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Wo Enzian und Freiheit ist / Re: Dunkle Flecken
« am: April 30, 2021, 15:48:12 »
Hi AL!
Ich möchte Deinen Kommentar unterstreichen, aber auch noch einmal darauf hinweisen, dass der wesentliche Punkt des Gedichtes nicht die Schilderung einer Demenz ist (Du weist ja ganz richtig darauf hin, dass hier keine klinische Beschreibung eines typischen Verlaufs gegeben wird).
Nein - um die Demenz geht es hier eigentlich nicht - dann wäre es auch ein ziemlich unsinniges Gedicht, denn was wäre dann wohl "die Botschaft"?
- Dass Demenz ein Problem ist? Banal! Ärgerlich, einem potentiellen Leser dafür Lebenszeit zu stehlen!
- Dass auch ein Demenz-Erkrankter eine sehr hohe Lebensqualität haben und äußerst erfüllt mit der Demenz leben kann? Schon besser, aber in einem Prosatext viel nachvollziehbarer als in einem Gedicht auszudrücken.
- Dass Angehörige von Demenzerkrankten sich auch um Hilfe für sich selbst kümmern sollten? Auch ein wichtiges Thema, aber bitte ebenfalls nicht als Gedicht verfassen - hierfür ist Ratgeber-"Literatur" da.
Also: Der springende Punkt in gums Gedicht ist die "fröhliche" Frage ganz am Schluss und die will keine betuliche Ratgeberrhetorik zum Thema Demenz bieten, die will jeden (auch und gerade nicht-demente Zeigenossen) dazu bringen, einmal darüber nachzudenken, wie unser Denken sich auf das Gedächtnis auswirkt und vice versa. Denn unser Gehirn editiert in hohem Maße unser Gedächtnis und formt es (oft kontrafaktisch!) zu Bildern, die uns genehm sind. Umgekehrt wirkt aber das, was wir in Erinnerungschleifen aus den Untiefen unseres Bewusstseins ans Tageslicht befördern auch wieder auf unser Denken zurück und modifiziert unser Gehirn, bis hinein in nachweisbare strukturelle Veränderungen. Man denke (sic!) an Kästner: "Die Erinnerung ist eine mysteriöse / Macht und bildet den Menschen um... ". Das geht weit über den Bereich der Demenz hinaus.
LG!
S.
Ich möchte Deinen Kommentar unterstreichen, aber auch noch einmal darauf hinweisen, dass der wesentliche Punkt des Gedichtes nicht die Schilderung einer Demenz ist (Du weist ja ganz richtig darauf hin, dass hier keine klinische Beschreibung eines typischen Verlaufs gegeben wird).
Nein - um die Demenz geht es hier eigentlich nicht - dann wäre es auch ein ziemlich unsinniges Gedicht, denn was wäre dann wohl "die Botschaft"?
- Dass Demenz ein Problem ist? Banal! Ärgerlich, einem potentiellen Leser dafür Lebenszeit zu stehlen!
- Dass auch ein Demenz-Erkrankter eine sehr hohe Lebensqualität haben und äußerst erfüllt mit der Demenz leben kann? Schon besser, aber in einem Prosatext viel nachvollziehbarer als in einem Gedicht auszudrücken.
- Dass Angehörige von Demenzerkrankten sich auch um Hilfe für sich selbst kümmern sollten? Auch ein wichtiges Thema, aber bitte ebenfalls nicht als Gedicht verfassen - hierfür ist Ratgeber-"Literatur" da.
Also: Der springende Punkt in gums Gedicht ist die "fröhliche" Frage ganz am Schluss und die will keine betuliche Ratgeberrhetorik zum Thema Demenz bieten, die will jeden (auch und gerade nicht-demente Zeigenossen) dazu bringen, einmal darüber nachzudenken, wie unser Denken sich auf das Gedächtnis auswirkt und vice versa. Denn unser Gehirn editiert in hohem Maße unser Gedächtnis und formt es (oft kontrafaktisch!) zu Bildern, die uns genehm sind. Umgekehrt wirkt aber das, was wir in Erinnerungschleifen aus den Untiefen unseres Bewusstseins ans Tageslicht befördern auch wieder auf unser Denken zurück und modifiziert unser Gehirn, bis hinein in nachweisbare strukturelle Veränderungen. Man denke (sic!) an Kästner: "Die Erinnerung ist eine mysteriöse / Macht und bildet den Menschen um... ". Das geht weit über den Bereich der Demenz hinaus.
LG!
S.