Autor Thema: Lyrische Ahnenforschung - Ritter Götz  (Gelesen 1880 mal)

Fridolin

Lyrische Ahnenforschung - Ritter Götz
« am: Oktober 16, 2013, 09:24:52 »
Ritter Götz

Im Stammbaum meiner Vorvorfahren
steht der berühmte Ritter Götz,
ein Feind von fürstlichem Gebaren,
der niemals kuschte vorm Gesetz.

Er war ein Ritter, und er raubte
und wurde selbst ganz bös zerzaust,
verlor die rechte Hand und schraubte
sich an den Stumpf die Eisenfaust.

Im Bauernkrieg kam er in Nöte
denn Fürsten hatte er vergrätzt.
Ein andrer Fürst, der Dichter Goethe,
hat ihm ein Denkmal dann gesetzt.

Er brauchte weder Stein noch Eisen,
sein Denkmal war das Götz-Zitat,
und selbst in allerhöchsten Kreisen
hat man es heute noch parat.

Ich nehm die Sache mehr ironisch
und stell gegebnenfalls nur fest: 
»Ich heiße Götz« und sag lakonisch:
»Nun denken Sie sich mal den Rest!«

Erich Kykal

Re:Lyrische Ahnenforschung - Ritter Götz
« Antwort #1 am: Oktober 16, 2013, 12:05:28 »
Hi, Fridolin!

Wunderbarer Humor mit Heinz Erhardt - Touch! ;D

Einzig die Frage: Wie hoch ist der tatsächliche Wahrheitsgehalt der Aussage bezüglich der Verwandtschaft zur historischen Figur???

Sehr gern gelesen - vor allem die letzte Strophe: Ein Gedicht (wortwörtlich! ;))!

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Phoenix-GEZ-frei

Re:Lyrische Ahnenforschung - Ritter Götz
« Antwort #2 am: Oktober 16, 2013, 19:49:14 »

Hallo Fridolin

„Götz-Zitat“: „Er aber, sag’s ihm, er kann mich im Arsche lecken!“

So sprach nicht Goethe auch nicht Mozart.

Lasst uns Grenzen einreißen, Freiheit gibt es nur im Jenseits, die Welt aber ist ein Gefängnis. ;D

Der ganz normale Wahnsinn!

http://www.youtube.com/watch?v=Tca-AkF2_6w


Sehr gerne gelesen

LG
Phönix

gummibaum

Re:Lyrische Ahnenforschung - Ritter Götz
« Antwort #3 am: Oktober 17, 2013, 00:54:15 »
Habe herzhaft gelacht. Fein gearbeitet, der Text.

LG gummibaum

Fridolin

Re:Lyrische Ahnenforschung - Ritter Götz
« Antwort #4 am: Oktober 17, 2013, 14:30:50 »
Hi!

Bei der Ahnenforschung habe ich schon ein wenig geflunkert. Meine Eltern mussten ja im Dritten Reich noch den Beweis der arischen Abstammung führen. Nachforschungen meines Vaters Josef Götz haben ergeben, dass seine Vorfahren aus dem Jagsttal stammen, also in der Nähe derer von Berlichingen. Ein direkter Nachweis auf den Ritter mit der eisernen Faust konnte nicht geführt werden, da die Kirchenbücher bei Bränden im 18. Jahrhundert verbrannt sind.


Vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren.

LG Fridolin

cyparis

Re:Lyrische Ahnenforschung - Ritter Götz
« Antwort #5 am: Oktober 17, 2013, 17:49:35 »
Prima Text!
Hab freudig gelächelt.


Aber im Originaltext des Herrn Geheimrat stehen nach dem A drei Pünktchen.
Auch wenn ers ausgeschrieben hätte, würd ich das Zitat nicht in dem Mund nehmen.

Zumindest scheint es heute so halb salonfähig zu werden.

Dir, lieber Fridolin,

schick ich herzliche Grüße!

Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Daisy

Re:Lyrische Ahnenforschung - Ritter Götz
« Antwort #6 am: Oktober 19, 2013, 13:20:00 »
Hallo Fridolin,

das ist eine wunderbare und sehr humorvoll ausgearbeitete Geschichte!

Besonders flott und sprachlich gekonnt verdichtet. Gefällt mir ganz ausgezeichnet!

LG Daisy

Fridolin

Re:Lyrische Ahnenforschung - Ritter Götz
« Antwort #7 am: Oktober 28, 2013, 11:13:16 »
Hallo cyparis,

Vielen Dank für deinen Kommentar. Was das Götz-Zitat angeht, sind wohl in den veröffentlichten Ausgaben tatsächlich Punkte oder Striche statt des vollständigen Zitats abgedruckt. Ich glaube aber nicht, dass dies auf Intentionen von Goethe selbst zurückgeht, sondern eher von den Verlegern ausging. Goethe war sich sehr wohl bewusst, dass mit dem Götz sowohl die Theaterregeln als auch bisweilen die Regeln von Sitte und Anstand verletzt sind. Ich lese zur Zeit die Goethe-Biografie von Rüdiger Safranski. Daraus wird deutlich, dass Goethe, vor allem in seinen vielen Briefen, eine durchaus deftige Wortwahl pflegte. Als er den Götz fertig hatte, schickte er sein Werk dem Kriegsrat Johann Heinrich Merck in Darmstadt mit einem begleitenden Gedicht, dessen Ton auf die spöttische, sarkastische Art des hoch gebildeten Freundes eingestellt ist. Nicht immer, heißt es dort, sei es neuer Most, der die alten Schläuche zerreißt, manchmal geschieht auch das Umgekehrte, wenn ein alter Stoff die schwächliche Gegenwart sprengt:

Und allen Perrickeurs und Fratzen
und allen literarischen Katzen
und Räten, Schreibern, Maidels,  Kindern
und wissenschaftlich schönen Sündern
sei Trotz und Hohn gesprochen hier
und Hass Ärger für und für.
Wesßen wir so diesen Philistern
Kritikastern und ihren Geschwistern
wohl ein jeder aus seinem Haus
seinen Arsch zum Fenster hinaus.


Zitiert nach Rüdiger Safranski Goethe Kunstwerk des Lebens Biografie Hanser Verlag München 2013

Ich bin auch kein Freund der Fäkalsprache und gebrauche das Götz-Zitat auch nicht wörtlich. Aber ich kann es ja auch geschickt umschreiben.

Liebe Dais und Gummibaum,

auch dir danke ich fürs Lesen und lobend Kommentieren.

Liebe Grüße
Fridolin