Autor Thema: Mein Krug  (Gelesen 1179 mal)

cyparis

Mein Krug
« am: Februar 15, 2014, 19:23:24 »

Es war kein großer Künstler, der ihn schuf.
Kein Name überkam, wer ihn vor Zeit gebrannt;
Das Zeichen ist schon längst verschliffen.
Wie oft hab ich derweil zu ihm gegriffen?
Kein einzges Mal entglitt er meiner Hand.
Es ist, als lausche er auf meinen Ruf

dort oben auf dem angestammten Schrank.
So oft ich ihn betrachte, steigt die Reihe auf
der Ahnen, die ihn in ihrem Alltag nutzten.
Die ihn füllten, leerten, wuschen, putzten,
weiterreichten ; und Becher warteten zuhauf;
auch sie wie glänzend. Von den Händen blank,

die sie hoben, sie umfassten, dankbar wogen.
Wie viele Lippen haben sie bis heut berührt!
Und immer wieder nahm der schlichte Krug,
den ich sachte, sorgsam stützend trug,
den Weg, der zu den Eichenfässern führt.
Bleibt, Tage, ihm und mir gewogen!
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

gummibaum

Re:Mein Krug
« Antwort #1 am: Februar 15, 2014, 20:49:20 »
Lieber Cyparis,

ein schönes, um den Krug gewundenes Gedicht. Wo die Betonung wechselt, was mich immer irritiert, habe ich Silben mal eingefügt, mal ausgelassen. Ich hoffe, du bist deswegen nicht sauer.

Sehr gern gelesen

gummibaum  


der Ahnen alle, die ihn viele Tage nutzten.
ihn füllten, leerten, wuschen, putzten,
und weiterreichten; Becher warteten zuhauf;
auch sie wie glänzend. Von den Händen blank,

die sie erhoben, sie umfassten, dankbar wogen.
Wie viele Lippen haben sie bis heut berührt!
Und immer wieder nahm der schlichte Krug,
den ich so sachte, sorgsam stützend trug,
den Weg, der zu den Eichenfässern führt.
Bleibt, Tage, ihm und mir gewogen!
« Letzte Änderung: Februar 15, 2014, 20:53:25 von gummibaum »

Erich Kykal

Re:Mein Krug
« Antwort #2 am: Februar 15, 2014, 22:49:23 »
Hi, Cypi, Gum!

Dem guten Gummibaum sei geraten, die geänderten Worte hervorzuheben, sei es durch Fettdruck oder Unterstreichung, das erleichtert dem Leser den Zugriff auf die geänderten Stellen.

Der geschätzten Autorin erspare ich diesmal meine sonstige Detailanalyse - klar, es sind gewisse Ecken darin, an denen man noch feilen kann, aber insgesamt ist dies eine wunderbare Hommage an die Schönheit des Schlichten, an die Ästhetik des Unaufdringlichen, an die Heiligkeit des Alltäglichen, wenn es nur lange genug alltäglich war.

Sehr gern gelesen!

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

cyparis

Re:Mein Krug
« Antwort #3 am: Februar 16, 2014, 00:55:18 »
Lieber Gummibaum!

Du hast den Finger in die offenliegende Wunde gelegt und dafür danke ich Dir sehr!
Das Gedicht war ziemlich rasch komponiert, weil ich zum ersten Mal an einem Gedichte.com - Wettbewerb teilgenommen hatte und die Frist nicht versäumen wollte.
Thema:
Gegenstände des Alltags.

Deine wirkliche Verbesserung übernehme ich von Herzen gern!

Lieber Erich -

so isses!
(Wie man hierzulande sagt).
Der Krug existiert wirklich noch.
Mit abgeblätterten und "vermackten" Stellen - dennoch dicht und treu.


Vorerst Euch liebe Grüße
von
Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Daisy

Re:Mein Krug
« Antwort #4 am: Februar 22, 2014, 22:12:16 »
Liebe Cyparis,

diesen erlesenen Krug durfte ich bereits an andrem Ort bewundern und auch hier passt er ganz ausgezeichnet in die Vitrine!

Mit Freude und sehr gern gelesen!  :)

Allerliebsten Gruß
von
Daisy

cyparis

Re:Mein Krug
« Antwort #5 am: M?RZ 21, 2014, 11:38:31 »
Daisy - verzeih!


Deinen Kommentar hatte ich übersehen.
Ich hoffe, mein Dank ist nicht allzu verspätet!

Ganz lieben Gruß
von
Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte