Hi, Cypi!
Schönes Gedicht. Man lässt sich von den lyrischen Bildern der Erinnerung mit überfluten - und wird von den letzten beiden Zeilen brutal ausgebremst!
Der spezielle Zauber ergibt sich auch aus der lockeren Abfolge 4- und 5-hebiger Zeilen (mit unbetontem Auftakt), die zuletzt jedesmal vom 3-hebigen Schlusssatz untermalt werden, der fast immer gleich lautet und erst in der Conclusio aufgelöst wird - dann aber mit Knalleffekt!
Dezennien her: die munt'ren Schnellen
"muntren" bedarf eigentlich keines Apostrophs. "Die" groß nach Doppelpunkt.fühl ich heute noch an meinen Zehen,
Betonter Auftakt. Altern.: (Komma am Ende der Vorzeile) "ich fühl sie heute noch an meinen Zehen,"wie sie sich meinen Fingern zugesellen
im Bücken, Tanzen, lachend Gehen
Komma am Zeilenende.dann meine Schritte zärtlich überquellen.
Das "dann" klingt komisch. Besser "wenn".Das war vor Deinem Tod.
Dezennien her: Da warst Du noch Dein eignes DU,
Zeile überlang. Altern.: "Dezennien her: Du warst noch DU,"da war Dir noch die sanfte Hand zueigen,
die mir im Zueinanderneigen
Zukunft bot und Kraft und Ruh;
Betonter Auftakt. Altern.: "so viel an Zukunft bot..."ein klares, helles IMMERZU!
Das war vor Deinem Tod.
Leerzeile zuviel.Dezennien her: Da drücktest Du noch Deinen Mund
Zeile überlang. Altern.: "Dezennien her: Du drücktest Deinen Mund"an meiner Stirne junges, Dir gegebnes Rund
Zu lang. "an meiner Stirne übervolles Rund"in dieser Wälder dunklen Fülle.
Du bautest mit an meinem Sein-Gerüst,
an dem die Zeit nicht frisst,
Zu kurz im Strophentakt. Altern.: "an dem kein reuiges Erinnern frisst,"nicht festgefügter, strenger Wille.
Betonter Auftakt. Altern.: (Komma weg am Ende der Vorzeile) "und auch kein festgefügter, strenger Wille."Das war vor Deinem Tod.
Leerzeile zuviel.Dezennien her: Ich mußte Dich begraben.
Du wolltest sehr, das SEHR zu wild;
Du wolltest alle Sterne, alle Himmel haben.
Zu lang im Strophentakt. Altern.: (Komma am Ende der Vorzeile) "und alle Sterne, alle Himmel haben."Dir ward an meiner Seite dieses Wollen nicht gestillt.
Zu lang. "Ich war zu schwach (klein), dein Durst blieb ungestillt:"Ich mußte Dich begraben.
Zu kurz. "Ich musste dich zu früh begraben."Diese Leerzeile zu streichen, wäre überlegenswert.Dies war doch m e i n e Not!
Zu kurz. "Dies alles war doch meine liebe Not!" Da sich die Erinnerung bis heute fortsetzt, wäre ein "Dies alles ist..." nicht passender?Wann bleibst Du endlich tot?
Die neue Version:Dezennien her: Die muntren Schnellen,
ich fühl sie heute noch an meinen Zehen,
wie sie sich meinen Fingern zugesellen
im Bücken, Tanzen, lachend Gehen,
wenn meine Schritte zärtlich überquellen.
Das war vor Deinem Tod.
Dezennien her: Du warst noch DU,
da war Dir noch die sanfte Hand zueigen,
die mir im Zueinanderneigen
so viel an Zukunft bot und Kraft und Ruh;
ein klares, helles IMMERZU!
Das war vor Deinem Tod.
Dezennien her: Du drücktest Deinen Mund
an meiner Stirne übervolles Rund
in dieser Wälder dunklen Fülle.
Du bautest mit an meinem Sein-Gerüst,
an dem kein reuiges Erinnern frisst
und auch kein festgefügter, strenger Wille.
Das war vor Deinem Tod.
Dezennien her: Ich mußte Dich begraben.
Du wolltest sehr, das SEHR zu wild,
und alle Sterne, alle Himmel haben.
Ich war zu klein, dein Durst blieb ungestillt:
Ich mußte Dich zu früh begraben.
Dies alles ist doch m e i n e liebe Not!
Wann bleibst Du endlich tot?
Ich hoffe, nirgendwo deine Intentionen verletzt zu haben. Ein sehr schönes Gedicht! Du solltest wirklich mal eine "Mappe der Besten" anlegen!
Allergernst gelesen und bearbeitet!
LG, eKy