Autor Thema: Zum Horizont  (Gelesen 624 mal)

horstgrosse2

Zum Horizont
« am: Juni 13, 2021, 11:51:34 »
Zum Horizont


Tagtraum nimmt mich auf
Das Ringsumher zerfällt zu Stille
die andere Dimension.

Stumm lächelst du mich an.
Möchte mich verkriechen,
verkriechen in deinem Antlitz
zu schön dieser Anblick.

Wer hat das erschaffen?
Halte meinen Atem an
und breite meine Arme aus.

Dein Bild verliert Kraft,
gleißend blauer Himmel.
Ein Schwanenpaar zieht
und meine Hilflosigkeit,
zum Horizont.
...
..
.
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« Letzte Änderung: Juni 14, 2021, 10:32:13 von horstgrosse2 »

Erich Kykal

Re: Zum Horizont
« Antwort #1 am: Juni 13, 2021, 16:56:28 »
Hi HG2!

Ans Ende von S1Z1 sollte ein Komma.

Der erste und der letzte Satz sind fehlerhaft konstruiert. In S1Z2 muss das "Das" zu Beginn der Zeile gestrichen werden, damit das Konstrukt stimmt, sowie in der vorletzten Zeile des Werkes das "und" am Zeilenbeginn.

Ich denke mal, du hast dich irgendwann mitten drin umentschieden, was wie auszudrücken, das Ergebnis allerdings hinterher nie korrekturgelesen.

Tipp: S3Z1 - Sprachlich viel eleganter wäre der Satz: "Wer hat es erschaffen?".
In der Folgezeile ist der Satz unvollständig. Am Beginn sollte ein "Ich" stehen.

Dies ist eins von den vielen reimlosen Werken, zu denen ich wirklich so gar keinen Bezug finden kann - aber das liegt vielleicht an mir.

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

horstgrosse2

Re: Zum Horizont
« Antwort #2 am: Juni 14, 2021, 11:08:53 »
@Erich


Grüße.

Zitat: Das Ringsumher zerfällt zu Stille.

Hier ist „Ringsumher“ eine Metapher. Für alles, was momentan der Geist aufgenommen hatte, zu der Zeit, oder Zeitpunkt.
Es ist ein Tagtraum, und der funktioniert nur, wenn andere störenden Einflüsse wegfallen.
„Ringsumher“ ist alles. Der Ort, die Töne die dort empfangen werden können. Temperatur, Licht, usw. Die Konzentration liegt auf dem Traum.
Hier eine Begebenheit von früher, die erwacht. Und, Zitat:

Dein Bild verliert Kraft,
gleißend blauer Himmel.
Ein Schwanenpaar zieht
und meine Hilflosigkeit,
zum Horizont.

Verrät, das ich im Freien war, in der Natur. Und die Realität, das ziehende Schwanenpaar das Richtung Horizont zieht, nimmt den verlöschenden Tagtraum (Illusion) mit sich fort.

Texte dieser Art, habe ich immer wieder geschrieben. Es sind die Bilder der Gedanken. Sie kennen nur ihre Gesetze, ihre Farben, ihre Lust und das Leid.
Da gibt es keinen Jambus, Trochäus usw. Und hier liegt die Stärke in den Metaphern die das Bild malen.
Ok, danke dir für deine Zeilen, bist gerne gesehen.

Erich Kykal

Re: Zum Horizont
« Antwort #3 am: Juni 14, 2021, 18:59:17 »
Hi HG2!

Ans Ende von Z1 gehört immer noch ein Komma - oder ein Punkt.

Fakt bleibt, dass 

Das Ringsumher zerfällt zu Stille
die andere Dimension.

falsch konstruiert ist. Vielleicht wird es dir deutlich, wenn ich den Satz in Prosaform schreibe:

Das Ringsumher zerfällt zu Stille die andere Dimension.


Die sprachlich korrekten Möglichkeiten wären:

Das Ringsumher zerfällt zu Stille, in eine andere Dimension.

Das Ringsumher zerfällt zu Stille und trägt mich in eine andere Dimension.

Das Ringsumher zerfällt zu Stille, der anderen Dimension.



Dasselbe gilt für den letzten Satz:

Ein Schwanenpaar zieht
und meine Hilflosigkeit,
zum Horizont.

In Prosaform:

Ein Schwanenpaar zieht und meine Hilflosigkeit, zum Horizont.


Die sprachlich korrekten Möglichkeiten wären:

Ein Schwanenpaar zieht meine Hilflosigkeit zum Horizont.

Ein Schwanenpaar zieht, und meine Hilflosigkeit driftet zum Horizont.


LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Agneta

  • Gast
Re: Zum Horizont
« Antwort #4 am: Juni 21, 2021, 11:21:55 »
ich sehe da das Bild eines Verstorbenen vor den Augen des Zurückgebliebenen erstehen. Poetisch geschrieben. LG von Agneta

horstgrosse2

Re: Zum Horizont
« Antwort #5 am: Juni 21, 2021, 11:26:05 »
Agneta


Grüße.

Fast richtig. Danke für den Beitrag.


@Erich


Habe deine Einwände gelesen, bin noch unschlüssig. Aber danke.



Sufnus

Re: Zum Horizont
« Antwort #6 am: Juni 21, 2021, 12:32:38 »
Hi Horst! :)

Bei eKys Hinweisen auf die inkonsistente Zeichensetzung würde ich teilweise mitgehen. In Z2 fängst Du mit Großschreibung des Wörtchens "das" an, was ja in normaler Orthographie tatsächlich nur am Satzanfang groß geschrieben wird. Dann würde man in der Z1 aber erwarten, dass da ein Punkt steht. Alternativ könnte man aus Gründen der Normal-Syntaktik nach dem Teilsatz von Z1 auch ein Komma setzen und dann ginge es in Z2 in Kleinschreibung weiter.
Entsprechend könnte nach Z2 ein weiteres Satzzeichen (Punkt oder Komma oder Doppelpunkt) kommen, wenn hier der Hauptsatz endet und entsprechend in Z3 mit korrespondierender Groß- oder Kleinschreibung weiter verfahren werden.

Also z. B.:

Tagtraum nimmt mich auf.
Das Ringsumher zerfällt zu Stille:
Die andere Dimension.

oder

Tagtraum nimmt mich auf,
das Ringsumher zerfällt zu Stille,
der anderen Dimension

[beachte im letzten Beispiel die grammatische Anpassung des 1. Wörtchens in Z3 - entsprechend eKys Hinweisen - wenn Z3 als Nachschub von Z2 aufzufassen ist]

In Gedichten kann man alternativ zur normalen Rechtschreibung aber auch jede Zeile (oder jede Strophe) mit einem Großbuchstaben beginnen, unabhängig davon, ob hier ein neuer Satz anfängt oder nicht. Desweiteren ist es in kontemporären Gedichten üblich (aber natürlich nicht vorgeschrieben ;) ) auf eine Interpunktion ganz zu verzichten oder nur Punkte/Ausrufezeichen/Fragezeichen zu setzen, wo sie hingehören, aber Kommata wegzulassen oder alle Satzzeichen wegzulassen, außer dem Fragezeichen, wenn man denn eine Frage als solche kennzeichnen will. Wenn man solche alternativen Schreibweisen gebraucht, sollte man das m. E. aber möglichst konsequent einhalten.

Ein Schreibweise mit Verzicht auf Satzzeichen und durchgängiger Großschreibung am Zeilenanfang könnte also z. B. so aussehen:

Tagtraum nimmt mich auf
Das Ringsumher zerfällt zu Stille
Die andere Dimension

Stumm lächelst du mich an
Möchte mich verkriechen
Verkriechen in deinem Antlitz
Zu schön dieser Anblick

Alternativ ginge natürlich auch z.B. eine Schreibweise mit normaler Groß- oder Kleinschreibung am Zeilenanfang und Verzicht auf Satzzeichen. Entscheidend wäre m. E. wie gesagt, dass das möglichst konsistent erfolgt. :)

Was nun den Satzbau angeht, so hast Du die Möglichkeit eKys sinnvollen Korrekturvorschlägen zu folgen - dann hast Du eine "korrekte" Syntax. Es spricht aber m. E. auch gar nichts dagegen bewusst unvollständige Sätze zuzulassen; ja, eigentlich wäre dieser Angang zur insgesamt gemäßigt modernen Haltung Deines schönen Gedichts sogar sehr passend.

Ich habe hier mal eine leicht modifizierte Gesamtfassung als Gedankenanregung mit Verzicht auf Zeichensetzung außer Fragezeichen, Großschreibung am Strophenanfang und Zulassen unvollständiger Sätze, garniert mit ein paar probeweisen Abweichungen in der Formulierung. Wie gesagt, nur eine Anregung, kein Verbesserungsvorschlag. :)


Tagtraum meine Aufnahme
das Ringsumher zerfällt zu Stille
die andere Dimension

Stumm lächelst du
mich aus

Möchte mich verkriechen,
verkriechen in deinem Antlitz
zu schön dieser Anblick

Wer hat das erschaffen?
halte den Atem an
und breite die Arme aus

Dein Bild verliert
gegen den Himmel
das Gleißen
Gleiten

Ein Schwanenpaar
zieht      und meine
Hilflosigkeit
der Horizont


Unabhängig von meinen Anregungen finde ich, dass Agnetas Attribut punktgenau trifft: Ein sehr poetischer Text! Like!!! :)

S.
« Letzte Änderung: Juni 21, 2021, 16:32:54 von Sufnus »

horstgrosse2

Re: Zum Horizont
« Antwort #7 am: Juni 27, 2021, 13:15:23 »
@Sufnus

Sorry, lese die Antwort erst jetzt. Danke für die ausführliche Beschäftigung und die Passagen von dir. Du hast reichlich Energie reingesteckt. Wie gesagt, solche Texte wie dieser, "wächst" nicht an jeden Tag. 

Dein Zitat:

Stumm lächelst du
mich aus

Hmm, könnte man auch schreiben, wenn der innere Kern so fühlen würde.

Ok. danke dir für die vielen Punkte zum Text.

Danke dir tschüss.