Autor Thema: An einem verschlafenen Morgen  (Gelesen 2706 mal)

Emilie

An einem verschlafenen Morgen
« am: Juni 03, 2020, 16:36:22 »
gelöscht
« Letzte Änderung: Mai 04, 2025, 20:24:25 von Emilie »

Erich Kykal

Re: An einem verschlafenen Morgen
« Antwort #1 am: Juni 03, 2020, 16:57:21 »
HI Emilie!

Willkommen hier!  :)

Ich bin ein ausgemachter Fan gereimter und strukturierter Lyrik, und hier kommt wenigstens ab und zu ein Reim vor!  ;) (2 in S1, 2 in S2 - einer sogar über 3 Zeilen, und - wow! - deren 3 in S3).
Mit all den reimlosen Zeilen dazwischen bleibt es beim Lesen aber ein wenig wie Inselspringen, wenn man ein durchgehend gereimtes Werk als lyrisches Festland betrachten möchte. Ich konstatiere dies bloß ohne Werturteil - auch so eine Struktur ist zweifelsohne lyrisch, nur halt hätte es nach meinem persönlichen Geschmack gereimter sein können. Aber das ist subjektiv.

Was mich hingegen angenehm überraschte war die erfrischende Originalität mancher Sprachbilder: Eine Feder, der die Zwangsabschiebung droht, das Brot, das nicht mehr als Brotsein hergibt, besonders herrlich aus meiner atheistischen, kirchenkritischen Sicht: der von "Gottesrost" beschwerte Kirchturm (was für ein Bild! Chapeau allein hierfür!), der jambisch Menschen anzieht und Gebete unterpflügt.

Solche Bilder kreativer lyrischer Wucht in einem klar durchgereimten Gedicht, und ich wäre dein größer Fan!  ;) Na, warten wir ab, was noch kommt. Deine "modernen" Texte lass ich eher aus, wenn's recht ist. Ist nicht meine Baustelle ...

Gern gelesen!  :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Eisenvorhang

  • Gast
Re: An einem verschlafenen Morgen
« Antwort #2 am: Juni 03, 2020, 20:15:42 »
Drüben erhielt das Gedicht ja gar keine Reaktionen, was ich nicht nachvollziehen konnte, weil ich es sehr sehr originell und unglaublich kreativ finde, gleichwie dein freies "Lied" über die Wolken ;)
Und ja, Erich ist alte Schule, aber! Es soll was heißen, wenn er Dich lobt.

Übrigens empfinde ich das Gedicht sehr detailverliebt.
Was Erich kritisiert ist sicherlich gewollt umgesetzt: Ein fader Tag, an dem nichts so richtig Form hat.
Witzig ist auch, der rührende Reim im Liebesbrief, dann das Schwer-Couvert...

Oder der Sprachausbruch mit "Frohlocket" und der antiquiert wirkende Tag.
Ein herrlicher Humor! Aber der absolute Hit für mich, sind die Augenringe voller Harmonie.  ;D

Aber vielleicht liege ich auch vollkommen falsch!
Wie dem auch sei! Ich freue mich auch auf ein nächstes! ;)

vlg

EV
« Letzte Änderung: Juni 03, 2020, 20:18:36 von Eisenvorhang »

Sufnus

Re: An einem verschlafenen Morgen
« Antwort #3 am: Juni 03, 2020, 21:11:45 »
Hey Em! (wie schon bei stm geschrieben, bin ich Anrede-faul und Emilie, obschon ein ganz toller Name, sind einfach unheimlich viele Buchstaben, aber wenn Du eine volle Anrede oder eine andere Abkürzung vorziehst, bin ich total flexibel) :)
EV hat es schon angedeutet, doch ich will es bekräftigen: Dass eKy, unser gutes Forengewissen für formbewusste Sprachhabung in vollendeter rilkeanischer Manier, Deinen spärlich be-endreimten Zeilen so hohes Wohlgefallen abzugewinnen vermag, entspricht nichts weniger als einer Änderung der Naturkonstanten... :)
Aber eKy hat ja klar begründet, was seine Erfreunis weckte... mehr gibt es kaum dazu zu sagen, nur vielleicht in Parenthese, dass mich der jambische Kirchturm ganz besonders beglückt hat, man kann sich nichts so recht drunter vorstellen und weiß doch genau was gemeint ist (bzw. umgekehrt) und außerdem korrespondiert es natürlich wunderbar mit der wahrlich altmeisterlichen Formstrenge des durchdiebank gebundenen Fünfhebertums, das Du uns hier kredenzt. :)
Als Strophe wiederum gefällt mir die zweite am besten, die gipfelt noch etwas wolkenkitzelnd über die beiden anderen hinweg für mein Liking. :)
Und als ganzes Ensemble überstrahlt für mich persönlich noch die Dorfelegie*) Deinen verschlafenen Morgen, aber für deren Anbetung muss ich mich noch etwas wappnen... könnte im Angesicht knapper Zeit ein bisschen dauern... kommt aber noch! :)
LG!
S.
*)Bei der hörts dann für eKy auf... alles was recht ist... es gibt Grenzen... :)

Emilie

Re: An einem verschlafenen Morgen
« Antwort #4 am: Juni 04, 2020, 10:30:34 »
Lieber eKy, EV, Suf,

ich freue mich über eure Kommentare.

EV, Du hast recht mit deinen Vermutungen, ich spiele gern mit Details!

Lieber Erich,

Früher war ich ebenso alte Schule! Aber manches verändert sich eben.

Lieber Sufnus,

lass Dir Zeit, die Gedichte rennen nicht weg.

Emilie

AlteLyrikerin

Re: An einem verschlafenen Morgen
« Antwort #5 am: Juni 04, 2020, 11:47:47 »
auch mir gefallen vor allem die ungeheuer kreativen Sprachbilder! Gerade auch der von Gottesrost beschwerte Kirchturm begeistert mich.
Sehr gerne las ich Deine Zeilen, AlteLyrikerin.

Agneta

  • Gast
Re: An einem verschlafenen Morgen
« Antwort #6 am: Juni 04, 2020, 19:33:22 »
hi Emilie,

ein modernes Gedicht, das durch seine schrägen Bildverbindungen punktet. die irgendwie für sich stehen , wie allein gelassen.
Dadurch wird eine Gesamtaussage des Werkes schwierig und man fragt sich, was will sie eigentlich damit sagen?
Die Bilder sind allerdings für sich stark und wurden ja schon von einigen hier gelobt.
Mir fehlt wie gesagt, die Gesamtaussage. Aber vielleicht Geschmacksache.
LG von Agneta

Emilie

Re: An einem verschlafenen Morgen
« Antwort #7 am: Juni 05, 2020, 00:15:57 »
auch mir gefallen vor allem die ungeheuer kreativen Sprachbilder! Gerade auch der von Gottesrost beschwerte Kirchturm begeistert mich.
Sehr gerne las ich Deine Zeilen, AlteLyrikerin.

Ich bedanke mich, AlteLyrikerin!

stephanus mall

Re: An einem verschlafenen Morgen
« Antwort #8 am: Juni 05, 2020, 12:41:37 »
Liebe Emelie,
jetzt kann ich "Dein Zeitgenössisch" mehr einordnen, es gefällt mir.
Es ist viel gesagt worden, das will ich nicht alles wiederholen, vielem
kann ich mich anschließen, es ist die sehr interessante Sprache die fasziniert.
Der vorletzen Zeile mag ich nicht gern folgen, aber es ist letztendlich
Ansichtssache, einen Sinn haben sie immer, nur erschließt er sich nicht
immer gleich. Insofern wär vielleicht das Wort "erkennbar" als Attribut
nicht ungeeignet, passt aber lyrisch nicht rein. War nur so eine Betrachtung
am Rande. Ja ich werde gern weiter von Dir lesen.
Beste Grüße
stm

Ylva

Re: An einem verschlafenen Morgen
« Antwort #9 am: Juni 05, 2020, 15:52:26 »
Hallo Emilie,

ich mag deine Zeilen sehr und auch die Art, wie du sie geschrieben hast.
Ich mag diese "Reimverschiebungen" und nutze sie selbst auch sehr gerne.
Ich finde, sie bringen Leben und Abwechslung in einen Text. Grade wenn er ein bisschen
länger ausfällt.

LG
Ylva