Autor Thema: Corona (Distichen)  (Gelesen 818 mal)

Seeräuber-Jenny

Corona (Distichen)
« am: November 07, 2021, 06:32:29 »
Ganz winzig klein ist das Virus und dennoch so überaus mächtig,
   rafft fünf Millionen dahin, macht vor der Freundin nicht halt.

Spaltet die Menschen im Lande, die einig erschienen, beträchtlich.
   Hält uns den Spiegel vor, zeigt: Diese Gesellschaft ist kalt.

Nimmt sich zu wichtig und zieht, wenn’s beliebt, voller Bosheit verächtlich
   über die Anderen her, greift ungehemmt zur Gewalt.

Mensch ist dem Menschen ein Wolf, aber glaubt mir, die Haltung, die rächt sich.
   Hart sind die Zeiten, schon bald könnte er bersten, der Spalt.

Seid wie Corona, zwar klein, doch zusammen so überaus mächtig,
   so wie die Sonnenkron', hell, heiter, von schöner Gestalt.
« Letzte Änderung: November 08, 2021, 06:24:23 von Seeräuber-Jenny »
Ideale sind wie Sterne. Wir erreichen sie niemals, aber wie die
Seefahrer auf dem Meer richten wir unseren Kurs nach ihnen.
Carl Schurz

a.c.larin

Re: Corona (Distichen)
« Antwort #1 am: November 07, 2021, 07:21:38 »
Morgen Jenny,

über Distychen kann ich nicht viel sagen(da wird es Befugtere geben als mich) - über Corona weiß aber erstaunlicherweise jeder etwas! 🙄 So auch ich:

Da wir mittlerweile ca 8 Milliarden Pandemie-Experten haben, ists klar, dass das nur schwer unter einen Hit zu kriegen ist. Jeder will halt seine eigene Haut retten, so gut als möglich.

Was verblüffend ist, ist das: Wie viele Weltuntergangs-Blockbuster wurden/werden nicht gedreht und wir haben uns das genüsslich im Kino angesehen - kaum erleben wir den Blockbuster live, schon hat niemand mehr Spaß daran....
Muss wohl an der Dauer liegen. Im Kino sind sie nach anderthalb bis zwei Stunden damit fertig!
In Echtzeit braucht das wohl anderthalb bis zwei Jahrzehnte?
So viel Ausdauer hat die Alles-auf-Knopfdruck
Gesellschaft offenbar nicht!
Im Mittelalter wurden noch Kathedralen gebaut und  Baumeister wussten: Sie werden die Fertigstellung nicht erleben! Auch Gaudi wusste das noch.

Angesichts des nun beginnenden Klimawandels sollten wir uns möglicherweise erneut diese Haltung zulegen: Über uns selbst und miteinander hinaus zu bauen!

Weil, auch wenn uns die eigene Haut wichtig erscheint:  Die kann - a la longue- sowieso niemand retten.
Wir werden alle sterben!
Die einen an und mit Corona, die anderen an den Folgen eines Autounfalles, an Krebs oder Altersschwäche, an den Folgen eines Krieges oder weil sie vom eigenen Ehemann erschlagen wurden.....

Macht nicht so ein Theater! möcht ich am liebsten in die Menge rufen.
Verhaltet euch ruhig und diszipliniert, tut was nötig ist und habt Geduld.
Es wird viele kleine Schritte brauchen, um aus dem verwirbelten Fahrwasser wieder heraus zu kommen! Wenn überhaupt, dann nur so.
Jeder einzelne ist wichtig.

Auf Superhelden braucht ihr nicht zu warten.
Die gibts nur im Kino. Wir sind nur eine Ansammlung kleiner Würstchen, die die Grenzen ihrer Macht schmerzlich neu erlernen müssen.
Und wir dachten schon, wir hätten die Welt im Griff.
Ach, dummes Menschlein!
Nicht mal dich selbst, wies scheint.....

Schönen Sonntag -trotz alledem!
Lg, larin
« Letzte Änderung: November 07, 2021, 07:25:02 von a.c.larin »

Erich Kykal

Re: Corona (Distichen)
« Antwort #2 am: November 07, 2021, 10:20:08 »
Ganz winzig klein ist das Virus und dennoch so mächtig,
rafft fünf Millionen dahin, macht vor der Freundin nicht halt.

Spaltet die Menschen in unserem Lande beträchtlich.
Hält uns den Spiegel vor, zeigt: Diese Gesellschaft ist kalt.

Man nimmt sich wichtig und zieht, ach so gerne, verächtlich
über die Anderen her, greift ungehemmt zur Gewalt.

Mensch ist dem Menschen ein Wolf, aber glaubt mir, das rächt sich.
Hart sind die Zeiten, schon bald könnte er bersten, der Spalt.

Seid wie Corona, zwar klein, doch zusammen so mächtig,
wie die Sonnenkrone gar, heiter, warm und wohlgestalt.

HI Jen!

Korrektes, sauberes Metrum wäre hier:

XxxXxxXxxXxxXx
XxxXxxXxxXxxX


Deine Strophen:

XxxXxxXxxXxxXx
xXxxXxxXxxxXxxX ("xxx" hier: "macht vor der Freundin" statt "macht vor Freunden", und unbetonter Auftakt. Betont wäre auch falsch: XxxxXxxXxxXxxX)

XxxXxxXxxXxxXx
XxxXxxXxxxXxxX ("xxx"- hier ist es das "diese" statt "die")

XxxXxxXxxXxxXx (Das "Man" möchte vor dem "nimmt" eigentlich unbetont sein, daher heir: unnatürliche Betonung nötig.)
XxxXxxXx_XxxXx_X

XxxXxxXxxXxxXx
XxxXxxXxxxXxxX ("xxx"- hier ist es das "e" zuviel an "könnte")

XxxXxxXxxXxxXx
xxXxxxxXxXxXxx (Häh? Was ist dir denn hier passiert!? Okay, mit ein paar Falschbetonungen käme man auf: XxXxXxxXxXxXxx, aber viel besser ist das auch nicht.)


Angebot einer metrisch korrekten Version:

XxxXxxXxxXxxXx
XxxXxxXxxXxxX

Ganz winzig klein ist das Virus und dennoch so mächtig,
rafft Millionen dahin, macht vor Freunden nicht halt.

Spaltet die Menschen in unserem Lande beträchtlich.
Hält uns den Spiegel vor, zeigt: Die Gesellschaft ist kalt.

Man nimmt sich wichtig und zieht, ach so gerne, verächtlich
über die anderen her, greift enthemmt zur Gewalt.

Mensch ist dem Menschen ein Wolf, aber glaubt mir, das rächt sich.
Hart sind die Zeiten, schon bald könnt er bersten, der Spalt.

Seid wie Corona, zwar klein, doch zusammen so mächtig,
seid wie die Krone der Sonne so schön von Gestalt.


Nicht ganz glücklich bin ich mit den immer noch vorhandenen unnatürlichen Betonungen: S1Z1 - "ganz winzig klein", S3Z1 - "man nimmt sich wichtig" - diese Phrasen möchten eigentlich im "normalen" Sprachfluss auf Silbe 2 betont sein. Oder zumindest ist das bei besagten Wendungen eine ebenso gangbare Alternative, wodurch es beim Anlesen (gerade am Beginn) zu Missinterpretationen und damit zu metrischen Verscherungen kommen kann. Ich nenne das einen indifferenten Auftakt: Er kann betont oder unbetont angelesen werden.


Zum Inhalt:

Ja, Corona ist schon ein Leiden! Die Gesellschaft wurde durch die Weltkriege entromantisiert, und nach dem 2.WK dank der Angst der Siegermächte vor einem womöglich NOCH einmal erstarkenden Deutschland derart gründlch "föderalisiert", dass an einen gemeinsamen Strang, an dem alle ziehen, nicht mehr zu denken ist.
Nimmt man die Tendenz des deutschen Charakters zu Rechthaberei, Sturheit, Besserwisserei und allgemeinem sonstigem übersteigerten Selbstbewusstsein dazu, kommt eine kalte, egomanisch orientierte Gesellschaft heraus, wo jeder sein eigener Herr und Superstar sein möchte - oder zumindest sind die Anteile solcher Wichtigtuer und Egoschweinchen, Querstänkerer und Eigenbrötler um ein Wesentliches größer als in früherer Gesellschaft.

Die heutige ist zerstüclkelt in zig kleinste Meinungs- und Gesinnungsvereine, die kein Jota von dem abzuweichen bereit sind, was sie als ihr gutes Recht verstehen, und zum Teufel mit dem Ganzen, wenn sie nicht kriegen, was ihnen ihrer Ansicht nach zusteht!
Leider halten sehr viele den Wohlstand, die Absicherung des Staates in Schutz der Berufstätigen, Mindestlohn, Krankenversorgung, Versicherung, Rente, Redefreiheit, Demonstrationsrecht, politisches Entscheidungs- und Mitspracherecht im demokratischen System, usw. - heutzutage für derart selbstverständlich, dass sie vergessen haben, das erst der Zusammenhalt vieler über lange Zeit hinweg dies überhaupt möglich gemacht hat.

Meine (zugegeben rigide) Ansicht ist: Wer heute nach all dem Erwiesenen und Gewussten über Impfungen sowie Seuchenschutzmaßnahmen und ihre Wirksamkeit immer noch darauf beharrt, es wäre sein gutes Recht, weder Maske zu tragen noch Versammlungen zu meiden und sich 2-3x pieksen zu lassen, und wer dazu keine medizinische Notwendigkeit anführen kann ... - ist ein asoziales, gesellschaftsfeindliches Arschloch ohne jede Rücksicht auf die Folgen seines Verhaltens für andere, oder ein rettungsloser Spinner und Verschwörungstheoretiker aus Eigenverliebtheit in die dadurch gewonnene Bedeutung als "Rebell". Für beide Sorten wäre bei weiter steigenden Infektionsraten Beugungshaft die richtige Lösung, Aberkennung des Erziehungsrechts, falls sie Nachwuchs haben - sowie die Verweigerung von Intensivbetreuung im Erkrankungsfall.


Gern gelesen und beklugscheißert!  ;) :)

LG, eKy
« Letzte Änderung: November 07, 2021, 10:24:48 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

a.c.larin

Re: Corona (Distichen)
« Antwort #3 am: November 07, 2021, 11:41:05 »
Hi Erich,
da wir hier in einem deutschen Forum schreiben, solltest du deine eigene Wortwahl noch mal überdenken - du monierst hier Sturheit als der DEUTSCHEN Sache - sei dir gewiss: Es gibt genau so viele ÖSTERREICHISCHE Sturschädeln und Eigenbrötler!  Und bevor hier noch ein Konkurrenzkampf deutscher Sprache daraus wird: Sturheit, Überheblichkeit und Dominanzstreben gibt es weltweit - und aus meiner persönlichen Weltsicht seh ich da besonders viele MÄNNER in vorderster Reihe stapfen. Inwieweit uns da die Natur nicht einen gewaltigen Strich durch die Rechnung macht , und dem "sapiens sapiens", der seine eigenen Emotionen nicht bändigen kann, selber ins Hirn sch....t, vermag ich nicht  wissenschaftlich zu belegen , aber rein lebenspraktisch betrachtet siehts genau so aus: Affentheater unter alten Affen!

Wem also gehört das Revier und wer hat das Sagen?

Ich kann dir verraten, was die "alten Äffinnen"
wünschen(Und das wäre auch im Sinne unserer cyparis, in deren Gedenken diees Forum weiter geführt wird): Niemanden, der ein A....
Wort benützt in der Öffentlichkeit, oder anderen zornigen Unrat, der nur einer Sache dient: Dem Kampf gegeneinander!

Wie wärs, wenn wir uns einfach mal wieder beruhigen, jeder sich selber?

Runter von den Bäumen, ihr Affen!
Wir haben wahrlich Besseres zu tun.

LG, Larin

Erich Kykal

Re: Corona (Distichen)
« Antwort #4 am: November 07, 2021, 12:04:26 »
Hi larin!

Keine Sorge - ich rechne Österreich als deutschsprachiges Gebiet durchaus zum buntgemischten "deutschen Kultur- und Charakterraum"!  ;D

Was mir nicht klar ist: Warum du in letzter Zeit so überkritisch zu sein scheinst, was meine Wortwahl oder meine (behaupteten bis von anderer Seite unterstellten) Hintergründe für meine Art zu kommentieren betrifft. Habe ich dich irgendwie gekränkt?

Oder liegt hier neuerdings wirklich schon JEDES Wort auf der Goldwaage überzogenen Gutmenschentums und freiflottierender "political correctness"?


Dass man nicht wirklich alle ein einen Topf werfen kann und nicht verallgemeinern darf, weiß ich. Auch, dass die sog. "Charaktereigenschaften der Völker", die manche ihnen so gern klischeehaft zusprechen, im Grunde ein Blödsinn sind. Wenn ich derlei schreibe, gehe ich davon aus, dass auch der (hoffentlich gebildete und intelligente) Leser das realisiert hat und durchschaut, dass ich nur um des Arguments willen persiflierend pauschalisiere.

Und müssen wir wirklich Geschlechterrollen diskutieren? Ich bin wirklich der Letzte, den man als Chauvinisten bezeichnen könnte.

Grüße mit ?,

eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

hans beislschmidt

Re: Corona (Distichen)
« Antwort #5 am: November 07, 2021, 14:08:00 »
das is ja toll und man mag es gar nicht glauben, obwohl die Diskussion im Ansatz notwendig und ein Gedicht dazu hilfreich und befruchtend ist .... oder sein sollte.

Aber wenn die Entgleisungen derart abstruse Formen annehmen ...

Zitat
ein asoziales, gesellschaftsfeindliches Arschloch ohne jede Rücksicht auf die Folgen seines Verhaltens für andere, oder ein rettungsloser Spinner und Verschwörungstheoretiker aus Eigenverliebtheit in die dadurch gewonnene Bedeutung als "Rebell". Für beide Sorten wäre bei weiter steigenden Infektionsraten Beugungshaft die richtige Lösung, Aberkennung des Erziehungsrechts, falls sie Nachwuchs haben - sowie die Verweigerung von Intensivbetreuung im Erkrankungsfall.
 

kann ich nur den Kopf schütteln, denn das steht in etwa im T4 Reichseuthanasiegesetz nach den Vorgaben des Reichsgesundheitsministers und SS Obergruppenführers Leonardo Conti drin.

Alles natürlich zur Gesundheit des Volkes.
"Gesunde" Menschen einsperren und ihnen die Kinder wegnehmen?
Kannst du dir gar nicht ausdenken ...
« Letzte Änderung: November 07, 2021, 14:10:55 von hans beislschmidt »
"Lyrik braucht Straßendreck unter den Fingernägeln" (Thomas Kling)

a.c.larin

Re: Corona (Distichen)
« Antwort #6 am: November 07, 2021, 14:28:31 »
Hi Erich,
du hast mich nicht gekränkt - womit auch?
Und ja - ich habe an einer gewissen Wortwahl und Vorhangsweise Kritik geübt. Das empfindest du jetzt als "überkritisch"?
(Ich hoffe, du hast auch bemerkt, dass ich mich auch an anderer Stelle kririsch eingebracht habe?)

Ich muss sagen, dein zweiter Post hier liest sich schon ganz anders als der erste - dort stand was von Deutschland und nicht " deutschsprachiger Raum" - und geklungen hat es so, als ob du Wut im Bauch hättest und über diesen Umweg einer bestimmten Person
(nicht mir.😉) eine reinwürgen hättest wollen.

Ich denke, dass du wusstest, wen du mit "Arschloch" meinst - und ich denke aber auch,
dass es klug wäre, in dieser etwas aufgeheizten Corona-Debatte (oder sollte da ein anderer "Kampfschauplatz" nachwirken?)einen Gang zurückzuschalten und auf Persiflierungen zu verzichten.
Kein Brand wurde je gelöscht, indem man Öl ins Feuer gegossen hätte.
Dass ich mich zm Kalmierung bemühe, hat nix mit "Gutmenschentum" zu tun - oder ja, vielleicht doch: Ich finde es gar nicht so übel, wenn es gute, friedliche Menschen gibt.
Und ja, ich muss zugeben: Auch mir fällt es nicht immer leicht in ausgewogener Mitte zu sein. Erst unlängst hat mich jemand zur Weißglut gebracht(nicht du!😉) - und was einem da für Wörter einfallen, ist schon ganz erstaunlich....🙄

Zorn macht uns nicht unbedingt klüger - und derzeit gibts ja viel , was uns ärgert.

Über Geschlechterrollen können wir gerne diskutieren - und wie Männer oder Frauen umgehen mit Macht und/oder Machtanspruch, ja gerne, warum nicht?
Das wäre aber dann schon ein eigener Thread.

Lg, larin

a.c.larin

Re: Corona (Distichen)
« Antwort #7 am: November 07, 2021, 14:37:24 »
Hi Hans,
und hier haben wir jetzt den zweiten Lackel, der glaubt, mitstreiten zu müssen....
Könnt ihr euch bitte beide beruhigen?
Ich kann mich nur wundern!

Was soll denn das werden, wenns fertig ist?
Wollt ihr herausfinden, wer der bösere Böse ist?

Es wäre gut, wenn ihr euch beide mal ein bisschen zurücknehmt!
Runter von der Palme -alle beide!!!

Liebe Grüße erst beim nächsten Mal,
Larin

Seeräuber-Jenny

Re: Corona (Distichen)
« Antwort #8 am: November 08, 2021, 04:06:02 »
Liebe larin,

auf die Form des Distichons werde ich in der Antwort an Erich noch eingehen.

8 Milliarden Pandemie-Experten? Das wage ich zu bezweifeln. Lieber vertraue ich auf die Expertise der Wissenschaft als auf die Youtube-Akademie.

Stimmt, jeder will nur seine eigene Haut retten bzw. sein Mütchen kühlen. Den Deutschen geht es zu gut. Wenn sie mal nicht nach Malle fliegen oder ins Restaurant gehen können, ist die Empörung groß. So groß, dass ein aufgebrachter Mob sogar vor Gewalt nicht zurückschreckt. Ach, wären wir nur so empört über die Ungerechtigkeiten hier und anderswo, dann würden wir uns vielleicht zusammenschließen und für eine bessere Zukunft kämpfen. Aber nein, lieber zeigen wir mit dem Finger auf die Anderen, die Schwächeren, die Alten, die Fremden, die Bedürftigen, und natürlich auf unsere Volksvertreter, die sich abmühen, um der Pandemie Herr zu werden. Die auch Fehler machen, aber irren ist menschlich, nicht wahr? Diese soziale Kälte erschreckt mich. Dieses Misstrauen, das Fehlen des Sinns fürs Gemeinwohl.

Wir sollten uns an Dänemark ein Beispiel nehmen. Die Dänen sind disziplinierter als wir. Die Impfquote ist zwischenzeitlich bei den vollständig Geimpften über 12 Jahren auf 85,85 Prozent gestiegen. Leider hat Dänemark die Corona-Restriktionen zu früh aufgehoben, denn nun steigen die Ansteckungszahlen wieder, und es wird wohl zur Wiedereinführung verschiedener Maßnahmen kommen. Trotzdem, trotz einem Anstieg der Impfdurchbrüche auf 0,5 Prozent, weil sich der Impfeffekt mit der Zeit abschwächt, und obwohl die Zahl der Menschen, die stationär behandelt werden müssen, wieder ansteigt, sind es doch nur sehr wenige (30), die sich auf Intensivstationen befinden. Ein klares Plus für das Impfen!

Zitat
Angesichts des nun beginnenden Klimawandels sollten wir uns möglicherweise erneut diese Haltung zulegen: Über uns selbst und miteinander hinaus zu bauen!

Richtig. Wir sollten uns auf Werte besinnen, die in der Leistungsgesellschaft in den Hintergrund getreten sind: Liebe, Mitgefühl, Solidarität. Eben auf das sogenannte Gutmenschentum. Wir Menschen sind soziale Wesen und können ohne einander nicht sein.

Lieben Gruß
Jenny

***

Hi Erich,

es stimmt, das Metrum war nicht sauber und korrekt, aber anders als von dir vermutet. Das metrische Schema des elegischen Distichons in der deutschen Dichtung sieht so aus:

XxxXxxXxxXxxXxxXx
XxxXxxX/XxxXxxX

Fünf Uhr in der Früh war selbst für eine Nachteule wie mich schon sehr spät, und so verzählte ich mich, so dass meine Hexameter (!) nur fünf Hebungen hatten. Ich habe die Distichen überarbeitet. Jetzt sind zwar reichlich Füllwörter drin, aber ich denke, die Botschaft ist klar, insofern ist es nicht so schlimm. Wer weiß, vielleicht wirkt der Text sogar durch die langen Zeilen noch eindringlicher. Mit mehr Worten kann man halt mehr sagen.

Das Metrum in der 2. Zeile war und ist korrekt. Die Freundin musste ich erwähnen, denn meine Freundin Maribel Alonso starb an Corona. Der einzige derartige Todesfall in meinem Bekanntenkreis, aber ein sehr schmerzlicher Verlust.

Oh ja, das „Man“ ging gar nicht, aber dieser Lapsus war leicht zu beheben.

Die letzte Zeile war in der Tat unpassend.

Hier stelle ich mal die alte und die neue Fassung gegenüber:

1. Fassung

Ganz winzig klein ist das Virus und dennoch so mächtig,
XxxXxxXxxXxxXx
rafft fünf Millionen dahin, macht vor der Freundin nicht halt.
XxxXxxX/XxxXxxX

Spaltet die Menschen in unserem Lande beträchtlich.
XxxXxxXxxXxxXx
Hält uns den Spiegel vor, zeigt: Diese Gesellschaft ist kalt.
XxxXxxX/XxxXxxX

Man nimmt sich wichtig und zieht, ach so gerne, verächtlich
XxxXxxXxxXxxXx
über die Anderen her, greift ungehemmt zur Gewalt.
XxxXxxX/XxxXxxX

Mensch ist dem Menschen ein Wolf, aber glaubt mir, das rächt sich.
XxxXxxXxxXxxXx
Hart sind die Zeiten, schon bald könnte er bersten, der Spalt.

Seid wie Corona, zwar klein, doch zusammen so mächtig,
XxxXxxXxxXxxXx
wie die Sonnenkrone gar, heiter, warm und wohlgestalt.
XxXxXxX/XxXxXxX

2. Fassung

Ganz winzig klein ist das Virus und dennoch so überaus mächtig,
XxxXxxXxxXxxXxxXx
rafft fünf Millionen dahin, macht vor der Freundin nicht halt.
XxxXxxX/XxxXxxX

Spaltet die Menschen im Lande, die einig erschienen, beträchtlich.
XxxXxxXxxXxxXxxXx
Hält uns den Spiegel vor, zeigt: Diese Gesellschaft ist kalt.
XxxXxxX/XxxXxxX

Nimmt sich zu wichtig und zieht, wenn’s beliebt, voller Bosheit verächtlich
XxxXxxXxxXxxXxxXx
über die Anderen her, greift ungehemmt zur Gewalt.
XxxXxxX/XxxXxxX

Mensch ist dem Menschen ein Wolf, aber glaubt mir, die Haltung, die rächt sich.
XxxXxxXxxXxxXxxXx
Hart sind die Zeiten, schon bald könnte er bersten, der Spalt.
XxxXxxX/XxxXxxX

Seid wie Corona, zwar klein, doch zusammen so überaus mächtig,
XxxXxxXxxXxxXxxXx
so wie die Sonnenkron', hell, heiter, von schöner Gestalt.
XxxXxxX/XxxXxxX


Der Föderalismus ist meiner Meinung nach nichts Schlechtes. Es ist doch besser, wenn kleinere Verwaltungseinheiten zwar ins große Ganze eingebunden, aber frei in ihren Entscheidungen sind, angepasst an die regionalen Bedürfnisse, als wenn eine Zentralgewalt alles regelt. Ich finde, das klappt auch ganz gut.

Eine Gesellschaft, der das Gemeinwohl wichtig ist, wird sich in grundsätzlichen Fragen einig sein. Die Individualisierung der Einzelnen hat dazu geführt, dass partikulare Interessen über die Interessen der Gemeinschaft gestellt werden. Oft sind diese Interessen recht banal, z.B. die Vielfliegerei. Diese Vielfliegerei, die das Virus in die Welt brachte...

Die Superstars, ja, wir amüsieren uns zu Tode. Ich denke, viele fühlten sich während des Lockdowns unbehaglich, weil sie, plötzlich auf sich selbst zurückgeworfen, in einer oberflächlichen Welt, die an Äußerlichkeiten hängt, ihre innere Leere spürten.

In einer komplexen Welt suchen Menschen in unsicheren Zeiten wohl nach einfachen Antworten und nach einem, der ihnen zeigt, wo es langgeht. Die einfachen Antworten der Demagogen stoßen bei einfachen Gemütern auf offene Ohren. Ein Bildungsproblem, das auf sozialer Ungleichheit beruht. Statt dagegen zu protestieren und konstruktive Vorschläge zu machen, wird auf Minderheiten herumgetrampelt, wird gehasst und gelogen, dass sich die Balken biegen, und manchmal sogar gemordet. Den meisten von uns geht es gut, und wir nehmen wir das als selbstverständlich hin. Aber was wird sein, wenn es mal nicht mehr so ist? Wer will dann noch seines Bruders Hüter sein?

Naja, Beugehaft wäre wohl kein verhältnismäßiges Mittel. Der Jugendschutz sollte aktiv werden, wenn z.B. Querdenker-Eltern ihre Kinder bei Demonstrationen als menschliche Schutzschilder missbrauchen. Die Verweigerung der Intensivbetreuung wird oft gefordert, würde aber gegen das Solidarprinzip verstoßen.

Dass Hans über deine krassen Forderungen den Kopf schüttelt, kann ich nachvollziehen. Aber ich kann auch deine Wut verstehen, denn ich bin ebenfalls sehr wütend und wäre bestimmt schadenfroh, wenn Corona einigen ganz übel mitspielen würde. Doch es nützt nichts, in einer demokratischen Gesellschaft, die sich gegen eine generelle Impfpflicht ausgesprochen hat, muss man den Impfgegnern ihren Willen lassen, so viel Schaden sie auch anrichten. Man kann höchstens versuchen, an ihre Vernunft zu appellieren, aber leider, wie schon Schiller wusste, gegen Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens.

Zitat
Ich kann dir verraten, was die "alten Äffinnen"
wünschen(Und das wäre auch im Sinne unserer cyparis, in deren Gedenken diees Forum weiter geführt wird): Niemanden, der ein A....
Wort benützt in der Öffentlichkeit, oder anderen zornigen Unrat

So ist es. Unflätige Ausdrücke sind auf der Wiese ausdrücklich nicht erwünscht! Lässt sich ein anderer Ausdruck finden?

Lieben Gruß
Jenny

***

Hallo Hans,

danke für deine Beteiligung. Vielleicht schaffen wir es ja noch, sachlich zu diskutieren. Wie du weißt, hat Erich mit Nazi-Gesetzen garantiert nichts am Hut.

Lieben Gruß
Jenny
« Letzte Änderung: November 08, 2021, 06:23:39 von Seeräuber-Jenny »
Ideale sind wie Sterne. Wir erreichen sie niemals, aber wie die
Seefahrer auf dem Meer richten wir unseren Kurs nach ihnen.
Carl Schurz

wolfmozart

Re: Corona (Distichen)
« Antwort #9 am: November 14, 2021, 21:13:51 »
Hallo Jenny,

interessantes kelines Werk, das du uns da präsentierst.

Am besten gefällt mir der Schluß weil da auch Optimismus mitschwingt.

Lieben Gruß wolfmozart