser beim ersten Durchgang metrisch leicht stolpern, bis der Kniff mit der Mittelzäsur klar wird.

VG!
S.
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Und nur noch als formales Teaching in die Runde (to whom it may concern):
Als Alexandriner bezeichnet man üblicherweise 6-hebige Verse mit einer Zäsur (Sprechpause) in der Mitte, die die Verse in zwei Halbverse gliedert, wobei ein Binnreim zwischen dem ersten und dem zweiten Halbvers vorkommen kann, aber keineswegs kanonisch ist.
Der klassische französische Alexandriner ist (meines Wissens) strikt zwölfsilbig mit je sechs Silben vor und nach der Zäsur, es gibt aber - zumal in anderen Sprachen - davon Abweichungen. Bei Friedhelm haben wir übrigens sieben Silben vor und sechs nach der Zäsur.
Der in Deutschland in der Barockzeit definierte Alexandriner (quasi die "klassische" deutsche Variante) ist ein 6-hebiger Jambus (unbetont-betont) mit Mittelzäsur nach der dritten Hebung (also nicht nach einer Senkung wie in Friedhelms Beispiel), so dass der erste Halbvers in der klassischen deutschen Form sechs Silben umfasst. Der zweite Halbvers hat ebenfalls eine jambische Grundstruktur und endet entweder betont, so dass er auch sechs Silben umfasst oder unbetont (weibliche Kadenz), in dem an den letzten Jambus noch eine unbetonte Silbe "angehängt" wird (dieses Anhängen einer Extrasilbe nennt man Hyperkatalexe, ein eindrucksvolles Fremdwort

).
Bsp. für einen klassischen Alexandriner von Andreas Gryphius (bezieht sich nicht auf die Epoche der deutschen Klassik, sondern auf seine Formstrenge):
Der schnelle Tag ist hin, // die Nacht schwingt ihre Fahn'
und führt die Sterne auf, // der Menschen müde Scharen
verlassen Feld und Werk, // wo Tier' und Vögel waren,
traurt jetzt die Einsamkeit. // Wie ist die Zeit vertan!
Wo ich lesehilfhalber die zwei // hingetippt habe, ist jeweils die den Alexandriner mitdefinierende Zäsur zu lesen, ein kleines Verschnaufepäuschen.
Der Halbvers vor der Zäsur hat drei Hebungen und sechs Silben, der Halbvers nach der Zäsur hat auch drei Hebungen und je nach betontem oder unbetonten Vers-Ende entweder sechs oder sieben Silben. Voilà ein Alexandriner.
