Da ich mich gerade wieder mit Vargas Llosas Roman "Tante Julia ..." herumschlage, hier zwei Stories daraus, die mich schon früher mal zu Versen anregten.
Das Schwesterchen
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Im Urwald, nah am Fluss gelegen,
bewohnten sie ein Palmenhaus.
Am Abend, einer Taufe wegen,
schlich sich das Elternpaar hinaus.
Zwei Tagelöhner hielten Wache
beim Haus, die Kinder schliefen schon.
Im Traum vernahm der Sohn das schwache
Gewimmer, seiner Schwester Ton.
Die Kleine lag noch in der Wiege
und ihre Stimme ließ bald nach.
Der Sohn erwachte, als die Stiege
vom Nahen seiner Eltern sprach.
Er hieß sie nach der Schwester schauen.
Sie traten durch die kleine Tür.
Die Ratten flohen, und voll Grauen
fand man nur Knochen noch von ihr...
Passionsspiele
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Er spielte wieder die Passion,
verschied am Kreuz soeben,
die Lider sanken nieder schon,
da schien das Kreuz zu leben.
Gelockert hatte sich ein Draht
man sah die Balken driften,
doch jeder scheute sich, durch Tat
ein Sakrileg zu stiften.
Der Tote hauchte bang: "Ich fall!",
doch alle Jünger wichen,
das Kreuz schlug auf mit hartem Knall,
so ist er doch verblichen…