Autor Thema: Das frühe Licht  (Gelesen 852 mal)

gummibaum

Das frühe Licht
« am: M?RZ 09, 2014, 12:50:52 »
Noch liegt der Raureif auf den Dächern
nach klarer Nacht. Doch zaubernd bricht,
wo Schatten weicht, sie aufzufächern,
die weiße Haut das frühe Licht.

Noch wird das Blühen festgehalten
nach kalter Nacht. Doch streichelnd flicht,
wo Frost entflieht, sie aufzufalten,
in Kelche sich das frühe Licht.

Und sieh, sie öffnen ihm die Wonnen
der bunten Augen. Und auch mir
erschließt es etwas zum Besonnen.
Was aus der Nacht tritt, wird zur Tür.

« Letzte Änderung: M?RZ 09, 2014, 22:32:28 von gummibaum »

Erich Kykal

Re:Das frühe Licht
« Antwort #1 am: M?RZ 09, 2014, 22:06:46 »
Hi, Gum!

Ein großes Werk - hochlyrisch, tief verinnerlichend...ein magisches Stückchen Sprachkunst!

Einzig bei S2Z4 ergibt sich eine Problematik: Das "an" liest man erst einmal so, als gehörte es zur letzten Einheit: "an das frühe Licht".
Dann wundert man sich, wieso der Satz nicht aufgeht - und erkennt erst später, nach eingehendem Studium der Satzstruktur, dass das "an" zur Phrasierung DAVOR gehört: "spricht...die Kelche an", mit einer Inversion danach.
Das birgt ein großes Potential für Missverständnis, was den Lesefluss stocken lässt.
Es ließe sich leicht umgehen: "zu jedem Kelch das frühe Licht".

Ausgesprochen gern gelesen und genossen! Chapeau!

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re:Das frühe Licht
« Antwort #2 am: M?RZ 09, 2014, 22:50:05 »
Ein neuralgischer Punkt war das, den ich schon sah und den mir auch Cyparis bei poetry.de aufzeigte. Danke, lieber Erich.

Ich hatte mir schon etwas überlegt, das ich jetzt eingesetzt habe. Allerdings könnte eine Häufung von "f" (flicht/Frost/flieht/falten) beim Lesen stören. Ich weiß es nicht.

Darum nehme ich deinen guten Vorschlag in einer Alternativversion auf. Dein "zu jedem" bringt auch etwas Persönliches hinein. Man fühlt, dass sich das Licht jedem einzelnen fürsorglich zuwendet. Schön!

Liebe Grüße
gummibaum



Das frühe Licht

Noch liegt der Raureif auf den Dächern
nach klarer Nacht. Doch zaubernd bricht,
wo Schatten weicht, sie aufzufächern,
die weiße Haut das frühe Licht.

Noch wird das Blühen festgehalten
nach kalter Nacht. Doch wärmend spricht,
wo Frost entflieht, sie aufzufalten,
zu jedem Kelch das frühe Licht.

Und sieh, sie öffnen ihm die Wonnen
der bunten Augen. Und auch mir
erschließt es etwas zum Besonnen.
Was aus der Nacht tritt, wird zur Tür.

« Letzte Änderung: M?RZ 09, 2014, 22:53:11 von gummibaum »

cyparis

Re:Das frühe Licht
« Antwort #3 am: M?RZ 21, 2014, 11:41:34 »
Zwei wunderbare Fassungen, wahre Kleinodien!



Lieben Gruß
von
Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Daisy

Re:Das frühe Licht
« Antwort #4 am: M?RZ 23, 2014, 17:44:23 »
Dem vorangegangenen Lob möchte ich mich anschließen, lieber Gummibaum,

das ist ein weiteres Gedicht von dir, das mich ganz besonders erfreut, vielen Dank!

Lieben Sonntagsgruß
von
Daisy

Curd Belesos

Re:Das frühe Licht
« Antwort #5 am: M?RZ 25, 2014, 09:41:50 »
moin moin gummibaum,

Ich bin sprach- aber nicht wortlos,

daher, danke, für die Bilder die du mit deinen Versen zauberst.

Jetzt hat die Sonne hier am Trave Strand die Oberhand gewonnen, der Frost entfloh nach kalter Nacht.

Curd
Nur wenn du frei bist " IF " ....dann bist du ein Mensch

Ingo Baumgartner

Re:Das frühe Licht
« Antwort #6 am: M?RZ 25, 2014, 09:44:12 »
Wie Erich schon sagte, das ist Sprachkunst. Bewundernde Grüße Ingo