Autor Thema: Schwarze Schafe  (Gelesen 1058 mal)

Sufnus

Schwarze Schafe
« am: August 19, 2019, 14:39:33 »
Und wieder was Älteres in leicht überarbeiteter Form.

Schwarze Schafe

Es ist nicht gut allein zu sein!
Der Mensch: ein Herdentier,
doch schließt die Herde ungern ein
das schwarzes Schaf in ihr
geheiligtes Revier.

Nenns Schafverstand, nenns hundsgemein,
so leicht gibts kein Quartier:
Es ist nicht gut, allein zu sein,
doch lieber zeigen wir
dem schwarzen Schaf die Tür.

Trägt da die böse Herde Schuld?
Ist so die Welt bestellt?
Wie immer auch die Antwort fällt,
wer sich ans Weltverbessern hält,
braucht eine Schafsgeduld.
« Letzte Änderung: August 22, 2019, 16:08:41 von Sufnus »

Erich Kykal

Re: Schwarze Schafe
« Antwort #1 am: August 19, 2019, 18:48:43 »
Hi Suf!

Interessante Form! S1 und 2 folgen dem Heberschema 4-3-4-3-3, S3 aber hat 4-3-4-4-3.
Auch das Reimschema wechselt: S1 und 2: ABABB, S3: ABBBA

Nicht dass ich was degegen hätte - der Kniff konzentriert die ganze Dynamik wunderbar auf die Conclusio hin!

Einzig: "hundsgemein" ist ein Adjektiv - du schreibst es aber groß.

Das "nenn's" schreibe ich immer noch mit Apostroph, da ein "es" involviert ist. Das ist zumindest mein Argument -  ;) in Wahrheit will ich mich einfach nur nicht manchen für mich allzu platt empfundenen Simplifizierungen der "Neuen Rechtschreibung" beugen und unterwerfen!  :P

Sehr gern gelesen!  :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: Schwarze Schafe
« Antwort #2 am: August 22, 2019, 11:37:35 »
Gut, lieber Sufnus,

das Thema ist ernst, aber der Rhythmus deiner Verse belebend munter. Die Toleranz mancher Gruppen für Abweichler ist sehr gering, sie brauchen das Schwarze Schaf dringend für ihren Fortbestand.

Sehr gern gelesen.
LG gummibaum

Erich Kykal

Re: Schwarze Schafe
« Antwort #3 am: August 22, 2019, 12:22:31 »
Genau, lieber Gum - damit eine Gruppe sich als solche definieren kann, braucht es immer mindestens einen, der nicht dabei ist - wenn man auf keinen runterschauen kann, was hätte so eine elitäre Rudelbildung sonst für einen Sinn!?  ;) >:D

Ich war in meiner Schulzeit immer dieses eine allerwichtigste soziale Element: Der, der nicht dabei war!   ;D::) 8)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Eleonore

  • Gast
Re: Schwarze Schafe
« Antwort #4 am: August 22, 2019, 13:19:01 »
Hallo Snufus,

ein schlimmes Phänomen sehr gut beobachtet.

Das Resümee zum Schluß gefällt mir - "Schafsgeduld" kann hier durchaus im doppelten Sinne gelesen werden, nämlich als Geduld mit der blö...ckenden Herde und auch Synonym für den langen Atem, den die Blödheit der Herde hat.

Ich habe schon sehr früh in meinem Leben alle schwarzen Schafe adoptiert sozusagen. Dies wurde mir mal in einem Zustand zwischen Wach und Traum bewusst, als ich die von der Herde Ausgespieenen an meinem inneren Auge vorbeiziehen sah und haltlos weinte vor Schmerz.
Selber wurde ich dann von meiner Herkunftsfamilie ins Aus getreten. Das war nicht besonders hilfreich beim Erwachsenwerden und eine gute Schule, wenn auch eine sehr harte - .

lG Eleonore

Sufnus

Re: Schwarze Schafe
« Antwort #5 am: August 22, 2019, 16:17:51 »
Ihr Lieben!
Vielen Dank für Eure freundlichen Anmerkungen! :) Ich hole immer mal wieder ältere Gedichte aus meiner Eilandzeit hervor und schraube nochmal etwas dran herum... eine oft ganz erhellende Ideen-Expedition mit archäologischem Touch. :)
Vielen Dank auch, eKy, für Deine Korrektur der Orthographie, der Hund ist jetzt - wie es sich gehört - ein klein(geschriebenes) Tierchen. Apostrophalisch bin ich aber den umgekehrten Weg gegangen, tatsächlich war ich ja in der Schreibweise innerhalb des Gedichts inkonsistent, hab jetzt aber das Auslassungsstrichelchen bei gibt's rausgeschmissen, liest sich so (find ich) etwas flapsiger, was gewollt ist. :)
Dein ironischer Hinweis auf die wichtige soziale Funktion schwarzer Schafe, von eKy so bestätigt, ist sehr bedenkenswert, lieber Gum! Schön, wenn sich jemand wie Eleonore dieser randständigen Wesen annimmt. :)
Lg!
S.

Martin Römer

  • Gast
Re: Schwarze Schafe
« Antwort #6 am: August 22, 2019, 18:42:20 »
Man sieht mich gewisserweise beglückt, hier teilweise unter geschlagenen Existenzen zu weilen.
Und noch mehr bin ich beglückt, wenn ich hin und wieder höre: eine Welt von Wirren und Geisteskranken.

Heute hat man es mit kindischer Psychopathie zu tun, die sich zu ebenso vernebelten wie offenen Orgien der Ichverklärung und des Tuns unglaublich aggressiv ergießt.
Das für die Machtausübung zuständige Pärchen Psychologie und Sozialpädagogik wird dabei als Perversion von zuweilen krassem Ausmaß betrachtet und wo das zu bunt wird, wird das abgestellt und in eine Anstalt entfernt.

Heißt: aus irgendwelchen Gründen usw. wurde ich niemals verdammt.
Die getriebenen Baby-Übermenschen sprangen einfach immer mal wieder so über mich hinweg.

Es ist nicht gut, allein zu sein.
Ich fühlte mich schlagartig an die mysteriöse Schönheit aus "Vertigo" erinnert, die in die Bucht springt, wenn der Unflat im Menschenherzen zu sehr kocht!
Der weißen Rose zuliebe möge man sich jeder Herde enthalten....
Ach ja! Im Grunde hab ich nie an ihr geschnuppert!
Das vernünftige Einandersichbegegnen muss jenseits der sonnigen Hügel und Zypressen zur Nacht liegen.
In Sibirien vielleicht.


Bald allerorts und nirgends heimisch:
M.

Agneta

  • Gast
Re: Schwarze Schafe
« Antwort #7 am: August 24, 2019, 11:46:36 »

Lieber Sufnus,

Die Herde, ja- sie ist das Ziel vieler. Je größer die Herde um einen ist, destp anerkannter scheint man in der Gesellschaft zu sein. Das schwarze Schaf ist der, der anders ist. Ob er schlechter ist, nur weil er schwarz ist ( also anders) ist nicht erwiesen.
Ich habe mal einen Apho geschrieben, der es ganz gut beschreibt, meine ich:
"Wenn hundert  Menschen in ein leckes Boot steigen, überlebt nur der, der es nicht tat.".
Dies ist also eine Grundsatzdiskussion, die deine beschriebenen Folgen bei standhafter Schwarzbleiberei nicht ausschließt.
Schmunzelgrüße von Agneta

Sufnus

Re: Schwarze Schafe
« Antwort #8 am: August 25, 2019, 19:05:42 »
Lieber Martin, liebe Agneta!
Vielen Dank für Eure wertvollen Anmerkungen! Ihr beleuchtet da, jeder von seiner Warte, die beiden Seiten ein und derselben Münze. Wie ist das mit den bis in die Wolle schwarzgefärbten Schafen, die sich einer Blondierung um der Herde willen verweigern?
Da ist die Sehnsucht, auch einmal dazu zu gehören und die Einsicht, dass, inmitten der Herde zu leben, einen hohen Preis verlangt: Aufgabe der persönlichen Freiheit, Aufgabe des eigenen Denkens. Es gibt hier keine Auflösung. Nur Appelle. An die Herde und an die Existenzen am Rand - der Aufruf, gedeihlich miteinander auszukommen. Ein schöner Traum?
Lg!
S.

Agneta

  • Gast
Re: Schwarze Schafe
« Antwort #9 am: August 25, 2019, 20:39:58 »
hach ja... das ist eine Diskussion nach meinem Geschmack GGG
Da ist die Sehnsucht, auch einmal dazuzugehören. Bei mirwar und  ist diese Sehnsucht nicht. Das erleichtert manches. GGg

Dazugehören, wann tut man das und warum will man das? Jeder braucht eine Gruppe, die ihm Halt bietet und der er vertrauen kann. Da habe ich aber immer meine Familie gewählt, der ich unbedingt vertrauen konnte. Vielleicht hatte ich Glück, so eine Familie zu haben. Dieses tragen wir nun auch an unsere Kinder weiter.
Wer so eine Familie nun nicht hat, der muss sich halt überlegen, welchen Preis er für die Blondierung zahlt. Letztendlich vermute ich, werden die weißen Schafe irgenwann, wenn der kleine Schwarze mal nicht so spurt, ihm vorwerfen, dass er ja gar  nicht richtig weiß ist. Eben nur blondiert.
Damit erledigt sich die Frage, welchen Preis man zahlt. Er ist zu hoch!
Da wir Gott sei Dank in einem freien Land leben, kann man also wählen. Man kann seine Bekannten, Freunde und die, mit denen man zu tun haben will frei wählen. Warum also möchte man dennoch zu einer Gruppe Weißer gehören, nur , weil sie lauter blöken? GGGGG Nein danke. Nicht mal unsere Hunde waren gruppenkonform. Wen wunderts...( kann wieder keine Smilies machen, hier wäre eins. Im Übrigen bestünde auch die Möglichkeit, eine Gruppe Schwarzer aufzumachen. Hat schon einmal bei mir gut gklappt. Amüsierte Grüße von Agneta

« Letzte Änderung: August 25, 2019, 20:46:35 von Agneta »