Autor Thema: Herbstgefühl  (Gelesen 1124 mal)

cyparis

Herbstgefühl
« am: August 28, 2013, 11:40:31 »
Nun geht die tiefgestimmte Flöte,
die Herbst aus Zweigen sich gemacht,
in die er kühle Töne sacht
hineinlegt wie aus dunkler Röte.

Birken rauschen nach der Weise,
lassen ihre Blätter sinken,
um mit bloßem Zweig zu winken,
locken bunt zu später Reise

wie die letzten Sommerfächer,
die mir Mauern, die mir Bäume,
die mir Heimatortes Dächer
wiederbringen, wenn ich träume.


So geht die tiefe, dunkle Flöte:
Der Herbst spielt auf dem welken Land,
treibt mir die späterkannte Röte
ins Herz, wo ich sie wiederfand!
« Letzte Änderung: August 29, 2013, 18:31:27 von cyparis »
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Erich Kykal

Re:Herbstgefühl
« Antwort #1 am: August 28, 2013, 17:13:26 »
Hi, Cypi!

Wunderschön geschrieben! Zuerst hat mich der Betonungswechsel der mittleren Strophen (betonte Auftakte anstatt unbetonte wie bei S1 und 4) unvorbereitet erwischt und ich wollte schon korrigieren, dann aber erkannte ich, dass du dies hier bewusst gemacht haben musst: Diese Mittelstrophen sollen den Herbstwind, die besagte "Flöte" hörbar machen durch diesen beschwörenden Duktus - raunend leiernd wie das Rauschen in den Zweigen... Die letzte Strophe schließt dieses Bild gleich einem Liedrefrain mit der Rückkehr zum ursprünglichen Schema.

Gefällt mir! Ich würde sogar empfehlen, diesen Unterschied optisch zusätzlich hervorzuheben, um dem Leser sofort klar zu machen, dass es sich hier um eine Art "lyrischen Einschub" handelt, in etwa so:


Nun geht die tiefgestimmte Flöte,
die Herbst aus Zweigen sich gemacht,
in die er kühle Töne sacht
hineinlegt wie aus dunkler Röte.

   Birken rauschen nach der Weise,
   lassen ihre Blätter sinken,
   um mit bloßem Zweig zu winken,
   locken bunt zu später Reise

   wie die letzten Sommerfächer,
   die mir Mauern, die mir Bäume,
   die mir Heimatortes Dächer
   wiederbringen, wenn ich träume.

So geht die tiefe, dunkle Flöte:
Der Herbst spielt auf dem welken Land,
treibt mir die späterkannte Röte
ins Herz, wo ich sie wiederfand!

Kursivschrift für 2 Strophen wäre eine andere Option.

Ausgesprochen gern gelesen und genossen! Tolle Phase, die du da grade hast!!! :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re:Herbstgefühl
« Antwort #2 am: August 28, 2013, 23:22:52 »
Ich hatte vorhin schon was dazu geschrieben, finde es aber nicht mehr. Jedenfalls ist das einer deiner Spitzentexte, Cyparis, der zu allen Sinnen spricht!

Danke. LG gummibaum

Daisy

Re:Herbstgefühl
« Antwort #3 am: August 29, 2013, 21:13:29 »
Liebe Cyparis,

dein Gedicht ist so herrlich wie der wunderbarste Herbsttag!

Gefällt mir ganz ausgezeichnet, es stimmt wohltuend auf die kommende Zeit ein.  :)

Ein echtes Schmuckstück!

Herzlichen Gruß von
Daisy

cyparis

Re:Herbstgefühl
« Antwort #4 am: September 04, 2013, 10:09:43 »
Liebe Frerunde auf der Wiese!


Habt ganz innigen Dank für eure lobenden Kommentare!

Erich, ich habe Deine Anregung sofort übernommen.

Mit den herzlichsten Grüßen:
Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
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