Autor Thema: Der Entfernte  (Gelesen 1229 mal)

Erich Kykal

Der Entfernte
« am: M?RZ 07, 2018, 11:03:45 »
Er lernte früh, sich nicht zu offenbaren,
denn er begriff bereits in jungen Jahren,
dass Menschen scheuten, dass er sie nicht fühlte,
nicht lieben konnte, so wie sie es taten.
Er konnte sich verstellen, lernte raten,
was anderen das warme Herz zerwühlte.

Als Kind war er empfindlich, konnte weinen,
wenn sie ihn quälten. Unverletzlich scheinen,
das war ihm nicht von Anfang an gegeben!
Er würde immer seltsam sein, begriff er,
doch die Fassade glättete und schliff er,
um unter ihnen unerkannt zu leben.

Er glitt durch ihre wunderlichen Welten,
nahm alles hin und ließ es schweigend gelten,
bis er die Reime zu gebrauchen lernte.
So schreibt er nun aus seiner blinden Warte,
was ihm das Unerfühlende ersparte:
Der wie aus allem Wirklichen Entfernte.
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Curd Belesos

Re: Der Entfernte
« Antwort #1 am: M?RZ 07, 2018, 23:11:50 »
moin moin Erich,

zwar bin ich taub, doch kann ich noch gut lesen, sind meine Augen auch nicht mehr ganz klar,
was du da schreibst, ist früher mal gewesen, doch ist es heut schon lange nicht mehr wahr,
denn tief und einfühlsam sind die Gedanken, die du der wunderlichen Welt gebierst
und für dein Schaffen gibt es keine Schranken, weil du dich nicht in Selbstmitleid verlierst.

Betroffen, doch sehr gerne gelesen.

LG
CB
 



Nur wenn du frei bist " IF " ....dann bist du ein Mensch

Letreo71

Re: Der Entfernte
« Antwort #2 am: M?RZ 07, 2018, 23:24:57 »
Lieber Erich,

Zeile für Zeile einfach wunderbare Worte.

Sehr gern gelesen.

Lieben Gruß

Letreo

Lieber Curd,

ein sehr schöner Kommentar von dir!

Lieben Gruß

Letreo

Erich Kykal

Re: Der Entfernte
« Antwort #3 am: M?RZ 08, 2018, 19:04:39 »
Hi Curd!

Vielen Dank für den einmaligen gereimten Antwortkommi!  :) Welch Seelenbalsam!  :-*


Hi Letreo!

Auch du sei bedankt für die lieben Worte!  :)


LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: Der Entfernte
« Antwort #4 am: M?RZ 17, 2018, 12:02:46 »
Lieber Erich,

psychologisch ein schöner Bogen. Außerdem ein Reimschema, dass den Leser auch über formale Mittel einbezieht. Dem Abhandenkommen der Gefühle entspricht eher der knapp anliegende Paarreim, ihrer Wiederentdeckung beim Dichten der Raum schaffende umarmende Reim.
 
Mit Freude gelesen.

LG gummibaum 

Erich Kykal

Re: Der Entfernte
« Antwort #5 am: M?RZ 17, 2018, 13:35:04 »
Hi Gum!

Curd meinte zwar, ich würde mich nicht in Selbstmitleid verlieren, aber wäre dies wahr, würde ich erst gar keine solchen Gedichte schreiben!  ;) ;D

Na ja, ein wenig Seelenhygiene ab und zu tut ganz gut ...  >:D

Das mit den "formalen Mitteln" geschah ohne Absicht - bei mir ergibt sich das Reimschema immer sozusagen instinktiv.

Vielen Dank allerdings, dass du mir so viel Übersicht und Planung zutraust!  :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

cyparis

Re: Der Entfernte
« Antwort #6 am: M?RZ 25, 2018, 18:51:53 »
Lieber Erich,

mir ist, als kenne ich dieses Gedicht bereits - kann ich es beim Umblättern gelesen haben?

Wie immer bei aller Melancholie doch sehr melodisch und Dein angeborenes
Gefühl für runde, geschmeidige Reime läßt Dich nie im Stich.
Bei den meisten Gedichten glaube ich einen fließenden Guß (falls es so etwas gibt) zu spüren, vielleicht bin ich deswegen immer wieder nicht nur von Deiner Wortkunst betört.

Liebe Grüße
immer:

Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Erich Kykal

Re: Der Entfernte
« Antwort #7 am: M?RZ 26, 2018, 00:07:28 »
Hi Cypi!

Vielleicht kennst du ein ähnliches Gedicht, dieses ist jedenfalls neu.

Ich finde es wichtig, dass ein Gedicht wie aus "einem Guss" wirkt, der Fluss der Sprache muss ein natürliches Ende finden, zusammen mit dem dramatischen Spannungsbogen und dem Inhalt bis hin zur und einschließlich der Conclusio.

Vielen Dank für deine Treue!  :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.