Autor Thema: Klogedicht  (Gelesen 2268 mal)

Copper

Klogedicht
« am: Juli 22, 2023, 22:02:31 »
Saß eben noch am Tresen,
nun sitz ich auf dem Klo.
Egal wo ich auch sitze,
verdammt, Du fehlst mir so!

Mal lieg ich in der Sonne,
im Bett oder im Stroh.
Egal wo ich auch liege,
verdammt, Du fehlst mir so!

Mal stehe ich im Regen,
mal steh ich auf dem Schlauch.
Egal wo ich auch stehe,
dort fehlst Du mir dann auch!

Ich laufe viele Meilen,
mein Ziel ist nirgendwo.
Egal wohin ich laufe,
verdammt, Du fehlst mir so!

Mir bleibt nur noch das Fliegen!
Nach all dem Hin und Her
flieg ich nun von der Brücke -
nun fehlst Du mir nicht mehr!!
« Letzte Änderung: Juli 27, 2023, 19:05:50 von Copper »

Erich Kykal

Re: Klogedicht
« Antwort #1 am: Juli 27, 2023, 08:10:24 »
Hi, Cop!

Mir bleibt nur noch das Fliegen!
Nach all dem Hin und Her
flieg ich nun von der Brücke -
nun fehlst Du mir nicht mehr!!

Ich hätte in der letzten Strophe deie Satzzeichen anders verteilt, siehe oben.

In der sich wiederholenden Zeile: Komma nach 'verdammt'.

Die unerfüllte Liebe und der folgende Suizid werden hier in eher heiterem, beschwingtem Duktus abgehandelt. Dieser Widerspruch zwischen lyrischem Stil und Inhalt verleiht dem Ganzen aber eine besondere Art von lapidarer Würze und trockenem, schwarzem Humor, ob beabsichtigt oder nicht. (Ich gehe mal davon aus, DASS es beabsichtigt war)

Die Vorstellung, wegen unerfüllter Liebe Selbstmord zu begehen, war mir immer fremd. Wirklich getan hätte ich es manchmal beinahe dank des Mobbings als kleiner fetter Nerd während meiner späteren Gymnasialzeit, so zwischen Vierzehn und Achtzehn. Wo andere sich verliebten, hatte ich nur mit meinem unterirdischen Selbstwertgefühl zu kämpfen. Später war ich dann bereits zu abgekapselt von zwischenmenschlichen Vorgängen und Interaktionen, sodass ich trotz mindestens einer unerfüllten Liebe emotional relativ stabil blieb, abgesehen von ein paar verzweifelten Tränen ...

Gern gelesen und geschmunzelt.  ;D >:D

LG, eKy
 
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Copper

Re: Klogedicht
« Antwort #2 am: Juli 27, 2023, 19:17:43 »
Hallo Erich,

vielen Dank für die Korrektur.

Dem Tod mit einem Lächeln begrüßen.
Ein Gedicht, das tragisch mit dem Tod endet aber der Leser beendet es mit einem Schmunzeln.
Der Tod erlöst uns vom Leiden, kein Arzt, kein Freund, keine Droge vermag das auf Dauer.

Die Tatsache, dass alles endlich ist, dass nichts für ewig ist gibt mein Leben die Leichtigkeit und die nötige Unbekümmertheit, es geduldig zu ertragen. Alles endet in ein heilsames Nichts.

Gruß Copper

« Letzte Änderung: Juli 27, 2023, 19:26:12 von Copper »

Sufnus

Re: Klogedicht
« Antwort #3 am: Juli 30, 2023, 13:55:15 »
Hi Copper!
Sehr gelungen bedichtetes Liebesdrama mit ungutem Ausgang, aber der lockere, ja kecke, Tonfall kontrastiert wirkungsvoll mit dem Geschehen und als Leser darf man eine kalt-heiße Kneippkur genießen, um recht erfrischt aus dieser hervorzugehen. Du hast es unter Verbrannte Erde eingestellt, nachvollziehbarerweise, und zugleich könnte man es auch in einer humoristischen Kategorie einstellen, selbstredend eine der eher schwarzhumorigen Art. :)
Sehr gerne gelesen!
S.

gummibaum

Re: Klogedicht
« Antwort #4 am: Juli 30, 2023, 14:41:57 »
Lieber Copper,

eine lustige Darbietung der Verlustgefühle eines verzweifelt Liebenden. Wo immer er ist, wohin er auch geht, in der Horizontale kann er ihnen nicht entrinnen. Bleibt nur die Vertikale, doch ohne Flügel nur der Sturz und ein entkommen in den Tod.

Ein altes tragisch-elegisches Thema, hier in satirischer Brechung.

Schmunzelnd gelesen.

LG g
   

Copper

Re: Klogedicht
« Antwort #5 am: August 17, 2023, 21:12:11 »
Hallo Sufnus, Hallo Gummibaum.

vielen Dank für eure Gedanken. Ein bescheidenes Werk wie dieses , braucht etwas Humor um  beachtet zu werden.

Danke, dass Ihr es mit eurem  Kommentar würdigt.

Gruß copper