Autor Thema: Die Hüterin  (Gelesen 1773 mal)

Meishere

  • Gast
Die Hüterin
« am: M?RZ 23, 2015, 22:34:15 »
Wo Sterne nur glimmen und Mondschein einst glänzte,
wo Dunkles mit Trauer zu Angst sich ergänzte,
dort findet man mich zu all denkbarer Stund,
dort schloss ich mit ihnen den eisernen Bund.

Mit ihnen, mit allen, die träumend dort wandeln,
verlorene Seelen, nicht fähig zu handeln,
den Bund, der oft lange und länger besteht,
so lang wie die Seele den Dunkelpfad geht.

Ich kose und streichle die schwachen Gemüter,
bin ihnen der einzige sichere Hüter.
Man gab mir auch Namen und hat mich benannt,
und so bin ich dir wohl als Hoffnung bekannt.
« Letzte Änderung: April 06, 2015, 18:22:30 von Meishere »

Letreo71

Re:Die Hüterin
« Antwort #1 am: M?RZ 25, 2015, 10:25:42 »
Immer wenn du denkst "es geht nicht mehr" - dann kommt von irgendwo...ein Lichtlein her...

Lieber Meishere,

wunderbar Deine Beschreibung, sie gibt Kraft und läßt hoffen.

Bin gerne eingetaucht. Danke.

Liebe Grüße,

Letreo

Meishere

  • Gast
Re:Die Hüterin
« Antwort #2 am: M?RZ 25, 2015, 10:33:43 »
Danke, Letreo :)

Schön, dass es dir gefällt.
Und dein kleiner Reim zu Beginn fasst es sehr gut zusammen :)

Kraft gibt nicht das Gedicht, sondern die Hoffnung, an die es erinnert ;)

LG,
Meishere

cyparis

Re:Die Hüterin
« Antwort #3 am: M?RZ 25, 2015, 11:02:11 »
Lieber Meishere,


das ist sehr schön und hochpoetisch!
Ja, so ist die Hoffnung - so wie Du sie beschrieben hast.
Wie oft ist die das Einzige, was uns am Leben erhält!


Freundlichen, lieben und dankbaren Gruß
von
Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Meishere

  • Gast
Re:Die Hüterin
« Antwort #4 am: M?RZ 25, 2015, 14:39:51 »
Danke dir, cyparis :)

Da hast du wohl recht, oft käme man ohne Hoffnung wohl nicht mehr weiter.

LG,
Meishere

gummibaum

Re:Die Hüterin
« Antwort #5 am: M?RZ 25, 2015, 23:25:56 »
Hallo Meishere,

der Daktylus ist gut durchgehalten. Nur vor "Hoffnung" fehlt eine Silbe (die). Inhaltlich ging es dir darum, Wirkungsbereich und Eigenschaften einer seelischen Kraft zu zeigen und zwar, indem diese sich selbst vorstellt. Mir persönlich etwas zu vage: die Eigenschaften der Hoffnung und der Seelen, um die sie sich kümmert, müssten doch schärfer und eindringlicher zu fassen sein.

LG gummibaum

     

Meishere

  • Gast
Re:Die Hüterin
« Antwort #6 am: April 05, 2015, 18:30:46 »
Hallo Gummibaum,
danke für deinen Kommentar :)

Zur Metrik: Hm, das erschließt sich mir gerade nicht ganz. Es mag sein, dass es eher unklug ist, dass im letzten Vers mehr als die Hälfte der Silben zu einsilbigen Wörtern gehören und die dann auch noch alle am Anfang stehen. Aber wenn man den letzten Vers metrisch so wie die vorigen betrachtet (daktylisch mit Auftakt) erhält man doch folgendes Muster:
und so bin ich dir wohl als Hoffnung bekannt.
Vielleicht irre ich auch  ???

Zum Inhalt: Das finde ich hingegen sehr nachvollziehbar :)
Es stimmt schon. Das ganze ist inhaltlich recht vage geschrieben. Der Gedanke war eher das "Spiel" damit, dass jeder Leser sicherlich sowieso schon seine eigenen Erfahrungen mit Hoffnung und Seele gemacht hat und sie sich ganz persönlich vorstellt. Und das Gedicht könnte vielleicht eine Art Konsens dieser Vorstellungen bilden.
Naja.. Ich fürchte dafür ist es dann aber doch wieder zu sehr durch eigene Gedanken beeinflusst.

Ja, ich muss zugeben. Wenn ich es jetzt erneut lese und unter dem Gesichtspunkt deiner Kritik, dann wirkt es mir auch etwas zu "lasch" ;)
Danke, dass du mich daruf hingewiesen hast.

LG,
Meishere

Erich Kykal

Re:Die Hüterin
« Antwort #7 am: April 06, 2015, 10:34:33 »
Hi, Mei!

Sehr gern gelesen, das! :)

Mag sein, dass es drastischere Bilder gibt, das Thema zu fassen, wie Gum sagt - mir gefällt allein schon die komplexe und lyrische Sprachführung. Auch den Rhythmus der Kadenzen hast du schön regelmäßig gehalten (wwmm).

S1Z3 - Persönlicher und Wortwiederholung "dort" vermeidend: "da findest du mich jede zweifelnde Stund," Auch das steife und etwas bemühte "all denkbarer" könnte man so sprachlich weicher und eingängiger umschreiben.

S1Z4 - "eisern" klingt so fesselnd und schmerzhaft hart - Hoffnung sollte ja als positv empfunden werden. Ein anderes Adjektiv wäre ratsam: "... den zärtlichen Bund."?

S2Z2 - Für einen eindeutigen Rhythmus würde ich das "unfähig" durch "nicht fähig" ersetzen.

S2Z3 - Das "oft" würde ich durch "so" ersetzen, dafür in

S2Z4 - "wie lang auch die Seele den Dunkelpfad geht." schreiben, um die Wortwiederholung zu vermeiden.

S3Z3 - Komma am Zeilenende.


Wie gesagt - sehr gern gelesen - und kommentiert! ;)

LG, eKy

« Letzte Änderung: April 06, 2015, 19:00:32 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Meishere

  • Gast
Re:Die Hüterin
« Antwort #8 am: April 06, 2015, 17:04:18 »
Hi, eKy!

Deine Kommentare erfreuen mich ja immer besonders, zusammen mit denen Gummibaums, ich habe das Gefühl, da kommt die meiste konstruktive Kritik!
Das soll natürlich nicht beleidigend für alle anderen sein, aber ich denke die werden mir da sowieso zustimmen :p

Erstmal so viel: Deine Tipps gefallen mir gut. Soetwas will ich lernen!  ;)
Aber zu S1Z3, da hast du dich wohl vertippt oder so? "da findest du mich zu jede zweifelnde Stund" hört sich grammatikalisch etwas seltsam an, wie ich finde.

Und jetzt muss ich leider erstmal los, werde aber nochmal hierauf zurückkommen!

Bis dahin liebe Grüße,
Meishere

Edit: So, da bin ich wieder ;)

Zu S1Z3: Das mit dem 'dort' könnte man vermeiden, ja. Ich dachte es könnte dazu dienen, zu betonen, dass es sich um diesen speziellen Ort handelt. Aber ich kann auch nachvollziehen, dass es unschön gedoppelt wirkt. Mit der persönlicheren Ansprache würde ich aber nicht mitgehen, da die ja bewusst erst ganz zum Schluss kommt und auch im restlichen Gedicht "man" und "ihnen" steht.

S1Z4: Nachvollziehbar. Und gleichzeitig haben wir da wohl vollkommen andere Assoziationen ??? Da du aber doch einige mehr an Lebenserfahrung mitbringst, würde ich mich mal auf dein Urteil verlassen :p
Für mich hat eisern eigentlich eher den Beiklang von stärkstem Zusammenhalt (als Berliner denke ich da natürlich sofort an "Eisern Union" :p).

S2Z2: Auf jeden Fall! Auf sowas komme ich immer nicht. Danke dir :)

S2Z3/4: Hm.. Da bin ich etwas unschlüssig. Würde dadurch nicht die Aussage verändert? "oft lange und länger" heißt ja gleichzeitig "manchmal auch nur kurz". Und dann eben "so lang" bis nicht mehr benötigt. Das würde dann verloren gehen, meinst du nicht?

S3Z3: Wird gemacht. Aber ich habe doch gelernt, vor "und" kein Komma! Jedes Mal bin ich am überlegen ob ich dann am Zeilenende eins machen soll oder nicht.

Wie gesagt - sehr gern kommentiert worden - und geantwortet! ;)

LG,
Meishere
« Letzte Änderung: April 06, 2015, 18:21:40 von Meishere »

cyparis

Re:Die Hüterin
« Antwort #9 am: April 06, 2015, 18:24:15 »
Aber ja, lieber Meishere, ich stimme Dir zu.
Für die profunden und konstruktiven Kommentare bin  i c h  garantiert nicht zuständig.
Ich gebe lediglich Gefallensbekundungen von mir.

Zu mehr tauge ich kommentarlich leider nicht. :)

Ganz lieben Gruß
von
Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Meishere

  • Gast
Re:Die Hüterin
« Antwort #10 am: April 06, 2015, 18:28:31 »
Ach, liebe cyparis,

das hört sich ja so an, als wäre das etwas besonders schlimmes!
Aber alle Kommentare sind doch am Ende in ihrer Gesamtheit zu betrachten.

Und "Gefallensbekundungen" sollten nicht unterschätzt werden.
Man sieht ja gerne auch mal Beispiele, wo das deutlich daneben geht (wenn das dann auch meist "Missfallensbekundungen" sind ;)).

In diesem Sinne: Immer schön weiter kommentieren :p

LG,
Meishere

Erich Kykal

Re:Die Hüterin
« Antwort #11 am: April 06, 2015, 19:05:47 »
Hi, Mei!

Gemeint hatte ich: "da findest du mich jede zweifelnde Stund," - ich hatte das "zu" schlicht überlesen und es nicht entfernt. Sorry.

Von wegen "so" - die Kernaussage bleibt erhalten. Es spielt ja eigentlich keine Rolle, wie "oft" das Beschriebene der Fall ist, das Wesentliche ist, DASS es passiert, und im Zweifel ist hier "so" die lyrisch und sprachmelodisch wertigere Alternative.

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: Die Hüterin
« Antwort #12 am: April 12, 2015, 22:08:00 »
Sorry, Meishere,

ich habe mich mit dem letzten Vers vertan. Er ist metrisch völlig in Ordnung.

LG gummibaum