Autor Thema: Wohnungswechsel  (Gelesen 1018 mal)

gummibaum

Wohnungswechsel
« am: April 15, 2020, 13:13:09 »
Der Zwinger steht im Garten noch
mit seiner großen Gittertür.
Das wilde Bellen fehlt jedoch,
und nur die Hummeln summen hier.

Das Kind an meiner Hand blickt scheu,
und kommt nur zaudernd mit hinein,
doch, weil ich mich auf Neues freu,
frag ich: Ziehst du vielleicht hier ein?

Da nickt das Kind. Dann holt es schnell
sein Tischchen und Service,
und aus den Augen glänzt es hell:
Ich bin im Paradies…

Erich Kykal

Re: Wohnungswechsel
« Antwort #1 am: April 15, 2020, 13:30:44 »
Hi Gum!

Stimmungsvolles Werk mit Augenzwinkern - quasi eine Umwidmung eines "strengen" Zuchtortes zu einem kindlich naiven Spielplatz.
Die zweite Ebene ein satirisches Andeuten, dass man ein vielleicht zuweilen nerviges Kind loswerden oder disziplinieren möchte/könnte. Natürlich nicht wirklich ernst gemeint, nur so als "Unterton" ...  ;) (wer könnte das besser verstehen als ein Lehrerkollege ...  >:D)

Schon das Wort "Zwinger" beinhaltet die Motivation dahinter: Hier wird gezwungen, aufgezwungen, weggesperrt, dressiert, gebrochen! In meinen Augen ist so ein Gitterort die reine Tierquälerei, selbst wenn ich weiß, dass es zuweilen nicht anders geht (zB Militär- und Wachhunde für große Bereiche).
Nur ein noch "reines", unerfahrenes Kind ohne Gedanken an den Zweck so eines Baus kann sich dort so wohlfühlen, dass es dort "einziehen" will, bloß weil es anders, neu und interessant dort ist ...  :-\

Sehr gern gelesen!  :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: Wohnungswechsel
« Antwort #2 am: April 15, 2020, 21:12:57 »
Danke, lieber Erich. Wieder ein treffender Kommentar. Ja, das ist mehrdeutig.
Kinder mögen ja kleine Räume, solange sie irgendwo herauskommen. 

Liebe Grüße
gummibaum