Hi, Cypi, Gum!
Meine Inspiration hierzu war ein mir seit langem bekanntes und sehr hoch geschätztes Rilkegedicht:
Der Fremde
Ohne Sorgfalt, was die Nächsten dächten,
die er müde nichtmehr fragen hieß,
ging er wieder fort; verlor, verließ -.
Denn er hing an solchen Reisenächten
anders als an jeder Liebesnacht.
Wunderbare hatte er durchwacht,
die mit starken Sternen überzogen
enge Fernen auseinanderbogen
und sich wandelten wie eine Schlacht;
andre, die mit in den Mond gestreuten
Dörfern, wie mit hingehaltnen Beuten,
sich ergaben, oder durch geschonte
Parke graue Edelsitze zeigten,
die er gerne in dem hingeneigten
Haupte einen Augenblick bewohnte,
tiefer wissend, daß man nirgends bleibt;
und schon sah er bei dem nächsten Biegen
wieder Wege, Brücken, Länder liegen
bis an Städte, die man übertreibt.
Und dies alles immer unbegehrend
hinzulassen, schien ihm mehr als seines
Lebens Lust, Besitz und Ruhm.
Doch auf fremden Plätzen war ihm eines
täglich ausgetretnen Brunnensteines
Mulde manchmal wie ein Eigentum.
Aus: Der neuen Gedichte anderer Teil
Diese hier erzeugte Stimmung wollte ich duplizieren und transportieren - was wohl nur bedingt gelungen zu sein scheint. Na ja - ich bin eben kein Rilke!
Warum nicht "austreten"? - Ich sah beim Schreiben eher das Bild eines Leuchtens in der Hand vor mir, als versuchte man, einen kleinen Stern zu bergen - im übertragenen Sinne. Auf "Treten" bin ich da nicht gekommen, und es erscheint mir, gemessen am erstrebten lyrischen Duktus, auch zu hart und brutal. Außerdem gefällt mir die alte Wortschöpfung "austun" so gut - ich steh unheimlich auf dieses oft zu Unrecht verschüttete Sprachgut! Unsere Sprache war einst viel schöner und reichhaltiger - seit jedoch die Medien eher die bildungsfernen Schichten bedienen, weil das Quote bringt, ist die Kunst erhabener Rhetorik leider so gut wie ausgestorben! Höchst bedauerlich! Weltkriege und die Kulturbarbarei der Nazis taten ein übriges, um unsere Sprache ernüchtern und verrohen zu lassen - und nicht zuletzt die moderne Anbetung der "Effizienz"! Karge Zeiten für Liebhaber barocken Sprachschatzes! Ich habe fertig!
Vielen Dank für eure wohlmeinenden Gedanken!
LG, eKy