Der Zwerg im Kurpark

[Ingo Baumgartner]

Es steht ein Zwerg in Stein gehauen
auf einem Sockel aus Granit.
So kann er ins Gelände schauen,
an Kies und Mörtel sich erbauen,
an Schutt, Geröll und Dolomit.

Ein Häusermeer, Beton gegossen,
der Brunnen, Untersberger Kalk,
zwei regungslose Jagdgenossen,
ein Rebhuhn wohl mit Kies geschossen,
denn steif erscheint der Marmorfalk.

Zementen ist die nahe Brücke,
versteinert der Passanten Blick.
So manches Herz zerfällt in Stücke,
zerbricht an Härte, nicht am Glücke,
wohl aller Steine Endgeschick.

Da legt sich Schnee wie weiße Watte
auf Zwergenkopf und Jägersmann,
erweicht, was vorher Kanten hatte,
Asphalt erscheint als sanfte Matte,
der Steinzwerg setzt zum Lächeln an.

[Guenter Mehlhorn]

Das sind tröstliche Gedanken,
die sich um Skulpturen ranken.
Angefertigt hat das Vieh,
einer so wie ich und sie.

So wie ich die Sache seh,
deckt auch den der Winterschnee?!

Schön beschrieben, gern gelesen.  Günter.

[cyparis]

Lieber Ingo Baumgartner -

wie nicht anders zu erwarten:
Ein herrliches Gedicht, bei dem man beinahe weiten Blickes in das Weiche schauen möchte.
Wie gnädig kann Schnee sein.
Selten, daß ich das so schön beschrieben las!

Aber ich hätte "betongegossen" geschrieben.
Metrisch geht "in Beton gegossen/aus Beton gegossen" leider nicht.
Grausige Gedanken kamen mir da an die Kurzgeschichte "Jesus im Zement". Schnell wieder verdrängen!

Lieben Gruß
von
cyparis