Autor Thema: Treibgut  (Gelesen 1552 mal)

Erich Kykal

Treibgut
« am: Dezember 23, 2010, 11:00:24 »
Wir alle treiben, und die Richtung reute
so manchen, der nie wußte: Ach, wohin?
Wir sickern wie von gestern in ein Heute,
und lügen uns Geborgenheit und Sinn.

Laut rufen wenige uns wach, die denken!
Wir hören zu wie Steine auf dem Feld
und rühren uns soviel wie sie und senken
die blinden Blicke, die kein Auftrieb hält.

Wir alle treiben auf der nackten Erde,
und sinken langsam ins Vergessen ein,
das uns begräbt; und unsere Gebärde
stirbt uns um Augenblicke hinterdrein.


Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

a.c.larin

  • Gast
Re:Treibgut
« Antwort #1 am: Dezember 26, 2010, 11:28:38 »
Lieber Erich,

das Treibgut - um es mal zu loben -
schwimmt wenigstens am Wasser oben!
Noch schlimmer wär der Bodensatz!
Drum suche ich mir meinen Platz

auf muntern Wellen, lass mich treiben,
um wenigstens am Licht zu bleiben!
Das ändert zwar am Treiben wenig,
doch heißts: Wer froh ist, ist ein König!

Man kann die Sache ja auch lieben:
Zu zweit wird mancher Spaß getrieben.
Wenn es sich schon nicht ändern lässt,
dann sei das Leben uns ein Fest!

Solange wir am Leben bleiben,
lass uns das Sterben hintertreiben
mit guter Laune, Frohgesang!
Was dann kommt, dauert ewig lang.....  ;)


Wie immer ein metrisch vollkommenes Gedicht aus deiner Feder, sprachlich auf hohem Nieveau  (w.n.a.z.e.w.)

lg, larin

cyparis

Re:Treibgut
« Antwort #2 am: Dezember 26, 2010, 18:14:23 »
Lieber Erich Kykal -

ohne Antwortgedicht.
Wie immer:
Wunderschön, fast vollkommen, ein Hochgenuß!

Submissest:

cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Erich Kykal

Re:Treibgut
« Antwort #3 am: Dezember 27, 2010, 13:10:11 »
Hi, Larin!

Wie nicht anders zu erwarten war? - G'schamster Diener, gnä Frau!

Du scheinst mich mit deinem Antwortgedicht aufrichten und trösten zu wollen. Vielen Dank für die freundliche Absicht, aber in diesem Fall unnötig. Das Gedicht ist zwar düster, spiegelt aber nicht meinen derzeitigen Seelenzustand wider. Es war sozusagen schlicht eine "Etüde" in Sachen Stimmungslyrik, eine Übung bezüglich Metrik und Feinabstimmung von Wortklang und Inhalt. So gesehen sind deine Zeilen wie Faschingsschellen, die eine ernste, stille Weihenacht zerreißen. Passt nicht zusammen! Dennoch dank ich dir für deine immer lebensbejahende Frohnatur! Sie hat mir schon so manches Mal geholfen!

Zwinker, eKy

(Und guten Rutsch, falls ich nicht mehr dazukomm...)


Hi, cyparis!

Submissest? Na, derlei Demut mag einem Priester anstehen, wenn er den Bischof grüßt! Unter Dichtern erbitte ich doch einen nicht ganz so untertänigen Tonfall! Stell dein Licht nicht unter den Scheffel - es strahlt weit in die reimelose, nüchterne Nacht der deutschen Lande! :) :-*

Vielen Dank für dein - wie fast immer - uferloses Lob! Wenn nur dieses juckende "fast" nicht wäre... So sag mir denn frei heraus, du Gute, was in deinen geübten Augen keine allumfassende Genade fand! Nur zu! Ich halt's aus - versprochen! ;)

Auch dir ein frohes Neues!

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

a.c.larin

  • Gast
Re:Treibgut
« Antwort #4 am: Dezember 29, 2010, 08:28:21 »
Wow, Erich!

ich hätte nicht gedacht, dass du das Abkürzungs - Rätsel so schnell lösen kannst!

Nein, ich will dich nicht aufrichten - bestenfalls wollte mein Lyr-ich deinem Lyr -ich einen kleinen Kontrapunkt beifügen.
"Narrenschelle" passt ja wenigstens in die Jahreszeit... :D

Ich weiß schon, dass man nicht alles für bare Münze nehmen soll, was die Schreiberlinge so schreiben..... ;)


Weil die Schreiber gerne schreiben,
dabei mächtig übertreiben:
"Schrecklich! Fruchtbar! Wunderschön!
Grandios! Ein Abgrund!"   Gähn-

manchmal ziehn sies in die Länge:
Hexametrische Gesänge,
siebzehn Strophen, wohlverkorkst!
(A hat B heut abgemorkst

wär davon die Qintessenz)
Doch mit starrer Vehemenz
tritt der  Dichter in die Breite,
in die Länge und die Weite

jedes kleinste Episödchen!
Schwängert wer ein dummes Mädchen?
Rumms! Schon schreibt Herr Goethe "Faust"
Johann Wolfgang, ach mir graust!

Deine Seele ist verloren
an den Teufel :"Dichterforen"
würde man das heute nennen!
Ehrlich muss ich nun bekennen:

Ich bin auch schon infiziert!
Was hiermit bewiesen wird.      ;D


so eine "frohnatur" wie du meinst,  bin ich übrigens auch nicht - ich blödel mich nur gerne über manche trübseligkeiten hinweg.
gewissermaßen als ein "ablenkungsmanöver"....

dein schönes gedicht wollte ich damit aber nicht verhunzen. ich hoffe, du verzeihst......
lg, larin

Erich Kykal

Re:Treibgut
« Antwort #5 am: Januar 08, 2011, 15:39:50 »
Liebe Larin!

Es gibt nichts zu verzeihen! Mein verbales Augenzwinkern sollte dich nicht verunsichern!
Ich finde es toll, dass du dir überhaupt soviel Mühe machst! Wunderbar!
Ein schöneres Kompliment kann es ohnehin kaum geben!


LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

cyparis

Re:Treibgut
« Antwort #6 am: Januar 08, 2011, 18:12:41 »
Lieber eky!


Mich stört lediglich das "hinterdrein".
Irgendwie hat es für mich einen Beiklang von Dialekt.
Mach Dir nichts draus!


cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Erich Kykal

Re: Treibgut
« Antwort #7 am: Januar 04, 2021, 11:52:07 »
"Hinterdrein" ist mitnichten ein Dialektbegriff. Das nur am Rande bemerkt ...
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.