Hi, Gum!
Man könnte es das Lamento eines von der Welt Enttäuschten nennen, egal, ob sein Scheitern selbst verschuldet war oder nicht.
Mit dem einsetzenden Alter(n) habe ich die Erfahrung gemacht, dass all die Dinge, die dem jungen Menschen wichtig sind, nach und nach, schleichend an Bedeutung und Sinn verlieren.
Auch der Schmerz aus jungen Jahren relativiert sich. Man definiert sich neu oder zumindest anders, oder man leugnet die Veränderungen und tut einfach so, als gehe es immer noch weiter und immer weiter.
Aber wenn nichts mehr wirklich zählt, welchen Inhalt hat dann noch ein Leben? Manchmal fühle ich mich wie jemand, der schon vor langer Zeit gestorben ist und einfach nicht aufhören wollte zu atmen.
Zeit spielt keine Rolle mehr, weil man nirgendwo mehr wirklich hin will. Alles dehnt sich ins Gleichgültige - und dennoch, man lebt. Man will leben. Wozu? Tja, diese Antwort muss sich wohl ein jeder selber suchen - und sich ihr stellen!
Es mag Menschen geben, die krankheitsbedingt ins Nichts abgleiten, siehe Alzheimer, Demenz, spezielle Formen von Parkinson, oder solche, die sich einfach gehen lassen, weil ihnen dies als schmerzfreiere Alternative erscheint. Auf solche kann der obige Text passen.
Aber alle anderen restrukturieren eben ihre Bedürfnisse und Ziele und führen weiterhin ein nach Kräften und Möglichkeiten möglichst erfülltes Leben. Diesen Weg muss, wie ich im letzten Kommi nahelegte, eben jeder selbst für sich finden.
Dass wir uns verändern, weil unsere Körper sich verändern, steht außer Frage. Der Triebdruck lässt nach, der fiebrige oberflächliche Ehrgeiz, sich und/oder der Welt etwas beweisen zu wollen, bisher so wichtig scheinende Ziele wirken plötzlich eitel und leer - einfach, weil sich auch mit Lebenserfahrung und Einsicht die Perspektive verschoben hat. Man verlangsamt sich, wird bedächtiger, ruhiger, kann sich selbst zulassen, auch mit Fehlern, die Welt wird weniger schwarz-weiß, weniger intensiv, hat es weniger eilig. Man begreift, dass die Uht tickt und abläuft - man ist "tödlich verwundet", so oder so - das Leben entfließt uns wie Sand durch die Finger.
Die Zeit dehnt sich, die Welt läuft plötzlich eher an einem vorbei oder über einen hinweg, man fühlt sich nicht mehr als Teil des Stromes.
Dennoch scheinen die Jahre plötzlich nur so zu entfliegen, aber man findet sich drein. Was bleibt einem auch übrig...
LG, eKy