Autor Thema: Unbekannte Dimension  (Gelesen 1975 mal)

galapapa

Unbekannte Dimension
« am: M?RZ 28, 2014, 18:46:14 »
Es ist als ob ein Ton herüber schwebt,
ein Summen und ein Hauch von Seidenrauschen,
in dem die Ruhe eines Friedens lebt,
wenn wir uns schweigend in die Seelen lauschen.

Wie Wasserwellenkreise auf dem Teich,
die sich begegnen ohne sich zu stören,
fließt ineinander und hinweg zugleich
der Atem und gebiert ein sich Betören.

In der Berührung dann versinkt die Welt
in jene unbekannte Dimension
und was in diese tiefen Sphären fällt,
fliegt mit dem Sturm im Sog der Glut davon.

Erich Kykal

Re:Unbekannte Dimension
« Antwort #1 am: M?RZ 28, 2014, 20:50:40 »
Hi, Charly!

Sehr gut gedichtet! Bezüglich lyrischer Sprachhabung ist dein Talent voll erblüht!

Ich weiß, die neue RS sieht es vielleicht anders (keine Ahnung! ???), aber "herüberschwebt" (S1Z1) gefiele mir zusammen besser, ebenso das "Sichbetören" (S2Z4).

Der einzige Wermutstropfen: Der regelmäßige Wechsel der Kadenzen bricht in der letzten Strophe: Z2 und 4 sind nicht wie in den Strophen zuvor weiblich. Das fällt sofort auf.

Ausgesprochen gern gelesen!

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re:Unbekannte Dimension
« Antwort #2 am: M?RZ 29, 2014, 08:55:44 »
Hallo Charly,

eine Freude ist das, dieses Gedicht zu lesen! Das Wellenbild gefällt mir, wenngleich es die Interferenz ausspart. Das Fehlen der weiblichen Kadenz sprang mir kaum ins Auge, da die letzte Strophe weite Räume auftut, die klingen.

LG gummibaum

« Letzte Änderung: M?RZ 29, 2014, 19:55:10 von gummibaum »

galapapa

Re:Unbekannte Dimension
« Antwort #3 am: M?RZ 29, 2014, 10:35:24 »
Hallo Erich,
danke für Deinen Kommentar, das Lob und Deine Anregungen zu meinem Text!
Es ist tatsächlich so, dass die neue RS eine Trennung vorschreibt. Hier muss ich allerdings sagen, dass sowohl der "Word-Prüfer" als auch mein Gefühl sagen, dass hier eine Trennung besser ist, anders als z.B. bei "überschweben". Hier sagt Word "trennen" und ich sage "unmöglich!". Ich mach das inzwischen nach meinem Gefühl und ich glaube, da bin ich nicht allein.
Dieses wiederum (das Gefühl) rät mir beim "sich Betören" die nebenstehende Version an, die auch dem "Word-Meckerer" gefällt.
Was den Wechsel in der Kadenzenfolge angeht, so kann Dich vielleicht meine Erklärung dafür versöhnen, nämlich dem Versuch, etwas Bestimmtes zu erzeugen: Weibliche Kadenzen klingen angenehm, weil sie sowas, wie einen Hall, eine Räumlichkeit erzeugen.
Da nun die letzte Strophe die Gedanken öffnen soll in einen endlosen Raum, in dem es keinen Wiederhall, sondern nur die Flucht in die Unendlichkeit gibt,  habe ich versucht, dies durch die nur männlichen Endungen zu verstärken.
Ich habe es mehrfach laut gelesen und weder eine Störung des Leseflusses oder des Rhythmus bemerkt, noch ist es, wenn man nicht gerade speziell darauf achtet, überhaupt aufgefallen. Ich finde aber, dass es eine gewisse Wirkung in die gewollte Richtung hat, wie ja auch Gummibaum feststellen konnte.
Ich habe den Text ja auch keinerlei geregelter Gedichtform, wie Sonett o.Ä., unterworfen.
Würde mich freuen, wenn ich Dich damit zu einem anderen Blickwinkel überzeugen konnte.
Danke nochmal und liebe Grüße!
Charly

Hallo Gummibaum,
danke für Deinen lobenden Kommentar!
"Sich begegnen ohne sich zu stören", das sollte eigentlich die Darstellung der Interferenz sein. Aber ich bin kein Physiker.
Erfreut hat mich an Deinen Worten, dass Du die (gewollte) Wirkung der in der letzten Strophe nur noch männlichen Endungen erkannt hast. (siehe auch meine Antwort an Erich)
Herzliche Grüße!
Charly
« Letzte Änderung: M?RZ 29, 2014, 10:42:03 von galapapa »

Erich Kykal

Re:Unbekannte Dimension
« Antwort #4 am: M?RZ 29, 2014, 17:39:07 »
Hi, Charly!

Ich habe es nicht abwertend gemeint, wollte bloß darauf hinweisen, dass es - zumindest mir - sofort aufgefallen ist.
Du weißt, ich habe sowas wie ein natürliches Taktgefühl (bei Sprachrhythmen, nicht bei Menschen!  :-\), daher ist so eine Unwucht, aus welchen guten Gründen auch immer gesetzt, für mich, der das Regelmaß über alles schätzt, halt immer auch ein kleiner Wermutstropfen. Das ist aber rein subjektiv betrachtet. ;)  :D

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

galapapa

Re:Unbekannte Dimension
« Antwort #5 am: M?RZ 30, 2014, 09:58:23 »
Hallo Erich,
ich hab das auch nicht als abwertend empfunden.
Man kann das ja auch mit Musik vergleichen, auch da wird man ja von einem Rhythmus mitgenommen und erwartet keinen Wechsel, wenngleich Rhythmuswechsel, wenn sie im Takt bleiben, auch sehr erfrischend oder interessant sein können.
Liebe Grüße!
Chalry

cyparis

Re:Unbekannte Dimension
« Antwort #6 am: April 01, 2014, 08:59:13 »
Ich mach das inzwischen nach meinem Gefühl und ich glaube, da bin ich nicht allein.

Nein, lieber Galapapa, da bist Du nicht allein.
À propos:
Ich habe gar kein Wordprogramm. Ich mache "nach Gefühl" und liege sicher oft falsch, aber was kümmert das den Poeten
? ;)

Ich hätte auch "Sichbetören" als zusammengezogenes Substantiv geschrieben.
Aber was macht das schon bei diesem wunderschönen Gedicht?

Dank und lieben Gruß
von
Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

galapapa

Re:Unbekannte Dimension
« Antwort #7 am: April 01, 2014, 09:43:15 »
Liebe Cyparis,
herzlichen Dank für Dein Lob!
Ich finde auch, dass das Trennen oder Zusammenschreiben solange immer in Ordnung ist, solange die Bedeutung des Ausdruckes eindeutig ist.
Dem einen gefällte das eine besser und dem anderen das andere und dann kommen auch noch Gewohnheiten dazu, denn so ein wenig Konservatismus stellt sich mit zunehmendem Alter wohl immer ein.
Liebe Grüße!
Charly

Daisy

Re:Unbekannte Dimension
« Antwort #8 am: April 06, 2014, 12:54:35 »
Lieber Charly,

was für ein herrlich poetisches Gedicht hast du da geschaffen!

Für mich ist immer ganz wichtig, dass sich ein Gedicht bei mir gefühlsmäßig ganz tief einschmeichelt, dann empfinde ich es auf Anhieb als überaus gelungen.
In deinen Gedichten finde ich immer diese besonderen Klänge, die dieses Empfinden auslösen und es ist, als fände ich mich selbst in den schönen Versen.

Kompliment und lieben Gruß von
Daisy

galapapa

Re:Unbekannte Dimension
« Antwort #9 am: April 06, 2014, 13:32:34 »
Ein bezauberndes Lob, liebe Daisy, hab ganz herzlichen Dank dafür!
Es war der Versuch, zu beschreiben, was passiert, wenn zwei Seelen einander entdecken.
Liebe Grüße!
Charly

Curd Belesos

Re:Unbekannte Dimension
« Antwort #10 am: April 16, 2014, 23:12:51 »
...........ganz egal was hier geschrieben wurde, ich habe dein Gedicht erst jetzt gelesen.

galapapa, ich habe dein Gedicht wie einen Traum aus meinem Leben empfunden, wunderschön.

Ganz liebe, dankende Grüße sende ich dir für diese Zeile.

Curd
Nur wenn du frei bist " IF " ....dann bist du ein Mensch

galapapa

Re:Unbekannte Dimension
« Antwort #11 am: April 17, 2014, 00:00:07 »
Hallo Curd,
wunderschön auch Dein Lob, hab herzlichen Dank dafür!
Es ist ja auch ein Traum, dies zu erleben und ich bin dankbar, solche Erinnerungen zu haben zu und so spät noch einmal träumen zu dürfen.
Liebe Grüße!
Charly