Einsam durch dich

[galapapa]

In meinen müden Augen fließt Begehren,
so schmerzhaft fern ist, was mein Traum mir zeigt.
Die Wirklichkeit ist öde und sie schweigt,
wenn meine Lippen sich nach dir verzehren.

In den Gedanken, die mich hoffen lehren,
aus denen Trost in Phantasien steigt,
bevor Verlangen sich in Wahn verzweigt,
erblüht ein Stück Erfüllung im Entbehren.

Dein Bild kann mir zum Frieden nicht genügen,
kein Notbehelf für deine Nähe sein,
denn irgendwann zerfließt der Schein in Lügen,

das Glitzern macht kein Glas zum Edelstein.
So werd ich mich in die Erkenntnis fügen:
Durch dich bin ich nun einsam und allein.

[Erich Kykal]

Hi, Charly!

Eins deiner Meisterwerke - ein perfektes Sonett ohne Fehl und Tadel, auch inhaltlich wie sprachmelodisch wunderbar ausziseliert.

Das wirklich einzige, das nicht der klassischen strengen Form genügt, sind die teils männlichen Kadenzen - aber nur extreme Hardliner sehen das heute noch so eng!

Also - nix zu meckern und allergernst gelesen und genossen!

LG, eKy

[galapapa]

Hallo Erich,
danke schön! Ein tolles Lob!
Bei meinem Umfang fürchte ich um mein Nachthemd, wenn ich heut mit geschwellter Brust ins Bett steige.
Der Vorschrift mit nur weiblichen Kadenzen werde ich nie folgen, weil ich das langweilig finde. Ich mache das also ganz bewusst und schon immer so, von Anfang an und das Wechseln ist mir noch nie langweilig geworden.
Herzliche Grüße!
Charly

[Daisy]

Lieber Charly,

wenn ich so wehmütig klingende Verse lese, macht mich das ganz traurig! 
Selten habe ich ein derartig romantisches Sonett gelesen, das so zu Herzen geht.
Jeder Vers ist ein Juwel für sich und das Ergebnis gleicht einem kostbaren Geschmeide!

Die wechselnden Kadenzen finde ich hier genau richtig eingesetzt, da sie sich gut dem Inhalt anpassen,
wenn ich einfach mal davon ausgehe, dass es sich um eine Liebesbeziehung zwischen Mann und Frau handelt.   

Ich habe einen Gedichtband mit Liebeslyrik der diversen Dichter-Größen,
aber da kann kaum eines der Gedichte mit deinem mithalten!

Großes Kompliment von einem einfachen Gänseblümchen! 

Herzlichen Gruß von
Daisy

[Curd Belesos]

moin moin galapapa,

ich bin auf die Wiese gekommen, weil man mir die Liebesgedichte ans Herz gelegt hat.

Jetzt weiß ich warum.

Dein Sonett habe ich mit Genuss gelesen und schließe mich dem Gänseblümchen an.

Curd Belesos

[galapapa]

Liebe Daisy,
ich glaube, so ein großartiges Lob hab ich noch nie erhalten! Ganz herzlichen Dank dafür!
Da bin ich jetzt recht sprachlos und gleichzeitig ermutigt, immer weiter zu dichten.
Mit dem Gänseblümchen, das ich übrigens sehr mag, stellst Du Dein Licht aber dann doch unter den Scheffel. Wenn ich Deine wunderbaren Gedichte lese, wie grad das letzte, dann erkenne ich in Dir eher die zarte Glockenblume, die unbeugsame, hübsche Wegwarte oder die stolze, leuchtende Mohnblume, wenn ich mal von der Wiese ausgehe, denn auch Du kannst Dich mit Deinem Werk dem Vergleich mit den Großen stellen. Und das meine ich auch so.
Vielen Dank nochmal und liebe Grüße!
Charly

Hallo Curd Belesos,
auch Dir herzlichen Dank für Dein Lob und Deinen Kommentar!
Ich freue mich sehr, dass gerade dieser Text so gut ankommt.
Herzliche Grüße!
Charly

[cyparis]

Womit, lieber Galapapa ,

kann ich dann überhaupt noch kommen?
Ich weiß, LI und Dichter sollen nicht gleichgesetzt werden, aber dennoch sehe ich Dich, und nur Dich, in und hinter diesem wehmütigen, überaus traurigen und so betörenden Sonett.


Wie wage ich es trotzdem?


dass Glitzern macht kein Glas zum Edelstein.

Ich konnte auch nach langem Grübeln im Text nur ein das erkennen.
Mir fehlte die Bedingung zum Schluß/zur Erkenntnis in den vorherigen Zeilen.
Sollte ich wieder einmal zu begriffsstutzig gewesen sein:
Verzeih!



Lieben Gruß
von
Cyparis

[galapapa]

Liebe Cyparis,
ich habe das Sonett auch in einem anderen Forum (KV) stehen und dort nach Hinweis längst den Schreibfehler verbessert, jedoch vergessen, dies hier auch zu tun.
Danke also für Deinen Hinweis! Es war nur ein Schreibfehler, den ich mit meinen insuffizienten Augen beim Durchlesen einfach nicht sehe, da ich die Texte nur Silbenweise erkennen kann. Ich gehöre nämlich nicht zu denen, die das und dass nicht unterscheiden können.
Du bist also keineswegs begriffsstutzig, meine Liebe, sondern alle Anderen haben es übersehen.
In Autor und lyrischem Ich die gleiche Person zu sehen, damit liegst Du bei mir selten richtig. Glaub mir, ich kann so ein Gedicht auch mit der Herzallerliebsten auf dem Schoß schreiben.
Hab herzlichen Dank für Deine lobenden Worte!
Liebe Grüße aus dem Schwarzwald!
Charly

[Erich Kykal]

Hi nochmal, ihr beiden!

Das habe ich auch übersehen, vielleicht auch deshalb, weil es - liest man den Satzteil als Inversion, das "dass" durchaus möglich wäre. Aber natürlich fehlte der Bezug zum Rest des Satzes.

Nebenbei: Oben ausgebessert hast du es nach wie vor nicht, lieber Charly!

LG, eKy

[galapapa]

Danke Erich,
da war ich wieder mal im Zeitdruck, ein Begriff, den es in meinem Leben eigentlich gar nicht mehr geben dürfte.
Nebenbei: Es wäre eine grammatikalische Verdrehung, auch wenn der Bezug stimmen würde oder vorhanden wäre. Und solche Verdrehungen vermeide ich grundsätzlich wie die Pest (solange es geht ).
Jetzt aber!
LG
Charly