Autor Thema: Alles noch dicht?  (Gelesen 1165 mal)

hans beislschmidt

Alles noch dicht?
« am: Mai 01, 2021, 16:59:24 »
Auch Satire schützt nicht vor Verfolgung
Ein Zustandsbericht über die Kultur des Rückziehers mussten 53 Schauspieler erfahren, nachdem die Programmverantwortlichen und Kollogen bis hin zum Berufsverbot gedroht hatten.
Was war passiert?
Ein schräges Satirevideo wurde den Abtrünnigen einer verfehlten Coronapolitik zum Verhängnis und hat sie wieder mit viel Reue zurück in den Kreis der scheinheiligen Pandemieuntertanen befördert. Zurückrudern im Büßergewand als Beispiel wie lang der unnachgiebige Merkelarm geworden ist. Alles funktioniert ganz einfach über Worteskalation. Vereinfacht ausgedrückt .... "Schwurbeler - Covidiot - Nazi".... drei Wortsteigerungen und du bist als Schauspieler geliefert. Wenn dann noch die falschen Leute applaudieren, ist es ein komplettes No-Go. Das hat auch Jan Josef Liefers begriffen und seinen Videoclip folgsam gelöscht,  denn wer möchte schon gerne Nazi sein?
....
Wie ging das Trauerspiel weiter
Bis Sonntag waren 21 der 53 Videos wieder von der Seite der Initiative verschwunden. Zu den Umfallern gehören u.a. Heike Makatsch, Ulrike Folkerts und Meret Becker. Letztere hat in ihrem Clip die Überwachungs-Mentalität in der Corona-Zeit thematisiert und hat – obwohl sie zurückgezogen hat – dafür Morddrohungen erhalten. Den Gipfel der Verlogenheit hat an der Stelle Ulrike Folkerts geliefert, indem sie im Nachhinein die ganze Aktion einen „unverzeihlichen Fehler“ nannte. In einer Demokratie eine andere Meinung zu äußern als die vom Mainstream propagierte, ist also ein „unverzeihlicher Fehler“.
Gut, dass ich seit zwei Jahren keinen Tatort mehr schaue.
« Letzte Änderung: Mai 01, 2021, 17:06:38 von hans beislschmidt »
"Lyrik braucht Straßendreck unter den Fingernägeln" (Thomas Kling)

Sufnus

Re: Alles noch dicht?
« Antwort #1 am: Mai 01, 2021, 21:21:47 »
Hey Hans! :)

Ein schöner Beitrag von Dir - aber bist Du sicher, dass Du bzgl Liefers richtig liegst? Auf dem Wikipedia-Artikel zu allesdichtmachen ist er nicht unter den Beitragenden geführt, die ihre Satire zurückgezogen haben.

Mein Wissen erschöpft sich auch zu großen Teilen auf den wikipedia-Artikel und da ist zwar ein mir völlig unbekannter SPD-Politiker namens Garrelt Duin als Gesinnungs-Taliban (das ist jetzt mein Ausdruck - nicht der von wikipedia ;) ) aufgeführt, der die Forderung erhoben habe nach: (Zitat wikipedia) " .... 'Konsequenzen' für die beteiligten Schauspieler, da diese sich als „Vertreter der öffentlich-rechtlichen Sender“ 'unmöglich' gemacht hätten. Er forderte 'schnellstens' eine Beendigung der Zusammenarbeit der zuständigen Gremien 'auch aus Solidarität mit denen, die wirklich unter Corona und den Folgen leiden'." - Aus dem Wikipedia-Artikel geht aber auch hervor, dass dieser Politiker daraufhin selbst einen Shitstrom auf sich niedergehen sah und sein Verdikt daraufhin zurückgezogen habe. ;)

Auf der anderen Seite scheinen Politker des "Establishments" wie Spahn und Laschet (ich habe sonst von beider Kompetenz keine allzu gute Meinung) aber recht vernünftige Appelle mit Verweis auf das Recht auf freie Meinungsäußerung gestartet zu haben. Vielleicht sind ja ein paar Beteiligte an der Aktion auch etwas unnötigerweise zu früh "zurück gerudert"?

Dass ihre satirschen Statements Staub aufwirbeln ist ja erstmal im Sinne einer Diskussionsinitiierung nicht so schlecht. Ich denke, Dieter Hildebrandt & Co. haben in der goldenen Zeit des politischen Kabaretts auch häufig steifen Gegenwind bekommen - in dem Metier ist das eigentlich eher eine Auszeichnung.

Summasummarum: Ich find die Aktion erstmal nicht schlecht - habe die Beiträge aber nicht im Detail gesehen (nur ein paar Miniausschnitte und sekundäre Statements hierzu), behalte mir also ein endgültiges Urteil vor. Aber über die Sinnhaftigkeit von Corona-Maßnahmen streiten zu dürfen, ist ja wohl demokratisches Basisniveau. Dass dann auch mal das Risiko für Beifall von der falschen Seite besteht (wie den demokratiefeindlichen Kräften der AfD), ist Berufsrisiko. Mach was draus. :)

LG!
S.
« Letzte Änderung: Mai 01, 2021, 21:28:52 von Sufnus »

Erich Kykal

Re: Alles noch dicht?
« Antwort #2 am: Mai 01, 2021, 21:42:00 »
Ach Hans,

war ja wohl sowas von klar, in welche Richtung dein Kommi zu dieser Geschichte gehen würde, oder? Für dich ist alles schwarz oder weiß, schön aufgeräumt im Kopf - wer nicht für deine Sache ist, muss dagegen sein. Du wirfst so freizügig mit dem Gift der Verachtung um dich, ohne die tatsächlichen Motive oder Zusammenhänge auch nur erahnen zu können - oder zu wollen. Das interessiert dich ja auch gar nicht - solang du nur wieder etwas hast, worüber du deinen Hass und deine Häme gießen kannst: Neue Nahrung für das innere Feuer, das dich betreibt. Es wird dich irgendwann leer und ausgebrannt zurücklassen - oder in eine Verstiegenheit und Verbitterung treiben, aus der es kein Zurück mehr gibt. Wozu dieses unselig maßlose Ausmaß an gallegeifernder Ereiferung?

Das Leben, die Welt werden NIE fair und gerecht zu allen sein. Gewöhn dich endlich mal dran, dann lebst du entspannter.

Wer sich's anders überlegt, muss gleich ein verachtenswerter "Verräter der Sache" sein! Echt jetzt? Wie wär's mit: Leute, die du gar nicht wirklich kennst, mit ihrer persönlichen Entscheidung (warum auch immer) einfach mal in Ruhe lassen?

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Was mich immer stört, ist die germanische verkniffene Verkrampftheit bezüglich allem, was nicht in die eigene Denkblase passt. "Unverzeihlich" hier, "unverzeihlich" da - man könnte meinen, nur noch Fanatiker aller Couleurs melden sich zu Wort, und jeder sieht die Sache natürlich nur streng nach seiner Lesart! Die Welt mal aus einer anderen Perspektive zu betrachten - Gott bewahre!

Es ist sehr wohl möglich, dass einige der Beteiligten ihr Tun nicht ganz durchdacht haben, oder zu der Ensicht glangten, das ihre Beiträge tatsächlich jemandes Empfindlichkeit berühren könnten, der sich für die Betroffenen aufgeopfert und abgerackert hat. Es ist sehr wohl möglich, dass sie nach einem ersten Besuch in einer Corona-Intensivstaion erkannten, dass sie mit ihren Ansichten falsch lagen, oder zumindest vorschnell Schlüsse gezogen haben, und es ist möglich, dass viele einfach nur Angst um ihre künftige Karriere hatten, nicht wegen unbewiesener Drohungen, sondern aus Angst, die Sympathie ihres Publikums zu verlieren.

Es ist ebenso möglich, dass all die überzeugten Unkenrufer sich irren, und dass sich irgendwann herausstellen wird, dass die Regierungen durchaus korrekt gehandelt haben, zumindest im großen Rahmen, umso eher, da jene Prediger der Verrats dazu tendieren, nur wahrnehmen zu wollen, was zu ihrer einmal gefassten Perspektive der "Unverzeihlichkeit" passt und ihre nibelungentreu unverrückbaren Meingungen unterstützt und bestärkt. Wer nie das ganze Bild betrachtet, irrt immer. Wer ausschließt, dass er irren könnte, ist gefährlich.

Zu deiner Frage also: "Alles noch dicht?" - Nein, sicher nicht. Aber hast du dich jemals gefragt, ob nicht auch zuweilen du derjenige sein könntest, bei dem's leckt?  ;)

LG, eKy

« Letzte Änderung: Mai 02, 2021, 14:18:14 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

hans beislschmidt

Re: Alles noch dicht?
« Antwort #3 am: Mai 02, 2021, 16:40:17 »
Lieber Sufnus,
stimmt, das Liefers Video ist noch online. Er und Brüggemann haben in den letzten Tagen auch eine breite Welle der Solidarität erfahren, worauf dieser Systemling DUIS vom Rundfunkrat seinen Aufruf zum Berufsverbot wieder zurückgenommen hat. Zwischenzeitlich scheint es mir, dass sich die Lager ausgependelt haben. Zur Zeit meines Posts war die Welle der Vorverurteilung aber äußerst heftig. Das Land hat sich aber wiederum gespalten und die Meinungen, auch die der Künstler selber, bleiben in unverrückbaren Lagern stehen, wie so oft in der Pandemie.
By the way .... meinen ersten Piekser habe ich bekommen und ich lebe noch aber in meinem Umfeld bin ich auch als "Verräter" gebrandmarkt .... hehe ... die von mir schon vor einem Jahr vorausgesagte Zwei Klassen Impf Gesellschaft ist in der Normalität angelangt,  obwohl damals die Politiker das noch als Verschwörungstheorie abgetan haben. Das Ziel des Great Reset ist der Wirklichkeit ein kleines Stückchen nähergekommen.
Danke für deinen Kommentar.  Gruß vom Hans.
.
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Lieber Erich,
gäbe es ein Charakterprofil in einem Rollenspiel, wir beide müssten nicht switchen. Der renitente Aufbegehrer und der gespeichelte Systemtrompeter sind Symbolfiguren. Die einen fordern für den jeweils anderen Bewußtmachung für soziale Zusammenhänge bzw. Inanspruchnahme von professioneller Hilfe. Da ich mich noch nie als Figur von Manfred Deix begriffen habe, wohl aber die Pinselmotivation sehr gut verstanden habe, wie auch die anvisierte Gesellschaftskritik, vermute ich, dass wir beide wohl immer unterschiedlicher Meinung sein werden. Das sollte uns jedoch nicht auf immer und ewig verstimmen, denn der Lattenzaun der Parallelwelten bietet doch ausreichend Löcher, wodurch voyeuristisches Entsetzen hingebungsvoll gepflegt werden kann. Die Politischen waren immer anders und unzufrieden und mussten wie Kästner, Celan, Enzensberger, Fried Stigmatisierung des freien Wortes erfahren. Mag für dich unbekannt sein aber die deutschen  Dichter der DDR (Huchel, Biermann, Kunze Brach) mussten ihre Kunst bis zur Grenze des Zulässigen ausreizen und nicht umsonst sagte Liefers "für diese Satire wäre ich in der DDR in den Knast gegangen". 
Poesie spricht aus und für die Lebensumstände um uns herum und so sehr ich die Naturgedichte des verstorbenen Salzburger Forumsdichters Ingo Baumgartner schätze,  sind sie nicht das, was mich einnimmt oder packt.
Danke für deinen Kommentar.
Euch allen noch einen schönen  Sonntag. Gruß vom Hans
« Letzte Änderung: Mai 02, 2021, 16:53:48 von hans beislschmidt »
"Lyrik braucht Straßendreck unter den Fingernägeln" (Thomas Kling)

Erich Kykal

Re: Alles noch dicht?
« Antwort #4 am: Mai 02, 2021, 21:01:18 »
Hi Hans!

Oh, ich bin nicht ernstlich verstimmt. Du bist eben der, der du bist, ich bin der, der ich bin. Ich habe nur das bedauernde Gefühl, dass du gar nicht bemerkst, wie ausschließlich destruktiv deine Stimme zumeist ist und wirkt, wie alles zersetzend und zerstörend in ihren Rundumschlägen. Immer nur negativ, herabsetzend, ätzend, unterstellend, verallgemeinernd. Das ist in keiner Weise hilfreich oder problemlösend. Und es strahlt eine Menschenverachtung für Andersdenkende aus, bei der einem ganz ungemütlich wird. Da ist kein Augenzwinkern mehr, kein Goodwill, kein Wille zu Verständnis und Konsens, das hört sich immer fanatischer an, immer getriebener.

Ich denke, dass damals die Nazis überhaupt die Macht erlangen konnten, lag zu einem Gutteil an solchen Leuten, die einfach an nichts ein gutes Haar lassen konnten und mit jedem Fehler gleich das ganze System diskreditiert sehen wollten. Blindwütige Alles oder nichts-Denker, Schwarz-weiß-Maler, Freund oder Feind-Einteiler. Irgendwann wurden die negativen Stimmen so übermächtig, dass die demokratischen, erhaltenden Kräfte der Weimarer Republik keine Chance mehr hatten - obwohl die Nazis nie eine Mehrheit hielten!

Ich weiß, in deinem polaren Universum bin ich ein linksliberaler Spinner, obwohl ich mich mehrmals als apolitisch positioniert habe, nur der Menschlichkeit und dem zivilisierten miteinander Auskommen verpflichtet. Dauergiftler wie du machen das leider zunehmend schwierig. Ich weiß, du betrachtest dich anders, glaubst an eine positive Wirkung deiner zutiefst negativen Attitüde, geruhst die sozial zersetzenden Aspekte deines Stils zynischer Häme zu ignorieren oder umzudeuten, aber das genau ist es, wie es für mich rüberkommt, wenn du über Leute herfällst, denen du ohne jeden Beweis unlautere Motive unterstellst, um deinen gesellschaftspolitischen Standpunkt zu befördern.

Wie ein selbstgefälliger Freissler, der jeden Angeklagten niederbrüllt und demütigt, ohne ihn überhaupt zu Wort kommen zu lassen. Das Urteil ist längst gefällt, ob gerecht oder nicht, interessiert nicht, Hauptsache, der alle niederen Instinkte des Menschen ansprechende Schauprozess dient der Wirkung der Idee, die der Richter unterstützt. So wirken viele deiner Gedichte oder Texte auf mich, auch wenn ich dich nicht als rechtsextrem einstufe. Einfach nur als (bewusst oder unbewusst) zerstörerisch.

Ich hoffe, ich konnte verständlich machen, was mich an vielen deiner Gedichte so ursächlich stört, und warum ich nicht müde werde, mich dagegen zu positionieren.

LG, eKy
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hans beislschmidt

Re: Alles noch dicht?
« Antwort #5 am: Mai 03, 2021, 09:11:58 »
Lieber Erich,
Gäbe es eine Kausalität hinter deinen Betrachtungen, könnte man ja prüfen und jene verifizieren, die im Zusammenhang mit den augenblicklichen gesellschaftlichen Verwerfungen stehen, so aber bleibt es ein wenig zielgerichtetes Gemurmel zum Selbstzweck - dazu da, um Legitimität eines sozial Erblindeten aufzubauen. Diese, ich nenne es mal Wortflucht, ist damit beschäftigt Vergangenes zu reflektieren und das tägliche Rosenbad im vorgewärmten Wohllaut zu nehmen. Welch ein Irrtum.
Nicht um Selbsterhöhung geht es oder um vermeintliche Wahrheitsfindung, sondern um stetes Hinterfragen. Nicht um Querulantentum als Selbstzweck, sondern um die Standortbestimmung in wie weit wir uns auf das Terrain eines brutalen Transhumanismus bewegt haben. Die Loslösung des Individuums und anschließende Einhegung ins Kollektiv ist es, was uns Sorge bereiten sollte und dafür liefert der augenblickliche Umgang der Politik, mit neuen Gesetzen und Verhaltensformeln beste Beispiele, wenn man bereit ist diese zu erkennen und zu deuten. Das heißt, die Aussage der Kanzlerin, diese oder jene Massnahme sei alternativlos, erwürgt die notwendige Debattenkultur und führt in ein klebriges Konsensdenken. Eine gesellschaftliche Mehrheit mit ihrer Intoleranz gegenüber kritischen Minderheiten limitiert die Demokratie peu à peu. Mit "Alles ist gut - wir schaffen das" legt sich ein ein schleichendes Sedativum über das Land. Wie kann sich ein denkender Mensch da noch an belletristischem Flickwerk erfreuen und im Theaterstück selbstgerecht und vollgefressen Platz nehmen? Merkt denn niemand, wie all das, was wir früher schön und lebenswert fanden, an undurchsichtige Interessen verkauft wird? Und ausgerechnet du willst den Zeigefinger heben? Welche Fehleinschätzung.
Danke für deinen Kommentar und eine schöne Restwoche.  Gruß vom Hans
« Letzte Änderung: Mai 03, 2021, 09:35:33 von hans beislschmidt »
"Lyrik braucht Straßendreck unter den Fingernägeln" (Thomas Kling)

Erich Kykal

Re: Alles noch dicht?
« Antwort #6 am: Mai 03, 2021, 11:31:07 »
Hi Hans!

Du bist eben einer, der selbst im Paradies noch laut fragen würde: Wo sind denn hier die Teufel!? Die haben sich bestimmt als Engel verkleidet und nutzen uns aus! Ein paar von den Engeln MÜSSEN Teufel sein! Kommt, wir erschlagen ALLE Engel, dann erwischen wir die Teufel mit Sicherheit mit!

Und überhaupt: Engel! Wer kann schon wissen, was die wirklich vorhaben!? Nur gut und lieb zu sein - wer kauft denen denn das ab? Ist alles Show, um uns einzulullen für irgendeine paradiesische Verschwörung, die uns vorenthalten soll, was uns zusteht! Und wer hat sie gemacht? GOTT!! Der steckt dahinter! Haut ihn tot!

Viel Spass in deinem Paradies, lieber Hans ...

LG, eKy
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hans beislschmidt

Re: Alles noch dicht?
« Antwort #7 am: Mai 03, 2021, 12:20:02 »
Lieber Erich,
Mensch Erich, war das ein Anflug von Satire?  ;D
Wenn ja, ist das doch ein kleiner Anfang. Fehlt noch die passende Leseliste - Popper, Sloterdijk, Ganser... dann bist schon mal auf der richtigen Seite. Der kleine Prinz kannst derweil wieder zurück ins Regal stellen.
Gruß vom Hans
« Letzte Änderung: Mai 03, 2021, 12:42:02 von hans beislschmidt »
"Lyrik braucht Straßendreck unter den Fingernägeln" (Thomas Kling)

Erich Kykal

Re: Alles noch dicht?
« Antwort #8 am: Mai 03, 2021, 13:05:37 »
Hi Hans!

Ich bin als Person ein SEHR satirischer Mensch, meist sogar längst bissig-zynisch. Zuweilen findet das sogar Eingang in meine Lyrik, vor allem bei sozial- oder politikkritischen Themen. Keine Ahnung, warum du mich als humorbefreiten Weltfremden wahrnimmst.

Der Unterschied zu dir ist, dass ich meinen Zynismus nur ab und zu von der Leine lasse. Bei deinen Werken ist es bedauerlicherweise mittlerweile praktisch ein Dauerzustand, dass irgendjemand wieder mal "unverzeihlich" war ...
Aber bitte argumentiere jetzt nicht, dass es eben auch so viel Arges gäbe, das deinen Zorn redlich verdiente. Es wird immer und für jeden genug geben, worüber ersich echauffieren kann, wenn er darin eine Lebensaufgabe sehen will.
Wesentlich aber ist die Stimmung, die man mit seinem öffentlichen Wort vermittelt. Will man gemeinschaftlich sein, etwas erhalten oder aufbauen, oder redet man in einem fort den destruktiven Kräften das Wort, die das Kind immer gleich mit dem Bade ausschütten?
Wer immer NUR sudert und wettert, praktisch alles runterzieht und madig macht, von allem und allen immer nur die (mögliche, aber letztlich unbewiesen unterstellte) Kehrseite wahrnimmt, vermittelt unterbewusst der Leserschaft den Eindruck, ALLES wäre ausschließlich mies und hinterfotzig, alles Korruption, Manipulation, Meinungsmache, Betrug und Gewinnsucht - und NICHTS anderes mehr. Auf solche Ansichten, so sie audreichend Verbreitung finden, kann man kein Staatswesen aufbauen und erhalten, das ist fruchtbarer Nährboden für Extremisten.
Bist du Demokrat, überzeugt davon, dass das Volk Freiheit verdient und wertschätzt? Dann hör auf, alles mit einer Ausschließlichkeit runterzumachen, so als gäbe es GAR nichts Positives mehr in der Welt! Vermittle den richtigen Eindruck. Veränderung ja, aber auch Wertschätzung des Erreichten, Erwähnung all dessen, was gut und erhaltenswert ist. Positive Menschlichkeit neben nötiger Kritik, die aber immer menschenwürdig bleiben sollte, ohne nützliche Unterstellungen und Verallgemeinerungen.

Schau dir mal deine Werke der letzten Jahre an: Wieviel davon ist nicht voller Zorn, Gift und Angstmache? Wieviel davon macht Mut, lädt zu Konsens oder Toleranz, zu Verständnis und Mitmenschlichkeit ein? Wieviel ist NICHT politisch orientiert, sondern behandelt andere Bereiche? Du wirst feststellen, wie einseitig dein Schaffen geworden ist, wie in alles verkrampft, was dir die Adern am Hals auftreibt, und wieviel Wut und Aggression du damit in die Welt brüllst.

Die Geschichte lehrt, dass Menschen NIE auf die Wahrheit gehört haben, die man ihnen wie einen nassen Fetzen um die Ohren haut! Nur wer sie menschlich mitnimmt, ohne zu schulmeistern, kann sie erreichen und zum Nachdenken anregen. Dem zornigen Zeterer folgen manche nur aus Berechnung zum eigenen Nutzen oder aus Angst vor noch mehr Beängstigendem, und wann in der Welthistorie hat je ein zorniger Zeterer mit seine "Jüngern" etwas Positives bewirkt?
Die zornigen Revolutionen bewirkten stets nur Leid oder Diktatur. Die positiven, dauerhaften Veränderungen wurden praktisch alle friedfertig erkämpft, durch geduldige, respektvolle Überzeugungsarbeit durch lebendes Beispiel, Opfer und Respekt und Vergebung gegenüber Uneinsichtigen. Nimm dem, der nur Feinde sieht, den Feind - und er wird erkennen müssen, wieviel er darob nie erkannt, nie wahrgenommen hat.

Für mich jedenfalls ist es mittlerweile ermüdend geworden, immer wieder NUR Aggressives, Schuldzuweisendes und Giftsprühendes von dir zu lesen. Als ich die Sache mit der "Künstlersatire" "Alles dicht machen" erstmals wahrnahm (gut eine Woche vor deinem Beitrag hier), und als viele, durch den Shitstorm ernüchtert, ihre Beiträge (von denen manche wirklich geschmacklos oder unsinnig waren) löschten, ahnte ich schon, wie deine Ansicht dazu lauten würde, und was die Rückzieher für dich sein würden. Und alles hat sich genau so bestätigt: Du konntest ihre Entscheidung einfach nicht als Privatsache hinnehmen - nein, du musstest einen willentlichen "Verrat an der Sache" daraus konstruieren und sie runtermachen! Sie als Drückeberger und Feiglinge darstellen, obwohl du die Gründe des einzelnen gar nicht kennen konntest - und sie dich eigentlich, seien wir ehrlich, gar nicht interessiert haben. Für dich war ihr Ausstieg aus der dir gefälligen Aktion "unverzeihlich", und mehr brauchtest du nicht, um sie zu diskreditieren.

Das ist weder würdig noch objektiv. Es ist unterstellend, wertend und oberflächlich. Und es ist so demokratieschädigend wie fast alles, was du von dir gibst. Aber das bemerkst du in deinem "Zorn des Gerechten" gar nicht ...
Kritik ja, wo sie nötig ist. Aber nur fundiert auf klaren Beweisen, ohne Wut und Gift, ohne Mutmaßung und Urteil auf Verdacht. Früher nannte man das "guten Journalismus". Heute ist alles "Lügenpresse". Unzeichen der Zeit ...

Lass dir das mal durch den Kopf gehen ...

LG, eKy
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hans beislschmidt

Re: Alles noch dicht?
« Antwort #9 am: Mai 03, 2021, 14:27:21 »
Lieber Erich,
Fast scheint es so, als würdest du ein destruktives Persönlichkeitsbild für dich selbst erzwingen wollen. Es mag in einigen Punkten villeicht stimmen, was an meiner  Anteilnahme liegt aber doch nicht in seiner Gänze. Natürlich kann man sich die Welt auch schönreden und bei jedem Schritt Duftwässerchen versprühen aber dies kann doch unmöglich der Weg aus einer Staatsdekadenz sondergleichen sein, der wir schon seit 20 Jahren ausgesetzt sind.
Bei der Entwicklung und Weitergabe von Wissen, sehe ich hervorstechende Gründe für das Erblühen der Verschwörungstheorien - die Vergrößerung von investigativem Journalismus, die Aufsplitterung von unzähligen Minoritäten mit pseudoreligiösen Weltbildern, sowie die Unverfrorenheit der Eliten ihre Untertanen gefügig zu machen. Wer kann, bei klarem Verstand die Bösartigkeiten der letzten 20 Jahre ausblenden und sich nur schöngeistigen Wortspielereien hingeben? Ich jedenfalls nicht und das ist beileibe nicht die Suche nach dem Haar in der Suppe, nein, es ist das Entsetzen angesichts einer kaltblütig inszenierten gesellschaftlichen Transferierung. Waren die Menschen immer so voller Heimtücke? Ich denke da nicht nur an das Grundgesetz, welches dem Föderalismus zum Opfer gefallen, sondern es geht auch um die widerliche Anhäufung von Hashtags, wie weltweit verbreiteter Kindesmißbrauch und Sklaverei in mafiösen Strukturen. Ich denke an Genmanipulationen, kriminelle Pharmaindustrie und Versuchslabore, an Journalisteninhaftierungen, an Folterstaaten, an Waffenlieferungen an Kriegstreiberparteien, an amerikanischen Kadavergehorsam. Für Deutschland gesprochen - Altersarmut, Mietwucher, kriminelle Abgeordnete, Polizeiwillkür, politischer Islam und seine Übergriffigkeikten und Morde .... ich kann auf die Schnelle gar nicht alles aufzählen an Dreck und Schund, der unter Helmut Schmidt wohl anders bekämpft worden wäre. Nein, wer heute nicht kapiert, dass wir ausgenommen werden wie eine Weihnachtsgans und in Europa mit unserem Privatvermögen knapp vor Albanien rangieren, muss irgendwo in seinem Leben falsch abgebogen sein. Mag ja sein, dass herzerweichende Verse als Trostpflaster ganz amüsant sind aber doch Flucht und Placebo vor dem Hier und Heute sind. Und so jemand kritisiert eine Interessenskonzentration? In welcher ignoranten Welt lebst du eigentlich? Deine wohlfeilen Verse sind doch letztlich ein einziger gestriger Hebungsprall, wenn du nur noch Nahbereiche begreifst. Was ist nur los mit dir - ich bin ratlos.
Gruß vom Hans
« Letzte Änderung: Mai 03, 2021, 14:32:51 von hans beislschmidt »
"Lyrik braucht Straßendreck unter den Fingernägeln" (Thomas Kling)

Erich Kykal

Re: Alles noch dicht?
« Antwort #10 am: Mai 03, 2021, 19:57:02 »
Hi Hans!

Du scheinst nicht begreifen zu wollen oder begreifen zu können, was ich dir klarmachen will. Aber vielleicht begreife ich dich ja auch zu wenig.

Wie auch immer, "wohlfeil" im von dir negativ antizipierten Sinne sind nur wenige meiner Gedichte. Weiß nicht, wie du zu so einer Einschätzung kommst. Vielleicht selektive Wahrnehmung - oder dein altes Problem mit der Verallgemeinerung und Mutmaßung?  ;)
Gegen "gestrig" habe ich nichts, da bin ich sogar stolz drauf, und der Begriff "Hebungsprall" wurde hier eindeutig falsch verwendet. (rein technisch gesehen auf meine Werke anwendbar ist er ohnehin nicht) :P

Und nochmal: Zu meckern gibt es genug. Das heißt nicht, dass man ständig meckern MUSS!  ;) 8)

LG, eKy
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hans beislschmidt

Re: Alles noch dicht?
« Antwort #11 am: Mai 04, 2021, 09:46:16 »
Lieber Erich,
Wären wir alle der gleichen Meinung, gäbe es keine Wahrheit, die über ständige Wahrnehmung dissoziiert wird und im Normalfall zu unterschiedlichen wahren Schlussfolgerungen führt.
Der Fehler liegt in der fragwürdigen Überzeugungsarbeit, im weitesten Sinne dem Rechtbehalten und das ist die unüberwindbare Barriere von einer tiefergehenden Diversifikation. Was bringt sie schon zustande, außer einer sehr begrenzten geschichtlichen Nahaufnahme, die sich im Zeitgeschehen zunehmend verflüchtigt?
Es ist das Phänomen des „Confirmation Bias“ – (Bestätigungsfehler) oder anders ausgedrückt: - man hört und sieht nur, was man will und genau das findet sich übrigens auf beiden Seiten des politischen Spektrums, wie auch bei jedem von uns selbst, wenn man ehrlich zu sich ist und ich möchte mich selbst davon nicht ausnehmen.
Die praktizierte  Anwendung der "Nichtwahrheit" zeigt Shakespeares Jago, der Othello ins Unrecht treibt und Desdemona ermordet. Das kann nicht der Preis des Rechthabens sein, weil es verwerflich ist. Ergo endet auch meine flankierte Überzeugungsarbeit und das Wort oder die schlichte Aussage bleibt auch letztlich die Finalversion, weil alles Übrige kein Ergebnis erbringen kann. Man könnte es genauso gut auch löschen. Dir noch eine schöne Restwoche. Gruß vom Hans
"Lyrik braucht Straßendreck unter den Fingernägeln" (Thomas Kling)