Über dem Markt

[gummibaum]

Ich schaue vom Münster, da haftet mein Blick
an einer Gestalt, wie entbunden
aus Sträußen von Käufern, es reißt mich zurück
in Zeiten, die lange entschwunden.

Ich kann es nicht fassen, sie ging in den Tod,
so wurde mir damals berichtet,
doch sind ihre Haare noch immer so rot,
ich fühle ein Weh, das vernichtet.

Jetzt ist sie am Schmuckstand und spricht mit dem Mann,
der damals das Werk meiner Hände
zum Kauf bot, und löst sich von diesem sodann,
als ob sie mich niemals mehr fände.

Ich weiß, es sind fünfhundert Stufen hinab.
Sie taucht schon im Menschenmeer unter.
Ich rufe und stürz mich... verfehle mein Grab
und werde im Kopfkissen munter…

[Erich Kykal]

Hi Gum!

S1Z4 - wäre da "entschwunden" nicht passender für die alten Zeiten?

Ein Albtraum, wie man zuletzt erfährt - aber durchaus in der Realität vorstellbar. Man stelle sich vor, man sieht einen vermissten und geliebten Menschen aus der Ferne, unmöglich rechtzeitig zu erreichen, ehe er den Blicken entschwindet, vielleicht diesmal für immer.

In Zeiten moderner Kommunikationsmittel und medialer Erreichbarkeit vielleicht nicht mehr allzu wahrscheinlich - es sei denn, das geliebte Wesen fühlt daselbst anders und WILL gar nicht von jemand Bestimmtem gefunden werden! 

Aber es gibt genug vielleicht weniger Geliebte Entschwundene: Alte, entsickerte oder fortgezogene Freunde oder Bekannte, entschwundene Nachbarn, alte Schulkameraden, usw ... Da erscheint das Szenario auch heute noch plausibel.

Sehr gern gelesen! 

LG, eKy

[gummibaum]

Danke, lieber Erich,

für das positive Feedback, die Eingrenzung der Möglichkeiten, für die das Geschehen zufreffen könnte und den guten Vorschlag "ent".

Dir einen schönen Tag.

LG g


Alternatives Ende:

Ich weiß, es sind fünfhundert Stufen hinab.
Sie taucht schon in eine der Gassen.
Was fiebernd mein Auge mir wiedergab,
entzieht sich in neues Verlassen...