Hi Gum!
Eine Variante von "Und täglich grüßt das Murmeltier" (Groundhog Day) ...

Interessant, warum der Protagonist es nie untermahm, sich gänzlich
neue Ichs (oder Selbstbilder, anders gesagt) zu erschaffen ...

Stattdessen ewiger Ringelpiez wie auf einem Zifferblatt, dessen Zeiger immer schneller rasen ...
Normalerweise entwickelt man sich - und damit seine Rollen, Selbstdefinitionen und Eigenbilder - stetig weiter, verliert manche "Ichs" oder legt sie ab wie aus der Mode gekommende Kleidung, und erschafft sich neue, passendere.
Hier aber nicht: Es bleibt immer bei derselben Auswahl in immer gleicher Abfolge. Man fragt sich, wie das sein kann. Ist der Protagonist zu wenig anpassungsfähig, oder der Gedanke des Gedichts zu wenig tragfähig, um menschliche Entwicklung adäquat zu umfassen?
Oder will uns das Werk etwas anderes sagen: Die ausweglose Alltagsmühle mit den ewig gleichen Abläufen vielleicht, die uns die immer gleichen Rollen aufzwingt, bis mit zunehmendem Alter die Tage zu rasen scheinen, bis sie ineinander verschwimmen, eine stupide Abfolge längst entseelter, starrer Rituale, getragen von Gewohnheit, der Illusion von Sicherheit dadurch, und der Angst vor unbewältigbarer Veränderung?
Da kann es wohl sein, dass man sich irgendwann einfach "gehen lässt", und das muss nicht mal ein Suizid sein. Ohne Lebenswille geht ein alter Körper nicht mehr viele Schritte ...
Gern gelesen!

LG, eKy