Autor Thema: Ver/wahr/lost  (Gelesen 655 mal)

Erich Kykal

Ver/wahr/lost
« am: August 15, 2019, 12:40:28 »
Betrachte jenen Wirren, wie er stolpert
durch seine dürren Tage als ein Trunkener,
ein lang im Elend schon Versunkener
auf kargen Wegen, über die er holpert.

Beachte seine Züge, die versonnen
ins Gestern träumen, was ihn vage trägt,
wenn er die Hände auf die Wangen legt,
in seinen müden Innenraum versponnen.

Begleite ihn auf seiner wunden Reise
ein Stückchen weit, als könntest du erfassen,
womit er ringen muss, wo sein Verblassen
ihn unberührbar macht auf seine Weise.




Diese Schlußstr. wurde nach Vorschlag von Agneta abgesetzt. Der Leser möge entscheiden, ob ihm das Werk mit oder ohne besser zusagt.

Bedenke wohl, der du in Gründen badest,
dich festzuhalten in der kalten Welt -
um andre ist es nicht so gut bestellt,
wiewohl du keinem davon selber schadest.
« Letzte Änderung: August 16, 2019, 19:31:05 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: Ver/wahr/lost
« Antwort #1 am: August 15, 2019, 16:40:02 »
Lieber Erich,

ein sensibles Gedicht über den Gescheiterten in der Form der Ansprache an den kaltherzigen Glückritter. Außen- und Innenwelt des sich an die bessere Vergangenheit klammernden Verlierers sind plastisch und subtil zum Ausdruck gebracht. Die Zerteilung der Überschrift verweist auf eine Metaebene. Lediglich der letzte Vers scheint mir in seiner Konzessivität ein nur gedämpfter Paukenschlag zu sein.

Mit Freude und Genuss gelesen
Gruß gummibaum

Erich Kykal

Re: Ver/wahr/lost
« Antwort #2 am: August 15, 2019, 17:30:01 »
Hi Gum!

Mit der Unterteilung des Titels wollte ich nur auf die mittlere Silbe "wahr" hinweisen, um die tiefere Wahrheit des Inhalts zu bekräftigen. Eine Wortspielerei ...

Vielen Dank für deine promte Replik!  :)

LG, eKy

Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Agneta

  • Gast
Re: Ver/wahr/lost
« Antwort #3 am: August 16, 2019, 19:07:51 »
Lieber Erich,

die ersten drei Strophen sind sehr stark, die letzte würde ich tatsächlich weglassen. Denn die "Unberührbarkeit" des Verirrten wäre ein starker Schluss. Gleichzeitig zeigt sie auch seine Einsamkeit.
Sich zuwenden und Zuwendung zulassen heißt auch immer die Gefahr des Verletztwerdens, des sich Bloßstellens einzugehen. So kann selbst der Unberührbare noch eine Stärke haben, die aus einer Schwäche erwächst.
LG von Agnea

Erich Kykal

Re: Ver/wahr/lost
« Antwort #4 am: August 16, 2019, 19:29:35 »
Hi Agneta!

Interessant. Auch "anderswo" wurde mir geraten, die letzte Str. zu streichen, mit ähnlichen Argumenten. Ich werde sie vom Text absetzen und es dem Leser überlassen, sich des Werkes künftig mit oder ohne diese Strophe zu entsinnen.

Vielen Dank für deine Gedanken!  :)

LG ,eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.