Autor Thema: Melancholie (nach E. Munch)  (Gelesen 1207 mal)

gummibaum

Melancholie (nach E. Munch)
« am: Februar 29, 2016, 23:07:30 »
Der Strand verschattet langsam. Abendröte
umspielt das ferne Haus mit ihrer Glut.
Ein Steg schwankt über blauer Meeresflut
und hält ein Boot, das Platz zum Fliehen böte.   

Auf diesem Steg ein Paar und noch ein Dritter,
der seine Frau, die ihn nicht länger liebt,
behalten will und keinem andern gibt 
und drohend näherkommt wie ein Gewitter.

Und vorne kauert, stumm in sich vergraben,
von tiefem Weh vergrößert, seelenwund
der Liebende im Wissen, nie zu haben,

was er ersehnt, und wie ein schwarzer Hund
legt sich der ganze Strand zu seinen Füßen,
und unter ihm weicht jeder feste Grund.


https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/2c/Edvard_Munch_-_Melancholy_(1894-96).jpg
« Letzte Änderung: M?RZ 01, 2016, 13:32:09 von gummibaum »

Erich Kykal

Re: Melancholie (nach E. Munch)
« Antwort #1 am: M?RZ 01, 2016, 13:12:24 »
Hi, Gum!

Wunderschön und höchst gelungen! :) Wenn's jemand zu meinen stellte, man würde es für eins von meinen halten! (Ich hoffe, das Kompliment klingt nicht zu selbstgefällig :-\)

S3Z1 - Das Komma würde ich vor "stumm" setzen.

S3Z2 - Wie kann man von Weh "vergrößert" werden? Er ist vergrößert, weil er im Bildvordergrund sitzt, aber nicht durch Seelenpein! Das verstehe ich so nicht.

S3Z3 - Kein Komma nach "Liebende".

Allergernst gelesen und genossen! :) Chapeau und Blumenstrauß!

LG, eKy
« Letzte Änderung: M?RZ 01, 2016, 19:27:28 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: Melancholie (nach E. Munch)
« Antwort #2 am: M?RZ 01, 2016, 13:48:19 »
Danke, lieber Erich. An deiner Seite - das ehrt mich. Zeichensetzung habe ich korrigiert.

Der Mann tritt klein auf dem Steg neben der Frau und nochmals groß im Vordergrund auf. Im Hintergrund ist er Teil der Figurenbeziehung, in den Vordergrund holt ihn der Schmerz, den der Künstler fühlt und ausdrücken will.

LG gummibaum

   

Erich Kykal

Re: Melancholie (nach E. Munch)
« Antwort #3 am: M?RZ 01, 2016, 19:31:21 »
Hi, Gum!

Tut mir leid - mir ist klar, was du meinst - aber solche "Doppelbilder" konterkarieren meinen Realitätsbezug unangnehm. Für mich ist der Mann im Vordergrund ein anderer, vielleicht wegen derselben Sache traurig, vielleicht wegen einer anderen.

Die Figuren im Hintergrund sind übrigens so klein, dass ich sie suchen gehen musste, so wie du den Gebirgsbach im Matterhorn-Bild! ;D Ehrlich - ich schätze soviel Fantasie, denn für mich ist nicht ersichtlich, WELCHE Geschichte sich da abspielt - könnten auch Geschwister sein ...  ;)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: Melancholie (nach E. Munch)
« Antwort #4 am: M?RZ 01, 2016, 22:18:03 »
Ich hatte ein bisschen was über das Bild und die Figuren darin gelesen. Das ist mit eingeflossen, und meine Phantasie kam noch hinzu.

Curd Belesos

Re: Melancholie (nach E. Munch)
« Antwort #5 am: M?RZ 02, 2016, 22:24:46 »
moin moin gummibaum,

Zitat
Im Hintergrund ist er Teil der Figurenbeziehung, in den Vordergrund holt ihn der Schmerz, den der Künstler fühlt und ausdrücken will.

Die Beschreibung ist dir sehr gut gelungen.

LG
CB
Nur wenn du frei bist " IF " ....dann bist du ein Mensch

gummibaum

Re: Melancholie (nach E. Munch)
« Antwort #6 am: M?RZ 06, 2016, 20:28:22 »
Danke, lieber Curd. Nun bin ich nicht mehr so melancholisch  ;D

LG gummibaum

cyparis

Re: Melancholie (nach E. Munch)
« Antwort #7 am: April 07, 2016, 19:01:46 »
Lieber gummibaum,

und wieder gefällt mir Dein Sonett um ein Vielfaches besser als die Vorlage.
Liegt es daran, daß Worte so viel eindringlicher sein können als Gemälde?
Die Verse sind das Gegenteil des plakativen Bildes - zumindest in meinen Augen.

Aber ich gestehe gerne ein, daß ich kein Kunstkenner bin.

Ich verneige mich!

Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
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