Autor Thema: Kirchenkünste  (Gelesen 775 mal)

hans beislschmidt

Kirchenkünste
« am: Juli 19, 2020, 10:48:24 »
Keine gute Zeit für Kathedralen,
denn die infernalen Feuersbrünste
fressen sich durch alte Kirchenkünste.
Zeit der marodierenden Vandalen.

Wieder andern blühen neue Weihen,
denn hoch über den geweihten Stufen
hört man schon bald den Muezzin rufen.
So vergehen langsam Litaneien.

Wen kümmert das in diesen Zeiten?
Man auch einen Kuchen anstecken,
ganz ohne dabei anzuecken.
Wer will sich heut noch drüber streiten?
« Letzte Änderung: Juli 19, 2020, 11:56:45 von hans beislschmidt »
"Lyrik braucht Straßendreck unter den Fingernägeln" (Thomas Kling)

Agneta

  • Gast
Re: Kirchenkünste
« Antwort #1 am: Juli 25, 2020, 18:22:07 »
Dass Erdogan die Hagia Sofia al Werketzug benutzt, um eine unfreiheitliche Regierungsform zu unterstützen, finde ich nicht gut. Als museum war es doch ok.
Aber sicherlich wird man ihm auf grund des Türkei Deals von merkel bald die Mitgliedschaft in der EU anbieten. Die Fördergelder laufen ja noch. Oder irre ich mich?
LG von Agneta

hans beislschmidt

Re: Kirchenkünste
« Antwort #2 am: Juli 25, 2020, 21:54:24 »
Bei E blicke ich nicht durch. Jahr für Jahr besuchen Tausende die HS ... diese Einnahmen fehlen jetzt komplett. Er schadet sich doch nur aber das versteht wohl niemand, außer er will ein Zeichen gegenüber dem Westen setzen, wieviel Macht er in der Türkei noch hat und den Bürgermeister brüskieren.
Keine gute Zeit für christliche Bauwerke im  Moment. Die wenigsten wissen auch, dass die Christen die am meisten verfolgte Glaubensgemeinschaft ist auf der Welt. Die Fehler der religiösen  Kolonisation rächen sich wohl. Gruß vom Hans
"Lyrik braucht Straßendreck unter den Fingernägeln" (Thomas Kling)

Erich Kykal

Re: Kirchenkünste
« Antwort #3 am: Juli 25, 2020, 22:40:19 »
Hi!

Zur Klärung: Die HS ist immer noch Museum, nur zu Gebetszeiten wird sie für nichtmuslimisches Publikum gesperrt. Die Einnahmen sind nicht mehr so gut, aber vielleicht kompensiert man das, indem man teurer wird.

Für Erdogan ist die HS ein Politikum. Die HS war einst im alten Byzanz die größte Kirche der Christenheit. Als die Muslime Byzanz eroberten, kopierten sie die Grundstruktur der HS für ihre Moscheen. Sie fügten nur die schlanken Minarette bei - ansonsten ist das grundlegende Bauschema aller heutigen islamischen Moscheen eine eroberte und umgewidmete christliche Betstätte ... - DAS kehren die Recken des "einzig wahren Glaubens" gern unter den Teppich - dass sie nicht mal genug Kreativität für eine ureigene Kirchenarchitektur hatten ...

Seine Rückwidmung der HS zur Moschee soll auch ein eindeutiges Signal der neuerlichen Abgrenzung zum christlichen Westen sein, sowie ein Signal ans eigene Volk, dass die Religion wieder im Staate mitredet. Der westlich orientierte weltoffene Staat des Kemal Atatürk (mit Trennung von Staat und Kirche) soll damit endgültig zu Grabe getragen werden: Es soll bald wieder ein "Osmanisches Reich" geben ... - der Sultan von eigenen Gnaden lässt grüßen!

LG, eKy
« Letzte Änderung: Juli 26, 2020, 10:23:09 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Agneta

  • Gast
Re: Kirchenkünste
« Antwort #4 am: Juli 26, 2020, 09:13:30 »
genau so ist es, Erich. Leider
LG von Agnetza

hans beislschmidt

Re: Kirchenkünste
« Antwort #5 am: Juli 26, 2020, 10:28:09 »
So ist es ...
Die Türken, die ich kenne, sind alles Kemalisten und sehen das genauso. Die Wahl des Bürgermeisters von Istanbul Imamoglu hat E eine Niederlage beschert, die er mit der HS relativieren möchte. Dass die 16 Millionenstadt nicht von der AKP regiert wird stört E gewaltig. Ohne die EU Türken hätte E die Wahl nicht gewonnen, da sieht man wo die Fundamentalisten vertreten sind. Ich denke, E wird das auf Dauer nicht durchhalten. Gruß vom Hans
Zitat
Zitat Atatürk ...
Der Islam gehört auf den Müllhaufen der Geschichte. Diese Gotteslehre eines unmoralischen Beduinen, ist ein verwesender Kadaver, der unser Leben vergiftet.
« Letzte Änderung: Juli 26, 2020, 10:30:14 von hans beislschmidt »
"Lyrik braucht Straßendreck unter den Fingernägeln" (Thomas Kling)

Erich Kykal

Re: Kirchenkünste
« Antwort #6 am: Juli 26, 2020, 10:31:44 »
Hi Hans, Agneta!

Die Geschichte lehrt, dass alles in Wellen kommt. Nach Zeiten zivilisierten Miteinanders und Austausches kommen immer die Wellentäler dunkler Zeitalter der Gewalt, des Niedergangs und der Zerstörung.
Nach Phasen der Aufklärung, der Vernunft und Wissenschaft kommen immer wieder Phasen des fanatischen Beharrens, der blutigen Ausrottung Andersdenkender, der Intoleranz und des Hasses.
Das war/ist regional begrenzt, erst in den letzten paar Jahrzehnten zeigt sich dank moderner erdumspannender Kommunikation ein größerer Rahmen solcher Konfliktszenarien, weil deren Ideen wie Krankheitserreger um die Welt getragen werden!

Wie simpel der Mensch als solcher in der Gruppe immer noch gestrickt ist, zeigt sich in der Einfachheit und Primitivität der konkurrierenden Lebensentwürfe, für die man sich zu Millionen sinnlos die Schädel einschlägt! Das Problem der irdischen Überbevölkerung könnte man auch anders lösen - aber wann hatte der Mensch je genug Empathie für "andere"?

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

hans beislschmidt

Re: Kirchenkünste
« Antwort #7 am: Juli 26, 2020, 13:15:51 »
Mit Einschränkungen Erich... die einzige Hochkultur, die die Jahrtausende überlebt hat, ist China und das wegen der konsequenten Abschottung nach außen. Selbst Kublai Khan und die Engländer könnten die Chinesen nicht in die Knie zwingen. Ähnliches gilt für die katholische Kirche. Gruß vom Hans
"Lyrik braucht Straßendreck unter den Fingernägeln" (Thomas Kling)