Autor Thema: Ein erster Gehversuch im Schütteln...  (Gelesen 1283 mal)

Sufnus

Ein erster Gehversuch im Schütteln...
« am: September 21, 2018, 12:53:32 »
Ich hoffe, Fridolin schüttelt sich nicht vor Grausen, falls er meinen ersten ungelenken Versuch in seiner Kunst zu Gesicht bekommt... es ist nicht ganz sauber geschüttelt (rötlich - tödlich) und auch etwas pointenschwach.... ich übe nur mal und schließe mich dabei mal an Fridolins ornithologisches Thema an... 

Neulich im Kirschbaum

Gefürchtet sind spanische Meisen,
weil sie Kirschen wie Manische speisen.
Ganz besessen von rötlichen Tupfen
gilt ihr Streben dem tödlichen Rupfen,
bis Gärtner die Zähne zum Schrei blecken
und die Meisen (schussendlich) mit Blei schrecken.

Fridolin

Re: Ein erster Gehversuch im Schütteln...
« Antwort #1 am: September 22, 2018, 21:24:13 »
Hi  Sufnus,

ich finde deine Schüttelei durchaus korrekt, auch rötlich/tödlich, t und d klingen im Auslaut, also am Ende des Wortes kaum unterschiedlicih. Bei meinen Schüttelfreunden in Facebook, überwiegend Österreicher wird zwischen T und D überhaupt nicht unterschieden.

LG Friedhelm

Sufnus

Re: Ein erster Gehversuch im Schütteln...
« Antwort #2 am: September 25, 2018, 17:55:40 »
Lieber Fridolin,
Dein Lob freut mich wirklich außerordentlich! Ich würde wirklich gerne dann und wann ein paar weitere Schütteleien ausprobieren... und vor allem recht viele von den Deinigen hier lesen können... "Wir Sternegucker" musst ich jetzt z. B. "fremdlesen"...
... vielleicht können wir Dich doch zum Ab-und-an-hier-Rumschütteln bewegen!? *blinker blinker*

Fridolin

Re: Ein erster Gehversuch im Schütteln...
« Antwort #3 am: September 25, 2018, 18:16:18 »
Hi!

O, keine Müh ich weiß verschwendet,
auf die ein Schüttler Schweiß verwendet!


Für feinen Stil die Worte rüttelnd schichten
Mit Steinen viel die Reime schüttelnd richten.
Reift auch ein Keim noch etwas herb und deftig,
keift auch ein Reim noch etwas derb und heftig:
Das Wort gefunden, Verse spritzig wudeln,
dass fortgewunden sie auch witzig sprudeln.

Sufnus

Re: Ein erster Gehversuch im Schütteln...
« Antwort #4 am: September 26, 2018, 12:23:36 »
Ich bin ob der im Hauptteil doppelschüttelnden Ermutigung gebührend gerührt - merci vielmals!

Und ohne Schütteleien käme kaum ein nicht im Norddeutschen verwurzelter Poet auf das wunderbare Wort wudeln, das wie ein Neologismus tönt und doch von jedem deutschzüngelnden Versebauer verstanden wird. :)
Das ist, denke ich ein wirklich ernsthaftes und bedenkenswertes Argument für jede "künstliche" Einschränkung der Formulierungsfreiheit. Bereits der Reim an sich stellt ja eine solche Einschränkung dar und der sprachliche Spiel-Raum wird von Poeten seit jeher künstlich weiter begrenzt durch Sonett oder gar Sonett-Kränze oder durch formale Einengungen wie monosyllabische Verse, Akrosticha, Palindrome, Homografien, Anagrammgedichte usw. usw. Aus dieser Einengung der Möglichkeiten erwächst aber eben paradoxerweise auch eine neue Chance für kreative Lösungen.

Oder, um den Dichter Gustav Pfitzer zu zitieren:

"Die Wandrung selbst bereichert schon den Geist,
Ob er auch nirgends plündre oder stehle.
Hier lernt, wie tönender Musik zulieb
Die Sprache sich in mancher Krümmung quäle
Und, von des Gleichklangs strenger Schrift beherrscht,
Seltsame Bilder halb gezwungen wähle."


Auf alle Fälle bin ich mir ganz sicher, dass Dir ein weiteres wunderbares Schüttelbuch gelingen wird... und noch so manch ein Nachfolgendes, womit Du Dich als VW Käfer unter den Schüttlern erweisen wirst (er schüttelt... und schüttelt... und schüttelt... )! :)

Agneta

  • Gast
Re: Ein erster Gehversuch im Schütteln...
« Antwort #5 am: September 27, 2018, 18:47:17 »
ich schließe mich Fridolin an und entdecke sogar im Vers einen bissigen Schluss. Nicht schlecht, Sufnus.


Wenn Schüsse Weg den Meisen weisen,
dann werden sie zu weisen Meisen.

GGG von Agneta