Autor Thema: Bedürftigkeit I  (Gelesen 1680 mal)

Erich Kykal

Bedürftigkeit I
« am: Januar 15, 2024, 08:48:58 »
Dass wir alleine sind, dass keine Götter
das Universum formten, das uns schuf,
beleidigt uns, und es erschallt der Ruf
nach einem größern Plan als dem der Spötter.

Wenn alles heilig ist, gibt es kein Denken,
Bedürftigkeit allein, die sich erfüllt,
ein edler Schöpfer, der sich uns enthüllt
in Schriften Sterblicher, die uns beschenken.

Wie haben wir es weit gebracht im Streben
nach Fortschritt, doch noch immer beten wir,
um soviel dümmer als ein jedes Tier,
um einen tiefern Sinn in unsern Leben.

Ich wünsche mir, dass wir uns endlich erden,
kein zweifelhafter Vater, der uns lenkt!
Nur wenn der Mensch für sich alleine denkt,
kann lernen er und schließlich mündig werden.
« Letzte Änderung: August 03, 2024, 09:21:13 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: Bedürftigkeit I
« Antwort #1 am: Februar 12, 2025, 21:39:46 »
Lieber Erich,

die Überwindung der Unmündigkeit, die Kant mit der Aufklärung gekommen sah, ist noch immer nicht gelungen.

Dein Gedicht sieht die Bedürftikeit nach Sinn unserer Existenz als Ursache, nach einem Gott, der uns in seinem Plan der Schöpfung Wert und Weisung gibt, so wie die menschen-gemachten heiligen Schriften behaupten.
Die Vollendung des Menschen aber, so sagst du, ist die endliche Absage an diese Konstrukte, an die Unterordnung unter sie, eben die Erlangung der Mündigkeit, überfällig seit mehreren Jahrhunderten.

Da kann ich nur zustimmen.

Schön geschrieben. Sehr gern gelesen.

Grüße von gummibaum



Erich Kykal

Re: Bedürftigkeit I
« Antwort #2 am: Februar 12, 2025, 22:14:35 »
Hi Gum!

Vielen Dank für dein philosophisches Beipflichten. Ich 'prophezeihe', dass es Jahrtausende dauern wird, bis die Menschheit weltweit auch nur ansatzweise damit beginnt, religionsfreie Mehrheiten zu bilden - von einer klaren und vor allem allumfassenden Absage an all die efundenen Heilsgestalten der Bedürftigkeit ganz zu schweigen.

Die Menschheit ist evolutionär betrachtet immer noch in der magischen Phase ihrer Kindheit.

Seufzende Grüße,

eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.