Hi Gum!
Schönes Gleichnis! Das menschliche Leben als fremdbestimmtes Schiff. Es spürt seinen Steuermann nicht und denkt vielleicht, selbst zu entscheiden, merkt nicht, dass es auf allen Ozeanen dieser Welt von Gefühlen, Bedürfnissen, Trieben oder äußeren Einflüssen wie Ideen oder manipulativen Machtinteressen anderer gelenkt wird.
Wenige Menschen bringen genug Mut auf, sich selbst und ihren Kurs objektiv selbst zu erforschen und zu hinterfragen. Wer fragt sich schon gern selbst nach den wirklichen Gründen und Ursachen für das eigene Handeln, all die Kindheitstraumata, unerfüllten Sehnsüchte und inneren Bedürfnisse, die den Cocktail des individuellen Charakters ausmachen, seine ewige Triebfeder sind, bis sich das Werk müdegelaufen hat ...
Diese Motivationen mögen wechseln, ausgetauscht werden wie Ersatzteile auf einem Schiff, aber sie scheinen von eminenter Wichtigkeit zu sein, so als wollten wir selbst uns niemals in Bewegungslosigkeit betrachten, als würden wir vor den wirklich tiefen Einsichten davonlaufen, immer neue Fernen und Kontintente bereisen wollen, um uns darin zu verlieren, ohne je das eigene Innere bereist zu haben. Selbst wenn wir anderer Fracht transportieren müssen, nur um uns der eigenen "Nützlichkeit" versichern zu können, tun wir es ohne Murren, meist ohne je über ide Fracht nachzudenken und welchen Interessen sie wirklich dient. Hauptsache aktiv und abgelenkt von den inneren Gewichten ...
So enden wir irgendwann abgewrackt und ausgesondert. Keine Flotte will uns noch - und dann brechen viele einfach auseinander, wenn sie erkennen, dass sie lebenslang nur brave Ameisen waren aus Angst vor Selbsterkenntnis und Selbstverwirklichung - und dann sehen sie keinen Sinn mehr darin, in hohem Alter noch damit zu beginnen.
Sinn - selten war ein Begriff so beliebig befrachtbar und dennoch offenbar uns so wichtig - leider meist aus den falschen Gründen. Ich fürchte, wir werden als Individuen erst mündig und selbstbetimmt werden können, wenn wir es schaffen, uns von dieser Prämisse der unabdingbaren Sinnsuche endlich ersatzlos zu verabschieden!
Sehr gern gelesen!

LG, eKy
PS: Las deinen Link zum Theseus-Gedanken: "Warum bleiben wir "wir selbst"? - Ich denke, weil wir uns in unserer Selbstdefinition schon im Kern als veränderliche Entitäten betrachten. Trotz allen Beharrungsvermögens der menschlichen Natur beweist unsere Geschichte, wie flexibel, anpassungsfähig und veränderbar wir tatsächlich sind, oft ohne es lange Zeit bewusst zu merken. Aber unsere Selbstdefinition fußt nicht auf Wissen oder Lebensgeschehnissen, so sehr dies auch unseren Charakter prägt, sondern primär auf dem Gefühl permanenter Selbsterfahrung als aüßerlich wie innerlich bewegliche Einheit.
So greift dieser "Das bin ich!"-Gedanke über alle Veränderungen eines Lebens hinweg, als Kernelement des Mensch- und Lebendigseins.