Autor Thema: Morgengrauen  (Gelesen 1243 mal)

Copper

Morgengrauen
« am: Dezember 18, 2023, 20:37:03 »
Vom grünen Tal steigt sanft empor
ein weißer Nebelschleier.
Er kleidet wie ein Totenhemd,
den kalten Wiesenweiher.

Auf Blätter legt sich tränengleich
der morgenfrische Tau.
Noch ist es still, die Welt verweilt
im hoffnungslosen Grau.

Durch dichte Wolken schimmert schon
das warme Morgenlicht.
Und zaubert mir trotz all des Graus
ein Lächeln ins Gesicht.

« Letzte Änderung: Dezember 20, 2023, 18:06:45 von Copper »

Erich Kykal

Re: Morgengrauen
« Antwort #1 am: Dezember 19, 2023, 02:14:12 »
Hi Cop!

Schönes Ding. Bloß dies:

S3Z3 - vor und nach 'trotz all dem Grau' keine Kommata, und der Genitiv ist sprachlich mmer wertiger und edler als der Dativ. Schöner wäre also 'trotz all des Graus'

Gern gelesen!  :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Emilie

Re: Morgengrauen
« Antwort #2 am: Dezember 19, 2023, 10:16:42 »
Hallo Copper,

ein sehr schönes Ständchen hast du geschrieben. Da gibt es nicht viel zu sagen. Sehr gut gemacht!


@Erich

Manchmal denke ich, dass ich der einzige Sprachlabersack bin, der den Genetiv im Deutschen nicht mag. Im Gegenteil, ich finde den Genetiv in der Lyrik schrecklich und furchtbar!
Als würden sich die aggressiven "s" Laute durch die Verse "schneiden". 

"Des Zimmers Wangen trügen die Traurigkeit in des Himmels Bangen."

Wuuuuu, da schüttelt es mich. Das klingt so unfreundlich.

In Fließtexten hingegen ist der Genetiv für mich noch okay. Wie hier:

"Die Grundlagen der Theorie des Sprachwandels, eines zentralen Aspekts der Forschung des Professors, dessen Werke in der Bibliothek der linguistischen Fakultät aufbewahrt werden, bilden das Fundament der Vorlesungsreihe des Seminars, dessen Inhalte auf den Entdeckungen der Pioniere der Sprachwissenschaft basieren."

Was mich aber immer packt: Warum ist ausgerechnet der Genetiv gehoben? Gibt es darüber Quellen? Das würde mich tatsächlich interessieren!

Copper

Re: Morgengrauen
« Antwort #3 am: Dezember 19, 2023, 14:17:29 »
Hallo Erich, hallo Emilie,

vielen Dank für Euren Kommentar. Dir Erich vielen Dank für die Korrektur und dir Emilie vielen Dank für dein Lob.

Das mit dem Genitiv sehe ich zunächst mal als mögliche Alternative. Vielen Dank Erich.

Gruß Copper.

Erich Kykal

Re: Morgengrauen
« Antwort #4 am: Dezember 19, 2023, 19:54:16 »
Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod!!

Ich kann mich Emilies Ansicht keinesfalls anschiließen - der Dativ wirkt sprachlich ungelenk, ist der gern und viel geschwungene Totschlagknüppel der literarisch ungebildeten Schichten und hat in der gehobenen Sprache der klassischen Lyrik nur in seltenen Fällen etwas verloren.

Ich empfehle allen das deutsche Kabarettprogramm gleichen Namens wie der obige Einführungssatz! (Genitiv! - Elegant! Cool!)
Ich empfehle allen das deutsche Kabarettprogramm mit dem gleichen Namen wie der obige Einführungssatz! (Dativ! - Umständlich! Tapsig!)

LG, eKy
« Letzte Änderung: Februar 08, 2024, 17:33:02 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

a.c.larin

Re: Morgengrauen
« Antwort #5 am: Dezember 24, 2023, 18:15:52 »
hallo Copper,

dein Gedicht hat etwas zart und fein Gesponnenes....
Es liest sich leicht und melodiös.
Das "Trotzdem lächeln" ist genau mein Ding!

Sehr gerne gelesen,
Larin

Copper

Re: Morgengrauen
« Antwort #6 am: Februar 08, 2024, 15:36:18 »
Hallo Larin,

danke für deine Zeilen und für deine Gedanken.
Du scheinst eine positive Lebenseinstellung zu haben.
Trotzdem Lächeln. Im Schlechten das Gute suchen und auch Sehen.
Im Dunkeln scheint das Licht am hellsten.

Lieben Gruß. Copper