Autor Thema: Regen und Wind  (Gelesen 987 mal)

Sokrafisch

Regen und Wind
« am: M?RZ 22, 2014, 15:24:30 »
Manchmal muss ich feige vor mir selber fliehen
und mich wie ein Kind vor den Gedanken ducken,
die im Einsamsein durch mein Zerebrum zucken,
und vor meinem eignen Kopf den Kopf einziehen.

Manchmal will ich taub sein hinter schweren Toren,
wenn die langen Abende an Angst erkranken,
meinen Geist verschließen vor den Nachtgedanken,
die sich laut in meine innren Ohren bohren.

Eines doch erlaubt mir dann noch Trost zu finden:
wenn die grauen Schleier groß vorüberschleichen
und mir ihre ruhigen Geräusche reichen,
will ich lauschen nur, dem Regen und den Winden.

Erich Kykal

Re:Regen und Wind
« Antwort #1 am: M?RZ 22, 2014, 20:21:09 »
Hi, Sokrafisch!

Schwergewichtslyrik! Gefällt mir gut, auch wenn man manches ein wenig melodischer hätte formulieren können - aber in diesem Werk stehen eindeutig die beschworenen Bilder im Vordergrund.

Tipps:

S1Z3 - Schreibt man "Cerebrum" nicht so? Das Wort klingt wissenschaftlich, will nicht in solche Lyrik passen. Alternative: "...durch meine Sinne..."
S1Z4 - der gedoppelte "Kopf" ist sicher ein originelles Wortspiel, lyrisch klingt er nicht so dolle.  Alternative: "und vor meinem eigenen den Kopf einziehen."
S2Z4 - Besser formuliert wäre "meine Innenohren". Der doppelte Reim "Ohren bohren" fällt unter die gleiche Rubrik wie der "Kopf" aus S1Z4. Alternative: "die sich laut in meine Innenräume bohren."
S3Z3 - Über die "ru-hi-gen Geräusche" bin ich beim besten Willen gestolpert! Das würd ich auf jeden Fall ändern! Alternative: "und mir flüsternd ihre Schatten reichen,"

Vor allem die Conclusio hat mich besonders beeindruckt, wie auch manche Bilder von erhabener Sprachgewalt (Abende, die an Angst erkranken, groß vorüberschleichende graue Schleier usw...)!

Allergernst gelesen und beklugfummelt!

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Daisy

Re:Regen und Wind
« Antwort #2 am: M?RZ 23, 2014, 17:27:49 »
Hallo Sokrafisch,

ein Gedicht mit beeindruckendem Tiefgang und hochwertiger Wortwahl!
Die letzte Strophe hat es mir speziell angetan!

(Zerebrum passt hier laut Duden und wird nur in der Fachsprache mit C geschrieben.)

Ein besonderes Gedicht! Klasse!

LG Daisy

Sokrafisch

Re:Regen und Wind
« Antwort #3 am: M?RZ 23, 2014, 18:52:06 »
Hey Erich.
 
Ich freue mich sehr über deine Auseinandersetzung mit meinem Text, aber muss dir hier in allen Punkten widersprechen.
 
,,S1Z3 - Schreibt man "Cerebrum" nicht so? Das Wort klingt wissenschaftlich, will nicht in solche Lyrik passen. Alternative: "...durch meine Sinne..."
S1Z4 - der gedoppelte "Kopf" ist sicher ein originelles Wortspiel, lyrisch klingt er nicht so dolle.  Alternative: "und vor meinem eigenen den Kopf einziehen."
S2Z4 - Besser formuliert wäre "meine Innenohren". Der doppelte Reim "Ohren bohren" fällt unter die gleiche Rubrik wie der "Kopf" aus S1Z4. Alternative: "die sich laut in meine Innenräume bohren."´´

Ich empfinde gerade diese Stellen als ansprechende Details (kleine lyrische Wagnisse), die dem Gedicht seine Würze verleihen.

,,S3Z3 - Über die "ru-hi-gen Geräusche" bin ich beim besten Willen gestolpert! Das würd ich auf jeden Fall ändern! Alternative: "und mir flüsternd ihre Schatten reichen,"´´

Da ich die einsilbige Aussprache von ,,ruhig´´ nicht als störend empfinde, stolpere ich hier nicht. Meines Wissens nach ist diese Aussprache auch gängig.

Wenn ich dir auch in deinen Kritikpunkten widerspreche, danke ich dir,
denn es ist immer schön zu sehen, dass sich jemand tiefer mit dem Geschriebenen beschäftigt.



Hey Daisy.
Da muss ich herzhaft lächeln.




Sokrafisch



 
« Letzte Änderung: M?RZ 23, 2014, 19:31:12 von Sokrafisch »

cyparis

Re:Regen und Wind
« Antwort #4 am: April 01, 2014, 08:40:03 »
Mir gefällt es außerordentlich, so, wie es hier steht, lieber Sokrafisch!
Ich erkenne mich in den Versen selbst wieder,
darum macht es mich auch ein  wenig betroffen.


Gerne, sehr gerne gelesen!


Herzlichen Gruß
von
Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
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