Autor Thema: Zurück mein Traum  (Gelesen 1276 mal)

horstgrosse2

Zurück mein Traum
« am: September 04, 2014, 09:02:44 »
Zurück mein Traum



Oh Sonnenaufgang, reizende Gestalt,
bist meiner Seele Balsam und Verlangen.
Wir haben Sonnensegel aufgehangen,
weil Liebe wärmt und heilt, wird niemals alt.

Auch wenn die Zeit pulsiert und manchmal kühlt,
anstatt Verlangen nur Affären sprühen.
Das Feuer friert, und nur die Träume glühen.
und brennend Stroh, sich nicht, wie Hitze fühlt.


Zurück mein Traum, lass küssen mich und fliegen.
Die Welt kennt alles, Sonnenschein und Regen,
doch deine nackte Unschuld, schenkt mir Segen.


Doch Regenbogenfarben werden siegen!
Begehren wir, zum „Kleinen Tode“ streben.
Denn er vermag, die Sucht in uns zu weben.
...
..
.
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« Letzte Änderung: September 18, 2014, 09:10:49 von horstgrosse2 »

cyparis

Re:Zurück mein Traum
« Antwort #1 am: September 04, 2014, 10:53:52 »
Hallo, horstgrosse2 -


insgesamt ein wehmütiges Sonett, vor allem gegen das todessehnsüchtige Ende hin.
Müßte es nicht

zum stillen Tode

heißen?


Mitfühlenden Gruß
von
Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Erich Kykal

Re:Zurück mein Traum
« Antwort #2 am: September 04, 2014, 11:19:07 »
Hi, HG2!

Ein schönes Sonett mit leichten Schwächen, möchte ich sagen.

Was gleich auffällt, sind die umarmenden Reime der Quartette mit männlicher Kadenz. Es hätte klangrhythmisch gut gepasst, in die Mittelzeilen der Terzette ebenfalls eine männliche Kadenz einzufügen. So ändert sich der Duktus doch spürbar zwischen Quartetten und Terzetten. (Dass klassische Sonette nur weibliche Kadenzen haben sollten, brauche ich sicher nicht zu erwähnen - heute wird diese strenge Regel weitestgehend nicht mehr beachtet)
Ebenfalls auffällig das nachgerade zwanghaft wirkende Setzen eines Punktes an jedem Zeilenende, das nicht immer guttut. Gerade Sonette sollen ja weich und lyrisch getragen, melodisch klingen. Die kurzen Satzeinheiten zerhacken die Sprachmelodie - das klingt eher roboterhaft.


 Oh Sonnenaufgang, reizende Gestalt. Hier wäre ein Komma am Zeilenende angebrachter.
 Bist meiner Seele Balsam und Verlangen.
 Wir haben Sonnensegel aufgehangen. Hier auf jeden Fall ein Komma - einen Satz mit "Denn" zu beginnen ist bescheidener Stil!
 Denn Liebe strahlt und heilt, wird niemals alt. "strahlt" klingt mir fast zu radioaktiv hier. Wie wäre es mit "wirkt", "wärmt" oder so?


 Auch wenn die Zeit manchmal pulsiert und kühlt. Das "manchmal" passt nicht so recht ins Klangbild. Altern.: "Auch wenn zuweilen Zeit pulsiert und kühlt," Und: Auf jeden Fall Komma!
 Anstatt Verlangen nur Affären sprühen.
 Das Feuer friert, und nur die Träume glühen.
 So manches Stroh entfacht, wie Hitze fühlt. Die Aussage dieses Satzes ist mir unklar. "Wie Hitze fühlt", kann Stroh nicht "entfachen", bestenfalls "vermitteln" oder so. Falscher Begriff!


 Zurück mein Traum, lass küssen mich und fliegen. Hier hängt das "küssen" etwas vage in der Luft: Wen? Was? Warum?
 Die Welt kennt alles, Sonnenschein und Regen. Hier auf jeden Fall Komma!
 Doch deine nackte Unschuld schenkt mir Segen.
Warum ist hier plötzlich nur eine Leerzeile zwischen den Strophen? Bisher hast du immer 2 genommen.
 Denn Regenbogenfarben werden siegen. Zum "Denn" am Satzbeginn habe ich mich schon geäußert.  
 Begehren wir, zum Stillen Tote streben. Ein fürchterlich verquerer Satz mit Inversion und wirr in der Aussage: Was wird begehrt, und stehen die Satzteile inhaltlich in Beziehung? Wenn ja, warum streben Tote zum Stillen, wenn wir begehren??? Hieße es, wie Cypi meint, "zum stillen Tode" wäre die Großschreibung von "Stillen" falsch und dem Satzteil fehlte das Subjekt.
 Denn er vermag, die Sucht, in uns zu weben. Und wieder ein "Denn" vorneweg, zum dritten Mal! Wer "er"? Da fehlt jeder Bezug. Der Sonnenaufgang? Viel zu weit weg im Gedicht, um verständlich zu sein. Der Traum? In diesem Falle müsste es "du" heißen, denn eingangs der Terzette sprichst du ihn ja persönlich an. Die Kommata vor und nach "die Sucht" sind völlig überflüssig und falsch.
 

Deine Sprache ist wohlgesetzt und passend, an einigen Wendungen aber solltest du noch feilen, die sind (mir) schlicht unverständlich oder wirken geschraubt.

Insgesamt eine gute Leistung und darob gerne gelesen!

LG, eKy
« Letzte Änderung: September 04, 2014, 11:37:07 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

horstgrosse2

Re:Zurück mein Traum
« Antwort #3 am: September 04, 2014, 14:49:27 »

@Cyparis
@Erich



Grüße an euch.

Beide Sonette sind gestern Vormittag geboren worden. Auf der anderen „Insel“ wo ich auch, rumgeister, da gibt’s eine „Göttin“ die hatte zu einem etwas ungewöhnlichen Wettbewerb aufgerufen. Ein Liebes-Sonett, der derberen Art. Und der Horst, der nicht Nein sagen konnte, war dabei. Außerdem waren auch noch andere Schreiber dabei, die mehr oder weniger bekannt sind.

Somit sind diese zwei entstanden.

@Cyparis


Dein Zitat:“ insgesamt ein wehmütiges Sonett, vor allem gegen das todessehnsüchtige Ende hin.
„Müßte es nicht

zum stillen Tode

heißen?“

A: Redewendung für Orgasmus. „der Stille Tod“  (der kleine Tod, ist geläufiger)  (Sorry)

Tschüss.

@Erich


Hmm, hatte schon mit Mängel gerechnet, ging ja auch fix, das Schreiben, aber so einen Berg an Fehlerchen. Naja.
Trotzdem, erstmal danke für die viele Arbeit.

Klassische Sonette nur weibliche Endungen? Danke für die Info.


Habe deine Komma- Hinweise aufgenommen, müsste jetzt funktionieren.


Zum Thema „manchmal“, fast zwei neutrale Silben, nur das „mal“ wird etwas stärker betonnt. Man kann als variieren. Und im Kontext zur Sporadischen auf und ab müsste es schon passen. Oder du gibst mir Schützenhilfe, die überzeugt.
Dein Vorschlag drückt die „Zeit“ etwas außerhalb, des Aufnahmebildes. Irgendwie möchte ich sie „stärker“ sehen.

„Zurück man Traum“ bezieht sich wieder auf die positive „These“ Vers eins.

Zitat:Wer "er"? Da fehlt jeder Bezug. „


A: der „kleine Tod“


Return:

Danke Erich, danke.
So, ich habe jetzt noch viel Arbeit. Muss meine gesammelten Pilze putzen. (Hat jemand Lust mitzumachen?)
Grins.

Und tschüss.




cyparis

Re:Zurück mein Traum
« Antwort #4 am: September 04, 2014, 15:05:06 »
ich weiß, horstgroose2,

daß vor allem eine unbarmherzige steinerne gespreizte Vaterliebste immerr wieder auf den "kleinen Tod" hinweist.
Da nützt/nutzt sich ab.
(Von der Insel bin ich seit Jahren - die Gründe sind bekannt -verbannt. Daß Falderwald wieder auf dotcom erscheint, mag damit zusammenhängen - auch er will gelesen werden! ;D)

Wer französische Lyrrik kernnt, weiß "le petit mort" zu interpretieren.

Freundlichen Gruß
nochmals vorab


von
Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Seeräuber-Jenny

Re:Zurück mein Traum
« Antwort #5 am: September 04, 2014, 17:16:11 »
Hallo Horst,

ein Sonett? Ein Terzett fehlt ja, jedenfalls im Moment - „der kleine Tod“?

Trotzdem, auch das unvollständige Sonett gefällt mir! Schöne Zeilen über Liebe, Sehnsucht und Begehren. Bin gespannt auf das zweite Terzett!


Ein paar Vorschläge noch:

Oh Sonnenaufgang, reizende Gestalt,
bist meiner Seele Balsam und Verlangen.
Wir haben Sonnensegel aufgehangen,
denn Liebe wärmt und heilt, wird niemals alt.
(dann ergäbe sich ein korrekter Nebensatz)

Auch wenn die Zeit Begierden manchmal kühlt, ("pulsiert und kühlt" erscheint mir widersprüchlich, "manchmal" würde ich ebenfalls auf der 1. Silbe betonen)
anstatt Verlangen nur Affären sprühen,
d
as Feuer friert, und nur die Träume glühen,
und brennend Stroh sich nicht wie Hitze fühlt.
(die Kommas weg)

Zurück mein Traum, lass küssen mich und fliegen.
Die Welt kennt alles, Sonnenschein und Regen,
doch deine nackte Unschuld schenkt mir Segen.
(das Komma weg)

Zum Pilze putzen komm ich gern, wenn ich danach auch mitessen darf. Wer weiß, vielleicht ist sogar zufällig ein Psylo dabei...  ;D

Lieben Gruß
Jenny

***

Hi Erich,

welches klassische Sonett? Alle Arten des Sonetts lassen doch sowohl männliche als auch weibliche Kadenzen zu.

Martin Opitz: "Ein jeglich Sonnet [sic!] aber hat viertzehen verse / vnd gehen der erste / vierdte / fuenffte vnd achte auff eine endung des reimens auß; der andere / dritte / sechste vnd siebende auch auff eine. Es gilt aber gleiche / ob die ersten vier genandten weibliche termination haben / vnd die andern viere maennliche: oder hergegen. Die letzten sechs verse aber moegen sich zwar schrencken wie sie wollen; doch ist am braeuchlichsten / das der neunde vnd zehende einen reim machen / der eilffte vnd viertzehende auch einen / vnd der zwoelffte vnd dreyzehende wieder einen."
(Uni Duisburg)

Die einzelnen Verse (Zeilen) des italienischen Sonetts sind Endecasillabi (Elfsilbler) mit meist weiblicher Kadenz.
Dem entspricht im Deutschen der fünfhebige Jambus, dessen Kadenz weiblich (11 Silben) oder männlich (10 Silben) sein kann. (…)
In der französischen Klassik und in der ersten Rezeptionsphase in Deutschland während der Barockzeit war das bevorzugte Versmaß der Alexandriner, ein sechshebiger Jambus mit Zäsur in der Mitte (…)
(auch hier beide Kadenzen möglich, J.)
In die englische Literatur hielt das Sonett im 16. Jahrhundert Einzug. (…) das Versmaß war der jambische Fünfheber mit - seltener - weiblicher oder - häufiger - männlicher Kadenz. (…)
Auch in Deutschland gilt der jambische Fünfheber seit A. W. Schlegel als Idealform mit männlicher (stumpfer) oder weiblicher (klingender) Kadenz.
(Wikipedia)


Lieben Gruß
Jenny
« Letzte Änderung: September 04, 2014, 20:30:04 von Seeräuber-Jenny »
Ideale sind wie Sterne. Wir erreichen sie niemals, aber wie die
Seefahrer auf dem Meer richten wir unseren Kurs nach ihnen.
Carl Schurz

horstgrosse2

Re:Zurück mein Traum
« Antwort #6 am: September 18, 2014, 09:11:05 »
@Jenny




Grüße.

Sorry für die Wartezeit. Das Terzett ist beim kopieren verschwunden gewesen. Habs eingefügt, danke.

Zitat:

Auch wenn die Zeit manchmal pulsiert und kühlt,
anstatt Verlangen nur Affären sprühen.


Diese obere Zeile ist eigentlich der Unteren als „Schlüssel“ angedacht worden. Also „Zeit“  kann man sowieso als Einzeleinheit nicht fassen. Nur ihre momentan bringenden Eigenschaften, die kann man aufnehmen. „Pulsiert“ ist hier ein Oberbegriff für alle Möglichkeiten, die auftreten könnten, im Mentalen oder in anderen Bereichen. Nie ist das Leben ausgewogen, neutral. Und bezogen auf die nachfolgende Zeile sowieso nicht.


„Manchmal“ Xx. Tja richtig dein Einwand. Da habe ich nicht gepennt, sondern das Wort dem Jambusfluss folgend gebeugt.

Ich werde es ändern:


Auch wenn die Zeit pulsiert und manchmal kühlt.

Das mit dem Kommas, die da angemeckert würden. Frage:“Kann man die zur Unterstützung des Textes, (Rhetorik) nicht stehen lassen??

So, ich schließe jetzt. Muss fort, der Wald ruft.

Tschüss.