Lieber Erich,
ich muss mich bei Dir entschuldigen! Jetzt erst sehe ich, dass Du meinen Satz gar nicht verstanden hast, sowenig wie meine Argumentation.
Ich mach Dir ein Beispiel: "Ich schaue zum Fenster hinaus und sehe einen Mann, der einen Hund an der Leine hat und dieser Hund verrichtet gerade seine Notdurft auf meinem Grundstück. Ich öffne also das Fenster und rufe hinaus: Hören Sie sofort auf, meinen Rasen zu verunreinigen!"
Da in diesem Fall völlig klar ist, wer den Rasen beschmutzt, wird der Hundeführer diese, ich nenne es mal "umgangssprachliche Vereinfachung" auch ohne nachzudenken richtig verstehen und hätte sich wohl auch gewundert, wenn ich gerufen hätte: Verhindern Sie sofort, dass der Hund meinen Rasen weiter verunreinigt" oder "bewirken Sie sofort, dass der Hund aufhört seine Notdurft zu verreichten, weil er meinen Rasen verunreinigt."
Ich halte solche umgangssprachlichen Schlampereien für nicht nur zulässig, sondern auch für absolut üblich, schließlich handelte es sich ja bei unserem Disput um einen Kommentar und nicht um ein Gedicht, in dem solches unangebracht wäre. In einer schriftlichen Anzeige hätte dann auch formuliert werden müssen, dass der Hund des Herrn X die Verunreinigung begangen hat, weil ein Jurist ja auch nicht ausschließen dürfte, dass Herr X womöglich selber ins Gras geschissen hat und der Hund nur zusah.
Wie jedes veranschaulichende Beispiel hinkt natürlich auch dieses, aber es macht deutlich, welchen sprachlichen Frevel ich hier begangen habe:
Was ich also korrekterweise hätte sagen müssen, wäre gewesen: "Da das beleuchtete Objekt in unmittelbarer Nähe der Lichtquelle, der Laterne nämlich, steht, was daraus zu schließen ist, dass eine relativ zum Tageslicht oder der Sonne schwache Lichtquelle wie die Laterne in größerer Entfernung hätte stehen müssen, um einen langen Schatten zu erzeugen, kann man davon ausgehen, dass die Laterne ziemlich nahe der Platane gestanden hat und der Schatten eher kurz ausfiel."
Wenn ich frage: "War das ein Tageslicht(Sonnen-)schatten oder eine Kunstlicht(Laternen-)schatten?", dann wüsste jeder, dass ich nicht nach einem Verursacher eines Schattens frage , der die Sonne oder die Laterne abbildet, sondern nach der verursachenden Lichtquelle.
Zu einem Schatten gehören zwei ursächlich beteiligte Dinge: Eine Lichtquelle und ein beschienenes Objekt.
Beide gemeinsam erzeugen den Schatten. Die Laterne könnte theoretisch sowohl Lichtquelle als auch Objekt sein, deshalb kann ich den Begriff "Laternenschatten" nur dann benutzen, wenn zweifelsfrei klar ist, dass es nur um die Lichtquelle oder nur um das Objekt geht. Im vorliegenden Fall war dies eindeutig, es ging ausschließlich um die Lichtquelle und aus dieser Eindeutigkeit heraus habe ich mir diese kleine umgangssprachliche Schlamperei erlaubt, weil ich mir sicher war, dass das auch richtig verstanden wird. Und genau da liegt meine Fehler und nicht im Begriff "Laternenschatten".
So, nun müsste das ausdiskutiert sein. Letztlich ging es ja nur darum, dass ich das Adjektiv "lang" für einen Baumschatten in einem laternenbeleuchteten Park als nicht besonders passend bezeichnete.
Vielleicht können wir zu dem Ergebnis kommen, dass wir beide auf unsere Art Recht hatten, bevor wir wegen dieser Lappalie einen Streit vom Zaun brechen, möge dieses Argumentieren auch noch soviel Spaß machen. Das mit dem Streit war natürlich scherzhaft gemeint!
Lass uns gegenseitig in die Arme sinken und einen langen, schweren, schwarzen, kühlen und dünnen, schalen Schatten dabei auf die Welt werfen.

Liebe Grüße!

Charly