Verlust
Die Herbstnacht hieß zum ersten Mal
gestrengen Frost willkommen.
Was gestern leuchtete, ragt kahl
ins neblige Verschwommen.
Selbst wenn noch Mittagsonne wärmt,
so leiden nackte Äste
an dem, was fehlt, und abgehärmt
verschmähen sie die Feste.
Auch ich vermiss das bunte Kleid,
seh es am Boden liegen.
Dann packt ein Wind der Liebe Zeit
und lässt sie rasch verfliegen...
Des Föten Ende
Er spannte sich zum Zeitvertreib,
geplagt von Langeweile,
die Nabelschnur im Mutterleib
und tanzte auf dem Seile.
Sobald er dann ein Kilo wog,
zerriss die Schnur in Teile,
der Fötus sprach den Nekrolog,
verschied nach einer Weile...
Ausflüge
Auch ich steig immer wieder mal
in meiner umgebauten
Silvestersojus hoch ins All
und spiel den Astronauten.
Genieß die Schwerelosigkeit
in diesen großen Räumen.
Und weil ich schnell flieg, steht die Zeit
und lässt mich länger träumen.
Beglückt ruf ich den Sternen zu,
dass sie im weiten Dunkeln
in unbeschreiblichlich tiefer Ruh
zum Überfließen funkeln.
Und tröste selbst ein schwarzes Loch,
das einsam und verfressen
sich selber hasst: ich lieb dich doch
und werd dich nicht vergessen...
M.
Ich bin der Greis Methusalem,
ein Mann, den nichts mehr wundert,
seit er, dem Herrgott angenehm,
potenter wird seit hundert.
Was redet ihr, ein Mann, der muss
sich seinem Alter beugen?
Mich kräftigt jeder neue Schuss -
Ich will bis tausend zeugen...