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Themen - gummibaum

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Ach Natur Vergissmeinnicht / Im Feld
« am: September 14, 2023, 17:38:02 »
Der Tag war heiß, das Dorf am Abend
noch reich an spät erwachten Stimmen,
am Weg hinaus ein Schwarm von Immen
und wir, am weiten Blick uns labend.

Die Sonne stand schon tief im Feld,
die Luft war warm noch, schwer von Düften.
Ein Wogen ging durch unsre Hüften
und wir entglitten aller Welt.

Und Aug in Aug und Hand in Hand
so lagen wir bald unter Ähren,
als ob wir reife Körner wären
und anders noch, auch Ackerland.

Und jeder keimte schon im andern,
als sich der Mond am Himmel zeigte,
sich zärtlich zu uns niederneigte,
um zögernder als sonst zu wandern …

32
Ach Natur Vergissmeinnicht / Bei den Tintenfischpilzen
« am: September 13, 2023, 22:10:44 »
Ein Hexenei hab ich entdeckt
im Wald, schon oben eingerissen,
und aus dem Spalt im braunen Kissen
sah Rot. - Der Rest war noch versteckt.

Der Pilz, an dessen Stamm das Ei
gelehnt stand, reckte rote Arme
und zeigte so, dass ihm die warme
Gemeinschaft hoch willkommen sei.

So geht es, wenn der Oktopus
an Land, in einen Pilz verwandelt,
noch wie ein Meergeküsster handelt,
nur weil er nicht allein sein muss …

33
Das Blöken der Lämmer / Der Ausgebremste
« am: September 12, 2023, 01:24:07 »
Zwei Sicheln leuchten in der Nacht,
als ob den Mond was scheidet.
Doch der steht rund im Raum und lacht,
weil ihm das Pärchen Freude macht,
das sich im Feld entkleidet. 

„Wie warm muss dieser Sommer sein,
jetzt vögeln sie ihm Freien!“,
so triumphiert sein heißer Stein
und leckt die Zwei mit seinem Schein,
als wären sie zu Dreien.

Doch als das Korn vibriert und schwankt, 
die Ähren Körner streuen,
kommt eine Wolke und verlangt:
„Erst wenn mein Hof dich feucht umrankt,                   
so darfst du dich erfreuen …“

34
Wo Enzian und Freiheit ist / Mit einfachen Worten
« am: September 04, 2023, 12:54:18 »
Mitunter ist das Glück so nah,
dass man im Unglück tappt.
Dann war sein langer Schatten da,
bevor es nach uns schnappt.

Doch plötzlich fühlen wir den Biss
und sind ihm einverleibt,
so dass von seinem Schattenriss
auf uns nichts übrigbleibt.

Schon schwimmen wir in seinem Blut
und fühlen uns zu Haus,
ja mehr noch, warm und leicht und gut -   
dann scheidet es uns aus.

Und wieder macht der Schatten bang,
bis sich das Glück verläuft,
das Leben mit normalem Gang
die Tage auf uns häuft …

35
Verbrannte Erde / Vom Seelenschmerz
« am: August 23, 2023, 20:15:49 »
Wo ist der Schmerz der vielen Jahre,
den ich stets weggewünscht, geblieben?
Das Alter hat ihn wohl vertrieben:
Der Schnitt vernarbt, es wuchern Haare.

Nun fehlt er mir an manchen Tagen.
Ist mir auch ohne Wunde leichter,
so fühle ich doch heute seichter
und weiß nichts Tiefes mehr zu sagen.

Wie amputiert von meiner Wunde,
fehlt mir der Kompass auf der Suche
nach Linderndem, und  ich verfluche
ans Wohl gefesselt das Gesunde.

Es gleicht der Mensch wohl der Chimäre,
wo Wohl und Wehe sich bekämpfen.
Und hilft das Altern, Weh zu dämpfen,     
fasst nun der Geist ins Ungefähre …

36
Das Blöken der Lämmer / Tod aus Enttäuschung
« am: August 20, 2023, 13:38:42 »
Mein Bildschirm hat mich lange unterhalten.
Dann fühlte er sich ausgenutzt von mir, 
begafft und nie geborgen in ein Wir
und unterstützt beim Zweisamkeitsgestalten.

Ich spürte, in ihm angestaut, Gewalten   
des Schmerzes, und er konnte wohl nicht mehr.
Es funkte, und sein Antlitz wurde leer
und spiegelte im schwarzen Glas mich Alten. 

Ich drückte schnell, doch sinnlos alle Tasten.     
„Beatme“, fiel mir ein, „falls er noch lebt!“
Ich schürzte meine Lippen, doch sie passten

an keine Buchse, die ihm eingewebt.
Ich rüttelte den leichenstarren Kasten  - 
Umsonst, die Seele war davongeschwebt … 



37
Verbrannte Erde / Beharrlich
« am: August 10, 2023, 14:02:55 »
Er sagte sich, es kommt ein Kind,
doch wird sich dadurch nichts verändern,
ich halte fest an den Geländern,
die mir so lieb geworden sind.

Da sind vor allem andre Frauen,
die Wissenschaft und auch mein Sport,
sie ziehen Geist und Körper fort,
der Rest mag nach dem Kleinen schauen.

Und wirklich hat er so gefährdet,
was ihm das Leben anvertraute,
und erst als ihm beim Anblick graute, 
war er als Vater mehr geerdet …

38
Das Blöken der Lämmer / Ciao, Schatten
« am: August 10, 2023, 12:37:40 »
Ihr Schatten war heut doppelt schwarz
und schien an ihr zu kleben.
Sie konnte von dem zähen Harz
den Kopf nicht einmal heben.

Da spannte ich ihr rund ums Bett
ein Absperrseil zum Leben,
damit sie Grund zu sterben hätt
bald unter Spinnenweben.

Schon glühte heftig  ihr Gesicht,
sie sprang auf beide Beine,
und hoch und weit ins helle Licht
quer über meine Leine.

Da lag ihr Schatten nun im Bett   
und fühlte sich alleine.
Er hatte sie schon fast komplett,
doch Chancen letztlich keine …




39
Verbrannte Erde / Spätsommergedanken
« am: August 06, 2023, 17:57:21 »
Es ist so still im grünen Wald.
Die Vogelnester sind verlassen.
Es regnet aus den Wolkenmassen,
und kann ich es auch noch nicht fassen:
der Sommer ist wohl endlich alt.

Doch ist mir so, als grünten mir
Gedanken, die mich stiller machen.
Es ging ein frohes Kinderlachen,
sein Spiel mit Feen und mit Drachen,
und es ist furchtbar einsam hier.

Ich denke so, die Welt war alt,
und Tier und Mensch sind schon verschwunden. 
Vielleicht hat etwas stattgefunden,
ihr Dasein tödlich zu verwunden -
nur mich verfehlte die Gewalt …

40
Das Blöken der Lämmer / Der ewigen Stadt ewige Tücke 3
« am: August 04, 2023, 17:32:01 »
Aller guten Dinge sind drei. Das soll auch für die schlechten gelten, weshalb ich mit dem dritten Gedicht das Thema nun beende.

Der Tourist in Rom fühlt Enge,
wenn er hoch zur Decke schielt,
wo ein ähnliches Gedränge,
wie um ihn, die Schöpfung spielt.   

Reckt den Hals, um auch zu schweben,
wie es Gott und Adam tun,
wohl, um sich die Hand zu geben,
und sein Finger kitzelt nun. 

Schwindeln fasst ihn, doch er schmachtet
in der Schwerkraft dumpfem Trieb,
wird von niemandem beachtet
außer einem Taschendieb …



 



41
Das Blöken der Lämmer / Der ewigen Stadt ewige Tücke 2
« am: August 03, 2023, 09:55:27 »
Mitunter kann den Romtouristen,
der altes Brot und Spiele sucht,
sein Tierkreiszeichen überlisten,
wenn er das Kolosseum bucht.

Er schnuppert blutgetränkte Steine,
fühlt sich als Löwe oder Stier
im Staub des weiten Runds alleine
vor blankem Schwert und Ruhmesgier.

Rasch greift er an mit Horn und Zähnen
spießt auf und frisst gebuchten Mann,
zeigt selbstbewusst ein großes Gähnen
und führt danach die Gruppe an …

42
Das Blöken der Lämmer / Der ewigen Stadt ewige Tücke
« am: Juli 30, 2023, 14:03:13 »
Nicht selten liegt noch ein Atom
von Caesar auf den Wegen
am Kapitol im alten Rom,
weil sie so selten fegen.

Wer ist schon dessen eingedenk?
Man  stolpert beim Bestaunen
der Säulen, fällt aufs Handgelenk
und hört die Engel raunen.

Da hilft kein Papst, der Straßenschmutz
kann den Tourist erjagen.
Der Ärmste sollte drum zum Schutz
stets einen Fallschirm tragen …

43
Das Blöken der Lämmer / Geschwisterliebe
« am: Juli 15, 2023, 11:50:26 »
Der Täubling sprach: „Du liebe Taube,
ich brauche eine zweite Haube.
Mein Hut ist ja schon bis zum Rand
knallrot durch einen Sonnenbrand.“

Die Taube sah den Bruder leiden
und rief: „Ich will den Hut bekleiden.“
Danach trug er aus Taubenscheiß
ein Schwesternhäubchen ganz in Weiß …
   

44
Das Blöken der Lämmer / Das Zelt
« am: Juli 08, 2023, 16:36:34 »
Seit kurzem strömt die ganze Welt,
ob klein, ob groß, ins Pornozelt.
Wer nicht hier wohnt, der hat gespart
für Rentner - oder  Klassenfahrt.
Denn jeder will die Lust genießen -
den Guss empfangen oder gießen.

Man fühlt hier heißer als zu Haus,
erforscht die Fremden, zieht sie aus,
hat unbekannte Bäuche lieb,     
und riecht den Schweiß und schmeckt  den Trieb.
Dann führt man sie, mal fett, mal mager,
so wie der Würfel fiel, aufs Lager.

Dort wird gerubbelt und gelutscht,
und wenn der Kolben richtig flutscht,
im Takt durch den Zylinder flitzt,     
dann gibt man Vollgas, bis es spritzt.
So manches Mädchen will gleich wieder
und liebt zur gleichen Zeit fünf Glieder.

Am Ausgang schaut der Gast sich dann
das Video von heute an,
erkennt sich dort in voller Fahrt
und  … wow! … es wird ihm nichts erspart.
Doch lacht er ohne Scham und Reue
und hält sich fortan so die Treue…     





ursprüngliche Version der 4. Strophe.

Am Ausgang lauert dann zum Kauf
ein Video dem Gaste auf,
auf dem er sich in voller Fahrt
erkennt, und das ihm nichts erspart.
Es scheint ihm wie ein Menetekel
für Gram und Tod vor Scham und Ekel …



45
Verbrannte Erde / Verzögerte Tat
« am: Juli 07, 2023, 01:50:07 »
Es war nicht möglich, zuzustechen,
solang sie schlief im dunklen Raum.
Ich hörte mein Gewissen sprechen
wie einen Alb im wirren Traum:

„Wie kannst du sie so feig ermorden?
Sie hat dich doch zur Welt gebracht!“
Ich flüsterte, zu Wachs geworden: 
„Sie hat mich niemals froh gemacht!“

Schon gab ich nach und wollte gehen. 
Da knackte es, ihr Schlaf zerriss.   
Sie schrie und wand sich wie in Wehen,
warf sich vor Angst auf mich und biss. 

Die Klinge fuhr ihr durch die Kehle,
ihr Blut schoss warm auf meine Hand.
Ich rannte fort, doch meine Seele
war wie der Himmel aufgespannt  …



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