Autor Thema: Nach dem Fall der Unfähigen in der österreichischen Politik  (Gelesen 1527 mal)

Erich Kykal

Sie haben selbst den letzten Glauben
an ihre Kompetenz verspielt,
ihr blindes Rauben und Berauben,
das nur auf eigne Mehrung zielt.

Der Trümmerbruch der Illusionen
steigt jenen Mienen ins Gesicht,
die ihren Ruf behutsam schonen,
als zählte alles andre nicht:

Nicht die Bevölkerung, die leidet
an bürokratischer Vermüllung,
an Politik, die Freunde scheidet
vor mancher peinlichen Enthüllung.

Nicht das System, das Republiken
zur Unabhängigkeit erhob,
erstickend längst in den Repliken,
die es ersetzten, dumm und grob.

Nicht alle jene, die sie wählten,
um ihre Stimme dort zu sein,
wo sie die ernste Wahrheit quälten
mit ewig arrogantem Schein.

Berechnend nur nach der Karriere
und dem Diktate der Partei,
vergaßen sie, was wichtig wäre:
Dass man dem Volk verpflichtet sei,

und nicht dem eigenen Erdreisten,
dem Dogma einer Basis, die
sich niemals nach dem Wohl der Meisten
gerichtet hat, und darum nie

sich wirklich um die Wünsche scherte,
um das Bedürfen der Nation,
die ihnen einst das Recht gewährte,
ihr Recht zu sein für rechten Lohn.

Nun werden sie hinweg gewaschen,
versagend selbst noch im Versagen,
und füllen sich noch rasch die Taschen,
denn niemand wird sie je beklagen,

schon gar nicht jene, die nun kommen,
fanatisch völkelnd, kalt und bieder,
und alle starren nur benommen:
Die großen Fahnen wehen wieder!
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: Nach dem Fall der Unfähigen in der österreichischen Politik
« Antwort #1 am: Januar 22, 2025, 03:41:17 »
Lieber Erich,

dein Gedicht beklagt die Unfähigkeit und Unmoral der bisher in Österreich Regierenden, die ihre Posten nur zur eigenen Bereicherung nutzten und so das Volk betrogen und die Machtübernahme durch die rechte FPÖ und Kickel verschuldet zu haben. Ich weiß nicht, ob man den Niedergang der Demokratie nur an einzelnen Personen festmachen kann oder ob die Entwicklung auch mit der Ersetzung ideeller durch materielle Werte im ganzen Land, ja in Teilen von Europa zu tun hat. 

Mit Interesse und Sorge gelesen.

Grüße von gummibaum

 

Erich Kykal

Re: Nach dem Fall der Unfähigen in der österreichischen Politik
« Antwort #2 am: Januar 23, 2025, 11:55:55 »
Hi Gum!

Ersrt mal: Danke für deine Gedanken!  :)

Zu deinen Worten:

Teils teils.

Mein Werk bezog sich eigentlich nur auf diese Farce einer Ampelverhandlung, die gefühlt letzte Chance der Demokratie, bzw. der behauptet noch demokratischen Parteien, die unser Präsident Van der Bellen ihnen ermöglicht hat, indem er die Mehrheit der FPÖ praktisch ignoriert hat - sie waren unfähig, diese Chance zu nützen, sie wenigstens auch nur einmal über ihr kleinliches Geplänkel zu stellen, so als ob sie völlig unfähig gewesen zu erkennen, was die Stunde geschlagen hatte. Jetzt bildet besagte FPÖ eine Regierung mit den plötzlich nur allzu willigen Umfallern der Konservativen, denen die Macht auf einmal näher steht als gerade noch lautgehalste Ideale und Kompromisslosigkeit gegenüber der extremen Rechten.
Die typischen Wendehälse eben - und die dürfen bald mit der Rechten regieren? Man kann sich vorstellen, wieviel sie den Fanatikern in den Weg legen werden. Und sollte es zu Neuwahlen kommen? Nachdem sich bei der letzten Wahl mindestens ein Drittel der Österreicher als nach wie vor Nazis entpuppt hat, oder als zu ungebildet oder emotional involviert, um die tatsächlichen Verhältnisse und möglichen Zukünfte einschätzen zu können, rechne ich da eher noch mit einer Stärkung des Volkskanzlers in spe, der alles Fremde baldmöglichst 'an wenigen Orten konzentrieren' will. Ja, das hat er ganz bewusst so formuliert - was fällt einem geschichtlich Bewanderten dazu ein? Egal - seine Kernwählerschaft hat durchaus verstanden.

Aber du hast auch Recht - gerade die Politskandale und aufgedeckten Mauscheleien der letzten beiden Dekaden haben den Ruf von Politikern nachhaltig diskkreditiert. Warum sich die Ösis darob ausgerechnet anderen Politikern an den Hals werfen, so als wären diese komplett anders gestrickt, bloß weil sie es behaupten, ist ein gutes Beispiel für die Kurzsichtigkeit und Dummheit der Menschen. Damit ist schon ein Hitler groß geworden: Von den Mächtigen unterschätzt, mit einem Drittel der Bevölkerung hinter sich (zu den besten Zeiten).
Während Trump gerade die Menschliichkeit und Demokratie in den USA abschafft, geht auch ein zunehmend isolationistisches Europa den Weg nach Rechts, entweder um sich dem erobernden Diktator Putin und der aggressiven Wirtshaftmacht der erzkonservatien Autokratie China entgegenzustellen, oder um sich ihnen, wo Rechts bereits dominiert, rückhaltlos anzuwanzen!

Schöne Aussichten - und während die Mächtigen sich innerlich zerfleischen und vernichten, weil keiner mehr über die eigene Hutkrempe hinausdenken mag, erstarkt erneut der fanatische Islam und kocht sein eigenes Süppchen. Es ist wie mit dem Klimawandel: Der Drift in Extremismus hat eine Eigendynamik entwickelt und wird auf längere Sicht nicht mehr aufzuhalten sein, gespeist von den Existenzängsten derer, die diese Entwicklungen davor zu lange ignoriert haben, weil nicht sein kann, was nicht sein darf. Jetzt hängen sie ihr Fähnchen nach dem Wind und hoffen, dass ihnen ein Sturm erspart bleibt.

Und ich? Ich kann noch so oft und laut brüllen: 'Ich hab's kommen sehen!' - es wird nichts bewirken.

Enttäuschte Grüße, eKy
« Letzte Änderung: Januar 23, 2025, 12:02:36 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: Nach dem Fall der Unfähigen in der österreichischen Politik
« Antwort #3 am: Januar 26, 2025, 20:42:42 »
Danke, lieber Erich,

für deine ausführliche Lage-Betrachtung und die Auslotung von Ursachen und Konsequenzen in engeren und weitern Bezirken. Das macht alles nochmals klar, natürlich leider ohne Wirkung auf die infrage stehenden Prozesse.

Wie du sagst, sind Politik und die Machtentwicklung fast weltweit beunruhigend, ja, lähmend für Freude und positive Lebensgestaltung, besonders, wenn man gerne humanistischen Gedanken folgt. Man sich umso  bewusster dafür entscheiden.

Liebe Grüße von gummibaum


 

Erich Kykal

Re: Nach dem Fall der Unfähigen in der österreichischen Politik
« Antwort #4 am: Januar 27, 2025, 00:22:15 »
Hi Gum!

So lange man sich eben noch entscheiden KANN!  :o ::)

Die Demagogen und Endlöser sind wieder im Aufwind, getragen von gutgläubigen, bildungsfernen Internettrotteln, die jeden Müll liken, von dem andere ihnen erzählen, dass er wahr sei, und von den schwarzweiß denkenden Hauruck-Propheten, die für alles eine sofortige, möglichst herzlose Lösung parat haben, damit Herr und Weibchen Österreicher keine unreflektierten, zuvor angequatschten Ängste mehr scheiben müssen.

LG, eKy

Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.