Stummer Abend

[galapapa]

Schweigend sinkt sie hin, des Sommers Helle;
wortlos pflüg ich durch Erinnerung
und mein Abend ist noch rot und jung,
wie ein Gitterstab in meiner Zelle.

Immer wieder hör ich jene Stimmen,
Raunen, das aus dem Vergessen steigt,
sich in Flüsterlaute jäh verzweigt,
die in Ahnungslosigkeit verschwimmen.

Wie vergreist erscheinen Kindgesichter;
keines hat im Leben je gelacht.
Mit den Lidern suche ich die Nacht,
in der Finsternis nach Hoffnungslichtern.

Siehst du dort die schwarzen Krähenscharen
auf dem blätterlosen Erlenbaum?
Ihre Stimmen bleiben stumm im Traum.
Was, wenn alles nur Gedanken waren?

[cyparis]

Lieber Galapapa -


sehr düster!
So resignierend, auch wenn ein Fünkchen Hoffnung bleibt, daß sich nur düstere Gedanken ihren Weg gebahnt haben.

"Wie ein Gitterstab in meiner Zelle"
bleibt mir fremd.
Gitterstäbe sind außerhalb der Zelle.
"Wie ein letztes Leuchten in die/der Zelle...."
gefiele mir besser.

Aber Wortkunst bleibt Wortkunst!


Lieben Sonntagsgruß
von
Cyparis

[galapapa]

Liebe Cyparis,
danke für Dein schönes Lob!
Ob Gitterstäbe in oder an, das kommt auf den Betrachter an.
Gitterstäbe sind zu behandeln wie beispielsweise Fenster:
Man sagt ja auch nicht "an meinem Zimmer ist ein Fenster, sondern in... Und das, weil der Betrachter sich drinnen befindet.
Das jedenfalls sagt mir mein Sprachgefühl.
Liebe Grüße!
Galapapa

[Daisy]

Lieber Galapapa,

wieder eines deiner Gedichte, das mich ganz besonders anspricht!
Auf mich wirkt es besinnlich, es macht mich nachdenklich, lässt mich innehalten und in mich hineinlauschen.

Der letzte Vers ist der perfekte Abschluss: Was, wenn alles nur Gedanken waren?

Großartig!

Lieben Gruß von
Daisy

[galapapa]

Danke, liebe Daisy, für Dein schönes Lob!
Du hast Recht, hineinhören sollte man in diesen Text und einfach auf sich wirken lassen, was man herausliest.
Es stecken viele Metaphern in diesen Versen und wohl auch deshalb sind sie einer breiten Interpretation offen.
Liebe Grüße!
Galapapa