Autor Thema: Vollmond  (Gelesen 1940 mal)

galapapa

Vollmond
« am: Januar 17, 2014, 13:34:09 »
Vollmond legt sein silbrig blaues Licht
ins Geäst der schütterkahlen Eichen,
nicht ein Laut, der in die Stille bricht,
kann die Einsamkeit der Nacht erreichen.

Wie ein Zauber liegt das blasse Hell
in den Mulden dunstig grauer Auen
und ergießt sich langsam wie ein Quell
talwärts, wo sich Nacht und Schwärze stauen.

Wie ein Trost aus der Unendlichkeit
scheint der Dämmerglanz sich auszudehnen,
wundersamen Frieden im Geleit,
Balsam für ein unstillbares Sehnen.

Daisy

Re:Vollmond
« Antwort #1 am: Januar 17, 2014, 18:30:35 »
Lieber Galapapa,

es ist dir gelungen, die Stimmung einer Vollmondnacht so bildhaft einzufangen, dass ich mich mittendrin wähne und diesen Zauber begeistert genieße!
Genau passend sind für mein Gefühl die betonten Versanfänge und sie bilden mit den gleichmäßig wechselnden männlichen und weiblichen Endungen ein sehr harmonisches Ganzes.
Meine Lieblingsstrophe ist die zweite, da erschaffen die wunderschönen Verse ein traumhaftes Gemälde.

Ein Gedicht das Freude bereitet!

Es grüßt dich herzlich
Daisy

Erich Kykal

Re:Vollmond
« Antwort #2 am: Januar 17, 2014, 21:51:26 »
HI, Charly!

Ich schließe mich Daisy an! Alle drei Strophen sind hochlyrisch gewoben und entführen in die Stille solcher Nächte!

Nur bei "unstillbares" in der allerletzten Zeile ruckelte es für mich ein wenig in der ansonsten fein abgestimmten und weichen Klangstruktur des Gedichtes.
Schöner: "Balsam für ein ungestilltes Sehnen."

Allergernst gelesen!

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

galapapa

Re:Vollmond
« Antwort #3 am: Januar 18, 2014, 09:14:49 »
Liebe Daisy,
hab vielen Dank für Dein begeistertes Lob das mich sehr gefreut hat und ermuntern wird, Neues in Angriff zu nehmen.
Ich konnte am Donnerstag nachts durchs gläserne Dach des Wintergartens den Vollmond betrachten. Das inspiriert und ist gleichzeitig ein ganz besonderer Genuss.
Danke nochmal und herzlichen Gruß an Dich!
galapapa

Hallo Erich,
auch Dein Lob hat mich erfreut; ich weiß es zu schätzen. Herzlichen Dank dafür!
Zwischen unstillbar und ungestillt erkenne ich klanglich keinen wesentlichen Unterschied, wohl aber in der Bedeutung. Sei mir also bitte nicht böse, wenn ich es so stehen lass.
Anscheinend klingen wir einfach in unterschiedlichen Oktaven; mein Empfinden dafür ist vielleicht weniger ausgeprägt als Deines.
Herzlichen Gruß!
galapapa

Erich Kykal

Re:Vollmond
« Antwort #4 am: Januar 18, 2014, 13:16:58 »
Hi, Charly!

Der Unterschied liegt im klanglich-melodischen Ablauf der Zeile, wenn man sie laut vorträgt. Mit dem obigen Argument hast du kürzlich erst in einem anderen Gedicht meine Bedenken ebenso hinweggewischt. Aber wenn du die phonetischen Obstruktionen nicht erkennst, heißt das nicht, dass sie nicht vorhanden sind.
Natürlich beuge ich mich - mit Bedauern - deiner Entscheidung, finde aber, dass dieses ansonsten klanglich so gelungene Werk dadurch gerade in der letzten Zeile verliert. Entschuldige mein Insistieren, es ist nicht, um mich aufzuspielen, sondern weil ich einerseits von meinem Argument ehrlich überzeugt bin, andererseits, weil mir daran gelegen ist, Gutes noch besser zu machen und - wie in diesem Fall - Hervorragendes einzigartig.
Dasselbe galt für das Gedicht mit der Perlmuttzeile - auch da wagte ich (indirekt) nachzuhaken, ob du den Unterschied im klanglichen Ablauf der Zeile tatsächlich nicht hörst/spürst. Nun, da wie dort, es ist dein Werk. Nichts für ungut.


LG, eKy
« Letzte Änderung: Januar 18, 2014, 13:26:27 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re:Vollmond
« Antwort #5 am: Januar 18, 2014, 22:02:11 »
Wunderbar gemalt, die nächtliche Szenerie der glänzenden Stille.

LG gummibaum

galapapa

Re:Vollmond
« Antwort #6 am: Januar 19, 2014, 14:48:05 »
Hallo Gummibaum,
...und schön formuliert das Lob; danke schön dafür!
Herzlichen Gruß!
Galapapa

galapapa

Re:Vollmond
« Antwort #7 am: Januar 22, 2014, 07:30:59 »
Hallo Erich,
Du scheinst mich für bockig zu halten. Nein, Du musst einfach einsehen, dass ich einerseits ein anderes Sprachempfinden habe und andererseits einfach auch mehr Gewicht auf den Inhalt und die Bedeutungen lege. Falls es da irgendwelche schlauen Regeln oder Gesetzt gibt, so sind mir diese ebenso fremd wie egal.
Eine "phonetische Obstruktion" ist für mich "Gesichtsstreifen" oder "Herzstolpern" aber in keiner Weise "unstillbar".
Jeder hat halt seinen eigenen Stil und seine eigene Vorstellung, was am besten ist.
Du hast z.B. den roten Faden "Sandkorn - Perlmutt - Perle" nicht erkannt. Perlmutt herauszunehmen würde für mich bedeuten, das ganze Gerüst des Textes einzureißen und dafür gibt es für mich nicht den geringsten Grund.
Also, nichts für ungut, aber das ist meine Meinung. Nicht sauer sein!
Herzlichen Gruß!
Galapapa

cyparis

Re:Vollmond
« Antwort #8 am: Januar 22, 2014, 14:17:19 »
Lieber Galapapa -

welch ein wunderbares Stimmungsgedicht!
Mir ist der Unterschied zwischen unstillbar und ungestillt völlig einleuchtend:
Unstillbar bedeutet, daß es weder Mittel noch Wege gibt, das Sehnen zu stillen.
Bei ungestillt ist das Mittel vorhanden, aber noch nicht angewandt.
Naja - so sehe ich das.

Herzlichen Gruß
von
Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

galapapa

Re:Vollmond
« Antwort #9 am: Februar 05, 2014, 10:46:28 »
Liebe Cyparis,
genauso ist es. :)
Herzlichen Dank für Dein Lob und liebe Grüße!
Charly

Knacki

Re:Vollmond
« Antwort #10 am: Februar 05, 2014, 13:28:37 »
Grüß dich Galapapa

bei deinen Zeilen gerate ich ins Träumen.
Einfach toll wie du mit Worten malen kannst.

schöne Grüße
vom Knacki Michael
Ich bin ein Niemand.
Niemand ist perfekt.
Also .....