Autor Thema: Klangbild einer seltsamen Saite  (Gelesen 861 mal)

wolfmozart

Klangbild einer seltsamen Saite
« am: M?RZ 02, 2019, 18:39:35 »
Eifrig und mit stolzer Freude
Bauen sie am Weltgebäude
Jeder Stein ist ohnesgleichen
Und muß dennoch eilends weichen
Einem nächsten, der nun wieder
Ausdruck ist für Jubellieder
Und das stetig, Jahr um Jahr
Währt das Spiel der Menschenschar.

Ewige Gesetze walten
Die schon unsern Vätern galten?
Zeit ist nur Erscheinungsform
Einer allgemeinen Norm?
Oder lenket Zufallsglück
Das Geschick im Weltenstück?
Kriecht das Sein aus Schein hervor
Da es denn aus Nichts gebor?

Immer größer wird der Tempel
Längst schon ohne ein Exempel
Steht er da in seiner Pracht.
Wird gebauet, wird geschauet
Auch so mancher Stein zerhauet
Doch weh dem, der seiner lacht!

Wehe dem, der weder innen
Noch im Äußern jener Zinnen
Herberg sucht, der keine Freunde
zählt im Haus, und keine Feinde
Wer sich selbst verspottet still:
Heile dem, der gar nichts will!



Alternative Version, von Erich und Sufnus angeregt

Eifrig und mit stolzer Freude         
Baut der Mensch am Weltgebäude
Jeder Stein ist ohnesgleichen
Und muß dennoch eilends weichen
Einem nächsten, der nun wieder
Ausdruck ist für Jubellieder
Und das stetig, Jahr um Jahr
Währt das Spiel der Menschenschar.

Ewige Gesetze walten
Die schon unsern Vätern galten?
Zeit ist nur Erscheinungsform
Einer allgemeinen Norm?
Oder lenkt bloß Zufallsglück
Das Geschick im Weltenstück?
Kriecht das Sein aus Schein hervor
stieg es aus dem Nichts empor?

Immer größer wird der Tempel
Längst schon ohne ein Exempel
Steht er da in seiner Pracht.
Ewig wächst, woran wir bauen,
wird auch mancher Stein zerhauen!
Doch weh dem, der seiner lacht!

Wehe dem, der weder innen
Noch im Äußern jener Zinnen
Herberg sucht, der keine Freunde
zählt im Haus, und keine Feinde
Wer sich selbst verspottet still:
Heil nur dem, der gar nichts will!



« Letzte Änderung: M?RZ 09, 2019, 11:37:37 von wolfmozart »

Erich Kykal

Re: Klangbild einer seltsamen Saite
« Antwort #1 am: M?RZ 02, 2019, 20:28:34 »
Hi WM!

Gut geschrieben! Dennoch einige wohlmeinende Korrekturen:


Eifrig und mit stolzer Freude
Bauen wir am Weltgebäude,
Jeder Stein ist ohnegleichen
Und muß dennoch eilends weichen
Einem nächsten, der nun wieder
Ausdruck ist für Jubellieder,
Und das stetig, Jahr um Jahr
Währt das Spiel der Menschenschar.

Ewige Gesetze walten,
Die schon unsern Vätern galten?
Zeit ist nur Erscheinungsform
Einer allgemeinen Norm?
Oder lenkt ein Zufallsglück
Das Geschick im Weltenstück?
Kriecht das Sein aus Schein hervor,
stieg es aus dem Nichts empor?

Immer größer wird der Tempel,
Längst schon ist er ein Exempel
für die Größe und die Pracht.
Ewig wächst, woran wir bauen,
wird auch mancher Stein zerhauen!
Doch weh dem, der seiner lacht!

Wehe dem, der weder innen
Noch im Äußern jener Zinnen
Herberg sucht, der keine Freunde
hat darin und keine Feinde!
Wer sich selbst verspottet still:
Heil nur dem, der gar nichts will!


Zum Ende der vierten Str. wird der Text etwas verworren - der Leser kann nicht genau unterscheiden, wem nun Segen gebührt und wem Verdammnis - oder ist ein- und derselbe gemeint? Worauf will die Conclusio hinaus?


Gern gelesen!  :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Sufnus

Re: Klangbild einer seltsamen Saite
« Antwort #2 am: M?RZ 05, 2019, 11:14:23 »
Hey WM! :)
Mir gefallen Deine Verse sehr - sie sind gedanklich ausgereift, elegant formuliert und haben einen sehr schönen "Flow".
Ich hätte auch nur minimale Korrekturvorschläge - eigentlich ziemlich auf der Linie von eKy...
zur besseren Sichtbarkeit hier nochmal mit Hervorhebungen der Mini-Änderungen:

Eifrig und mit stolzer Freude
Baut der Mensch am Weltgebäude
Jeder Stein ist ohnesgleichen
Und muß dennoch eilends weichen
Einem nächsten, der nun wieder
Ausdruck ist für Jubellieder
Und das stetig: Jahr um Jahr
Währt das Spiel der Menschenschar.

Ewige Gesetze walten
Die schon unsern Vätern galten?
Zeit ist nur Erscheinungsform
Einer allgemeinen Norm?
Oder lenkt bloß Zufallsglück
Das Geschick im Weltenstück?
Wurd das Sein aus Schein geboren,
Geht im Nu ans Nichts verloren?

Höher schauen, weiter bauen,
Stein um Stein zurechtgehauen,
Immer größer wird der Tempel
Längst schon ohne ein Exempel
Steht er da in seiner Pracht.
Doch weh dem, der seiner lacht!

Wehe dem, der weder innen
Noch im Äußern jener Zinnen
Herberg sucht, der keine Freunde
zählt im Haus, und keine Feinde,
Der sich selbst vergöttern will.
Heil nur dem, der gar nichts will!
« Letzte Änderung: M?RZ 05, 2019, 11:16:00 von Sufnus »

wolfmozart

Re: Klangbild einer seltsamen Saite
« Antwort #3 am: M?RZ 09, 2019, 11:37:47 »
Hallo Erich und Sufnus,

dank für eure Auseiandersetzung mit meinem Text.
Ich hab von euren Alternativ-Vorschlägen das übernommen was mir als Gewinn erschien für mein Poem.

Erich, die Conclusio will sagen dass derjenige der das Menschentreiben nicht so ernst nimmt von den Menschen nicht gern gesehen wird (Wehe dem...)
Aber für denjenigen selbst ist seine stoische Lebenseinstellung ein Gewinn (Heile dem...)

Lieben Gruß wolfmozart

Agneta

  • Gast
Re: Klangbild einer seltsamen Saite
« Antwort #4 am: M?RZ 12, 2019, 16:54:08 »
ich finde, lieber Wolf, das balladenähnliche Werk hat durch die Korrekturen noch gewonnen. Ewas pathetisch kommt es daher, hat es doch ein großes Thema:
Der Mensch und sein Leben in der Welt. Wer sich unauffällig in ihr verhält, weder Zeichen setzt, noch welche einreißt, gewinnt.
Eine Lebensperspektive im Unentschlossenen, mit derwohl viele gut klar kommen. Deshalb bleibt alles unver indlich, oberflächlich.
LG von Agneta

wolfmozart

Re: Klangbild einer seltsamen Saite
« Antwort #5 am: M?RZ 23, 2019, 10:01:23 »
ich finde, lieber Wolf, das balladenähnliche Werk hat durch die Korrekturen noch gewonnen. Ewas pathetisch kommt es daher, hat es doch ein großes Thema:
Der Mensch und sein Leben in der Welt. Wer sich unauffällig in ihr verhält, weder Zeichen setzt, noch welche einreißt, gewinnt.
Eine Lebensperspektive im Unentschlossenen, mit derwohl viele gut klar kommen. Deshalb bleibt alles unver indlich, oberflächlich.
LG von Agneta

Erichs Alternativen sind für mich jedesmal ein Lesen wert weil sie Hand und Fuß haben.
Ja ein großes Thema hat dieses Gedicht, wer sich raushält aus dem Menschentreiben hat find ich einen guten und ruhigen Weg gefunden um durch die Welt zu kommen.
Dank dir fürs Kommentieren.

LG wolfmozart