Autor Thema: Morgen  (Gelesen 793 mal)

galapapa

Morgen
« am: Juli 18, 2013, 17:51:46 »
Hintern Mond, auf seiner andern Seite,
sind die dunklen Schatten endlos lang,
schallt kein Echo für den Abgesang
aus des Weltalls uferloser Weite.

All die Straßen haben keinen Namen,
sind aus Diamanten, lupenrein.
Nur die Zeit besteht aus Elfenbein,
Altes scheint die Zukunft nachzuahmen.

Aus dem Widerschein verglühter Sterne 
schlingern Träume in das Dämmerlicht;
ihren Hintergrund verstehst du nicht,
denn ihr Sinn verliert sich in der Ferne.

Stell ein Licht ins Fenster für das Morgen,
für das Unbekannte auf dem Weg.
Furcht zu haben ist kein Sakrileg,
die Courage wird der Tod dir borgen.


Daisy

Re:Morgen
« Antwort #1 am: Juli 19, 2013, 11:33:52 »
Lieber Galapapa,

deine Gedichte sind mir eine wahre Wonne und purer Genuss!  :)

In jede Strophe, jeden Vers kann ich mich vollends hineinversenken und mitempfinden.
Die abschließende Strophe nimmt mich besonders gefangen und gefällt mir unwahrscheinlich gut.

Müsste es am Beginn nicht "Hinterm Mond, ..." heißen?
Ich hatte beim Lesen das Gefühl, dass es so sein sollte.

Einen schönen Tag und sonnige Grüße von
Daisy

galapapa

Re:Morgen
« Antwort #2 am: Juli 19, 2013, 13:09:06 »
Liebe Daisy,
ich schätze sie sehr, Deine wundervollen, lobenden Kommentare; allein dafür könnte ich immer wieder neue Texte schreiben! :)
Danke auch für den Fehlerhinweis! Natürlich muss es "hinterm" heißen. Es geht zwar um den Hintern des Mondes, aber das wäre zu unpoetisch. ;D :D
Ganz liebe Grüße ins schöne Österreich!
galapapa

cyparis

Re:Morgen
« Antwort #3 am: Juli 19, 2013, 13:41:24 »
Lieber galapapa,


ein wundervoll rätselhaftes Gedicht, das mich mit auf die Gedankenvorstellungsreise nimmt.

"Altes scheint die Zukunft nachzuahmen" ist durch die Satzstellung ebenso überraschend wie zweideutig.
Obwohl Dein Gedicht schiere Poesie ist, hat es mich an den völlig unpoetischen Roman "Die dunkle Seite des Mondes" von Robert Neumann erinnert.

Welch ungewöhnliche Verse!

Herzlichen Gruß
von
Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

galapapa

Re:Morgen
« Antwort #4 am: Juli 19, 2013, 16:17:19 »
Liebe Cyparis,
natürlich stecken hinter diesen Versen bestimmte Gedanken und Gefühle, die man klarer darstellen könnte. Doch schafft das Rätselhafte eben eine Interpretationsbreite, die es jedem Leser ermöglicht, seine eigenen Gefühle und Gedanken mit einzubringen und, wie Du es genannt hast, auf Gedankenreise zu gehen.
Weiterhin erfährt der Autor die Freiheit, nicht zu eng an den Inhalt gebunden zu sein, was der lyrischen Sprache zugute kommen kann.
Ich danke Dir für Dein schönes Lob und grüße Dich ganz herzlich!
galapapa