Hi, Charis!
Das ist ganz einfach: Es geht um die Strophenenden.
So wie es betonte oder unbetonte Auftakte am Beginn jeder Zeile gibt (zB betont: "Heute, Freunde, wird's was geben", unbetont: "Mir war, als wären tausend Töne"), gibt es eben auch betonte oder unbetonte Zeilenenden, je nachdem, ob die letzte Silbe betont oder unbetont gelesen wird (wo also der letzte Heber sitzt sozusagen).
Ein betontes Zeilenende nennt man "männliche Kadenz". zB: "Ich folge einem Kreuz ,dem Sarg."
Ein unbetontes Zeilenende nennt man "weibliche Kadenz". zB: "Die Lilien mit den braunen Rändern"
Die weibliche Kadenz klingt weicher, getragener, eignet sich gut für emotionale Lyrik. So war sie beim streng klassischen Sonett Pflicht in allen Versen.
Besondere Dynamik entsteht durch den rhythmischen Wechsel männlicher und weiblicher Kadenzen. Man sollte dann aber - zumindest bei rhythmisch geprägter Lyrik - beim einmal gewählten Schema bleiben, ansonsten entsteht Unruhe beim Lesen, weil derlei den harmomischen Takt der Sprache stört.
Ich hoffe, ich konnte es erschöpfend erklären.
LG, eKy