Autor Thema: Treibgut  (Gelesen 770 mal)

Erich Kykal

Treibgut
« am: April 30, 2018, 10:16:48 »
Treiben – einfach treiben lassen,
nie mehr lieben, nie mehr hassen,
um in anonymen Massen
zu versickern und verblassen.

Aufgeregtes Aufbegehren
hilft uns nicht, der Zeit zu wehren.
All die ach so weisen Lehren
lassen uns im Ungefähren.

Treiben – einfach treiben lassen,
nie mehr lieben, nie mehr hassen.
Regeln, Pflichten, Werte, Klassen -
Schuhe, die uns nicht mehr passen.

Geben – einfach hinzugeben,
was vom ungestillten Leben
noch verblieb an späten Reben
in den Bechern, die wir heben.

Treiben – einfach treiben lassen,
nie mehr lieben, nie mehr hassen,
und die Ängste, die uns fassen,
in die Endlichkeit entlassen ...
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: Treibgut
« Antwort #1 am: Mai 01, 2018, 17:40:16 »
Lieber Erich,

sehr schön, die Alliterationen und weiteren Sprachfiguren, deren Formung die Aufforderung, ins Formlose dahinzugleiten, überlagert.

Mit Freude gelesen.

LG g

 

Erich Kykal

Re: Treibgut
« Antwort #2 am: Mai 01, 2018, 18:47:57 »
Hi Gum!

Vielen Dank. Das gelassene Loslassenkönnen, das ich mir für den eigenen Abgang wünsche ...  ;)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Agneta

  • Gast
Re: Treibgut
« Antwort #3 am: Mai 03, 2018, 09:11:33 »
klasse gereimt und durch die refrainartigen Wiederholungen fast wie ein Lied, lieber Erich. Gekonnt gemacht.
Der Refrain ist besonders wichtig, darum werden die 2 Zeilen immer wiederholt.
"Treiben – einfach treiben lassen,
nie mehr lieben, nie mehr hassen.".
Ich lese hier den Rat, Abstand von Emotion zu nehmen, denn Emotion ist es auch, die Ängste produziert.

Dies soll also positiv gelesen werden- eine sehr persönliche Sichtweise, die nicht allgemeingültig sein kann.
Dies zeigst du selbst auf mit dem Titel. Treibgut. Dieser ist negativ, denn Treibgut ist Unnützes, Weggeworfenes, das niemand braucht.

Zudem ist es ein Spielball der Wellen ( der anderen Menschen), denn es kann nicht mehr selbst bestimmen über sich und sein Dasein. ICH DENKE DA AN Demenzkranke, die ihren Pflegern völlig ausgeliefert sind.
Nein, mein Ziel wird es sein, so lange wie möglich selbst über mein Leben zu bestimmen, sogar über meinen Tod und alle Endziele. Ja, ich möchte lieben, mich aufregen,mich freuen,streiten und versöhnen. Emotion ist wertvoll und schön.
Treibgut möchte ich niemals sein.
Ich habe mal einen Apho geschrieben:
" Wer sich nicht entscheidet, für den entscheiden andere.".

Diese Diskrepanz macht das Gediccht wertvoll, denn, wenn Menschen ihre Emotionen verlieren würden, vor allem, wenn sie nicht mehr lieben können, wäre das ein schlimmes Leben. Wir sind ja keine Roboter und die Ängste gehören zum Lben.

Ich sehe hier nicht unbedingt als Endziel den Tod. Es könnte auch nur eine bestimmte Situation sein, die aufgelöst werden soll.

Gerne drüber nachgedacht. Jetzt geht es wieder ans Kistenpacken, irgendwie hört das nicht auf, aber wir teilen es uns auch immer in kleinere Häppchen, ist stressfreier.
LG von Agneta


Erich Kykal

Re: Treibgut
« Antwort #4 am: Mai 03, 2018, 17:39:54 »
Hi Agneta!

Gut analysiert!  8)

Der Titel "Treibgut" ist - wie so vieles bei mir - doppeldeutig. eine Wortspielerei!

Es kann einerseits die von dir negativ konnotierte Bedeutung des Nomens sein, aber auch die Aufforderung oder der freundliche Wunsch, "gut zu treiben" oder im Treiben gut zu sein.  ;) >:D

LG, eKy
« Letzte Änderung: M?RZ 15, 2022, 22:26:42 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.